ÖPNV

Länder gehen Wissing wegen 49-Euro-Ticket an

Kritik aus unterschiedlichen Landesregierungen an mangelnder Vorbereitung. Der Streit geht dabei auch um Papierfahrscheine.
23.01.2023

Auch den Mai sehen die Länder als Einführungstermin für das 49-Euro-Ticket mittlerweile in Gefahr.

Der Start des deutschlandweiten 49-Euro-Tickets für Busse und Bahnen könnte sich ein weiteres Mal verzögern. Ursprünglich sollte es Anfang 2023 losgehen. Dann war der 1. April im Gespräch. Schließlich sprach Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) von einem Start „nicht später als der 1. Mai“. Mehrere Länder sehen nun selbst diesen Termin gefährdet. Bremen, Baden-Württemberg und Bayern kritisieren die Vorbereitungen Wissings scharf und schieben ihm die Schuld für die Verzögerung zu.

„An uns Ländern liegt es nicht, dass sich das 49-Euro-Ticket verzögert“, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir sind verwundert, dass der Bundesverkehrsminister mit den Vorbereitungen nicht vorankommt.“ Wissing selbst habe das deutschlandweite Ticket für Busse und Bahnen schließlich ursprünglich bereits zum Jahreswechsel einführen wollen.

Weg für pragmatische Lösungen freimachen

Die Länder und die Verkehrsverbünde seien zu einer raschen Einführung bereit, sagte Hermann zudem der Deutschen Presse-Agentur. Es dürfe aber keine unnötigen Verzögerungen mehr geben, das Bundesverkehrsministerium müsse vielmehr „den Weg für pragmatische Lösungen freimachen“. Damit das Ticket von möglichst vielen Menschen genutzt werden könne, sollten bis zum Jahresende neben dem digitalen Angebot auch Papierfahrscheine zulässig sein. „Dies ist gerade für Kinder und für Erwachsene ohne Smartphone wichtig, um ihnen den Zugang zum Deutschlandticket zu ermöglichen“, sagte Hermann. Es könnten auch nicht alle Verkehrsunternehmen aus dem Stand die digitalen Zeitkarten verkaufen.

Außerdem sollten die von Arbeitgebern bezuschussten Jobticketmodelle sowie die Studierendentickets in das 49-Euro-Ticket integriert werden, sagte Hermann. Er forderte vom Bund „mehr Verständnis und Beweglichkeit für praktische Lösungen“.

Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) lehnt Wissings Plan ab, das Ticket nur digital anzubieten. Im „Münchner Merkur“ forderte er außerdem, bei der Aufteilung der Einnahmen aus dem Ticket müssten die kleineren Unternehmen im ländlichen Raum ihr Auskommen haben.

FDP-Konter: In der Vereinbarung heißt es digital

Die FDP-Fraktion in Baden-Württemberg erinnert hingegen an Vereinbarungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ländern. Dort heiße es zweifelsfrei digital und deutschlandweit, sagte der FDP-Verkehrsexperte Christian Jung. Daran solle man sich halten und zügig die Vorbereitungen treffen. Außerdem müsse man kein Smartphone besitzen, es reiche eine Chip-Karte.

Am Wochenende hatte bereits Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) gewarnt, der Start zum 1. Mai sei akut in Gefahr. Wissing blockiere die Umsetzung, warf sie dem Liberalen vor. Das Bundesverkehrsministerium hingegen hatte zuletzt erklärt, für die Umsetzung des Tickets seien in erster Linie die für den ÖPNV zuständigen Länder und Verkehrsunternehmen zuständig. (dpa)