ÖPNV

Münchner Stadtrat trotz drastischer Warnung für Option auf U-Bahn

Unter dem Münchener Hauptbahnhof soll die potenzielle neue U-Bahn fahren. Nun soll der Rohbau für die Station angefertigt werden. Kommt die U9 aber nicht, würden Hunderte Millionen Euro versenkt.
30.11.2022

Der Münchner Stadtrat hat sich für den Rohbau für die potenzielle U9 ausgesprochen.

Der Münchner Stadtrat hat sich trotz einer drastischen Warnung der Stadtkämmerei für das Offenhalten der Option auf eine neue U-Bahn ausgesprochen. «Ich weiß, dass viele Bauchgrummeln haben, meine Begeisterung ist auch überschaubar - aber ich weiß, dass es eine Zukunftsentscheidung ist», sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch in der Vollversammlung mit Blick auf die noch ungeklärte Finanzierung.

Hintergrund ist, dass die mögliche neue U9 erst in ferner Zukunft Realität werden könnte - aber heute schon im Zuge der Bauarbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke ein U-Bahnhof unter dem Münchner Hauptbahnhof in Grundzügen mitgebaut werden müsste. Ohne dieses «Vorhaltebauwerk» ist ein nachträglich gebauter Halt am Hauptbahnhof nicht mehr vertretbar - und ohne Stopp am Hauptbahnhof macht die als Entlastung der bestehenden Nord-Süd-Linien gedachte U9 keinen Sinn, zitierte Reiter die Fachleute.

662,6 Mio. Euro fließen in den Rohbau

Eine breite Mehrheit der Abgeordneten stimmte deshalb für das Vorhaben und bewilligte weitere Mittel für das Vorhaltebauwerk. In Summe fließen somit mindestens 662,6 Millionen Euro in den Rohbau und in entsprechende Planungsarbeiten - Geld, das verloren wäre, würde die U9 später nicht gebaut.

Die Stadtkämmerei hingegen hatte klipp und klar betont: «Wir empfehlen aus der Vorhaltemaßnahme (...) auszusteigen.» Die Begründung: Selbst wenn für die U9 später unerwartet viele Fördergelder flössen, sei die von der Kommune noch aufzunehmende Summe zu viel für den klammen Stadtsäckel. Die derzeit auf rund vier Milliarden Euro geschätzten Baukosten dürften demnach bis zur geplanten Fertigstellung Ende der 2030er Jahre auf 9 bis 10 Milliarden Euro steigen. Davon müsste München selbst im günstigsten Szenario 6,2 bis 6,7 Milliarden Euro alleine tragen.

Wortmann: Es ist ein "gutes Signal"

Stadtwerke München-Geschäftsführer für Mobilität und MVG-Chef, Ingo Wortmann, lässt sich zu den aktuellen Beschlüssen in einem Pressestatment zitieren: "Ich freue mich, dass der Stadtrat mit seiner Entscheidung weiter in den Nahverkehr investiert. Damit können wir die Verkehrswende zwar noch nicht erreichen. Aber immerhin konnten durch zusätzliche Mittel aus dem Haushalt für das kommende Jahr wenigstens zunächst Leistungskürzungen abgewendet werden."

"Dass der Stadtrat sich zur U9 bekannt hat, ist ein gutes Signal für die Fahrgäste der nachfragestärksten Linien U3 und U6 sowie für die UBahnhöfe in der Innenstadt", so Wortmann. Mit der Entscheidung für die Finanzierung des zukünftigen U9-Bahnhofs am Hauptbahnhof könne die SWM die Planung der Entlastungsspange weiter vorantreiben.  (dpa/gun)