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Stellantis übernimmt Carsharing von BMW und Mercedes

Mercedes und BMW trennen sich von ihrem defizitären Carsharing-Dienst. Der französisch-italienische Stellantis-Konzern weiß nach eigenen Angaben, wie man damit Geld verdienen kann.
03.05.2022

Der Automobilhersteller Stellantis versucht sein Glück im Geschäft mit dem "Autoteilen". (Symbolbild)

BMW und Mercedes-Benz verkaufen ihre gemeinsame Carsharing-Tochter Share Now an den französisch-italienischen Autokonzern Stellantis. Eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet und Stillschweigen über die Details vereinbart worden, teilten die Unternehmen mit. Die Zustimmung der Kartellbehörden stehe noch aus.

Die deutschen Automobilkonzerne wollten nun ihren gemeinsamen E-Auto-Ladedienst Charge Now und ihre Mobilitäts-App Free Now ausbauen. Dort erhalten Kunden über Partner wie Sixt, Miles oder auch Share Now Zugriff auf 180.000 Fahrzeuge in über 150 Städten sowie auf E-Scooter, E-Bikes, Chauffeur-Autos und Taxis.

300.000 Ladepunkte in Europa

"Die neue Ausrichtung ermöglicht uns die schnellere Skalierung unserer Aktivitäten und somit in kürzester Zeit weiteres, profitables Wachstum", sagte BMW-Manager Rainer Feurer. Ladedienst und Multi-Mobilitäts-Plattform seien zwei zentrale Geschäftsfelder mit hohem Wachstumspotenzial.

Im vergangenen Jahr habe Free Now die Zahl der Transaktionen fast verdreifacht, im laufenden Jahr würden zehn neue Partner auf der Plattform integriert. Charge Now biete über den Dienstleister DCS Zugang zu 300.000 Ladepunkten in Europa samt kompletter Abrechnung.

Share Now mit roten Zahlen

Share Now entstand 2019 durch Zusammenlegung von Daimlers Carsharing car2go mit DriveNow von BMW - ein Jahr, nachdem Sixt seinen 50-Prozent-Anteil an Drive Now für 209 Mio. Euro an den Partner BMW verkauft hatte.

Das Gemeinschaftsunternehmen schrieb aber rote Zahlen und zog sich bald aus den USA, London, Brüssel und anderen Städten zurück.

Kerngeschäft im Luxussegment

Laut BMW und Mercedes bekommt die Stellantis-Tochter Free2move mit der Übernahme von Share Now nun die Möglichkeit, Carsharing in Europa auszubauen.

Mercedes-Benz-Direktor Gero Götzenberger sagte: "Auch wenn sich Mercedes-Benz künftig stärker auf das Kerngeschäft im Luxussegment konzentriert, bleibt Carsharing ein wichtiger Bestandteil der urbanen Mobilität und bei Free Now ein wesentliches Element im Mobilitätsangebot."

Wachstum in deutschen Städten

Stellantis betonte bei der geplanten Übernahme das Wachstum vor allem in deutschen Städten. Man gewinne für das eigene, seit 2020 profitable Sharing-Angebot mit bislang 2 Mio. Kunden weitere 3,4 Mio. hinzu, sagte die Free2move-Chefin Brigitte Courtehoux.

Man erwarte 2030 mit weltweit 15 Mio. Kunden einen Umsatz von 2,8 Mrd. Euro und 2025 bereits 700 Mio. Euro. Die Autos von Share Now werde man übernehmen und auch künftig keine reine Stellantis-Flotte anbieten, meinte Courtehoux. Man verfüge zwar über 14 starke Marken, aber werde auch andere Kundenwünsche berücksichtigen. (dpa/jk)