ÖPNV

Kleinstadt beantragt Geld für autonomen E-Linienbus

Es gibt bisher bundesweit nur zwei fahrerlose Buslinien im öffentlichen Raum: in Bad Birnbach. Die Stadt Unterschleißheim schickt sich an, die dritte Linie zu bekommen. So soll ein kleiner, ländlicher Stadtteil erstmals abgedeckt werden. Elektrisch soll der Bus auch noch sein.
27.08.2018

Die Stadt Unterschleißheim bei München ist im April 2018 das "Zentrum für autonomes Fahren" von BMW geworden. BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich und Bürgermeister Christoph Böck (von rechts schauen Ministerpräsident Markus Söder zu, wie er bei der Eröffnung Platz nimmt.

Der Ferienausschuss des Unterschleißheimer Stadtrates hat jüngst beim Bundesverkehrsministerium (BMVI) Forschungsgelder für ein Pilotprojekt mit einem autonom fahrenden Linienbus beantragt. Dies berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag.

Demnach soll der fahrerlose Bus einen ländlichen Stadteil, Riedmoos, über öffentliche Straßen ans Zentrum und an die anderen Nahverkehrslinien der 29.000-Einwohner-Stadt anbinden. Der Kreis München plant bisher eine konventionelle Buslinie. Diese Planung würde dann hinfällig.

Sitz des BMW-Zentrums für autonomen Fahrens

Die Kleinstadt weist zwei, bald drei Buslinien im Münchner Verkehrsverbund (MVV) auf, betreibt sie aber nicht. Ihre Stadtwerke sind im Wesentlichen Bauhof und Wasserversorger. Die Linien gehören vielmehr einem Deutsche-Bahn-Konzernunternehmen, den VBR. Der Konzern unterhält seit Oktober 2017 im ebenfalls bayerischen Bad Birnbach die eine öffentliche Buslinie ohne Fahrer in Deutschland, die andere testen bis September die Stadtwerketochter Mainzer Mobilität und die R+V Versicherung am Rheinufer. Der autonome "Shuttle" der BVG in der Berliner Charité dagegen fährt auf nichtöffentlichen Straßen.

Das gerade die Stadt Unterschleißheim Richtung autonomes Fahren geht, ist naheliegend: Im April eröffnete BMW in der Kommune nördlich von München sein "Zentrum für autonomes Fahren" mit perspektivisch 1000 Beschäftigten.

Mit E-Motor durch Landschaftsschutzgebiet

Die beantragten Fördergelder würden in eine Studie über ein Elektromobilitätskonzept fließen. In ihr sollen nach einem Jahr Bearbeitungszeit Empfehlungen stehen für eine angemessene Ladeinfrastruktur, für eine optimale Linienführung und für eine Skalierung im Kreis München. Das heißt, einen Elektroantrieb soll der Bus auch noch haben. Dies hätte für die Stadt den Charme, dass sie zusätzlich emissionsfrei über Straßen in einem Landschaftsschutzgebiet einen Badesee anbinden könnte.

Eine Kooperation mit BMW bei dem Piloten ohne Pilot sei nicht gesetzt, betont das Rathaus. (Zumal BMW keine Busse herstellt.) Auch etwa die Deutsche Bahn sei als Technologiepartner denkbar. (geo)