ÖPNV

Welche Auswirkungen hat das Entlastungspaket?

TU München will Auswirkungen von 9-Euro-Ticket und Benzinsteuer-Senkung aufs Mobilitätsverhalten studieren.
24.05.2022

Forschungsleiter Klaus Bogenberger, Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann und MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch hoffen auf aussagekräftige Ergebnisse der Studie.

Mit dem staatlichen Entlastungspaket sollen die Folgen von Corona und Krieg abgemildert werden. Drei Monate lang wird die Mobilität im Sommer günstiger. Die Nachfrage beispielsweise nach dem 9-Euro-Ticket ist gewaltig. Aber steigen die Menschen auch langfristig auf den Nahverkehr um? Oder fahren sie doch lieber Auto, weil auch die Steuer auf Kraftstoffe gesenkt wird? Das will die Technische Universität (TU) München in den kommenden Monaten herausfinden.

Die Bewohner Münchens und des Umlands können sich an einer neuen Studie beteiligen. Die TU hofft, so aussagekräftige Grundlagen für künftige politische Entscheidungen zu bekommen. Bis zum Jahresende finden Online-Befragungen statt, um das Mobilitäts-, Energienutzungs- und Konsumverhalten zu erfassen. Die Teilnehmer werden bis Jahresende drei Mal zu ihrem Mobilitäts- und Energieverhalten befragt.

Ein gigantisches Experiment

Forschungsleiter Klaus Bogenberger betont: „Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Daten Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu erfassen und daraus Schlussfolgerungen für den Verkehr von morgen zu ziehen. Hier findet gerade ein gigantisches Realexperiment statt, das wir wissenschaftlich auswerten wollen.“ Unterstützt wird die Studie unter anderem von der Landeshauptstadt München, dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden erklärt: „Das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr ist diesen Sommer nicht nur ein tolles Angebot. Es macht die Stadt auch zu einem gigantischen Reallabor. Wir hoffen, dass uns die Studie dabei hilft, aus diesem Experiment zu lernen. Wir wollen wissen, ob ein solcher Tarif eher Pendler oder Ausflügle anspricht. Wie viele zusätzliche Fahrgäste er in Busse und Bahnen lockt. Wie viele Menschen aus anderen Verkehrsmitteln umsteigen – und wie viele den ÖPNV auch langfristig für sich entdecken.“

Umstände zwingen zum Umdenken

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch sagt: „Derzeit erfährt der öffentliche Nahverkehr weltweit viel Aufmerksamkeit. Zugleich ist die Mobilität weitreichenden Veränderungen unterworfen. Und die Umstände zwingen uns alle zum Umdenken. Wir arbeiten im MVV-Raum seit Jahren gemeinsam an der nachhaltigen Gestaltung der Mobilität von Morgen. Entsprechend unterstützen wir das Projekt, dessen Ergebnisse wichtige Zukunftsfragen beantworten sollen, sehr gerne.“

MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann betont: „Für das richtige Angebot, mit dem wir die Verkehrswende aktiv vorantreiben wollen, ist die Untersuchung eine wichtige Grundlage. Wir müssen unsere Fahrgäste verstehen. Vor allem aber wollen wir wissen, wie bestimmte Maßnahmen auf die Zielgruppe möglicher neuer Fahrgäste wirken.“

Erst muss das Angebot ausgebaut werden

Grundsätzlich gelte aber: „Bevor wir dauerhaft die Preise im ÖPNV senken können, müssen wir das Angebot ausbauen“, so Wortmann. „Wenn das Angebot stimmt und Fahrzeuge wie Infrastruktur nicht schon von Haus aus überlastet sind, schaffen wir allein dadurch schon Anreize für neue Fahrgäste. Hierfür brauchen wir vor allem eines: die finanziellen Mittel für die Grunderneuerung wie für den Ausbau.“

Die anonymisierten Ergebnisse sollen allen Bürgern sowie der Politik auf Stadt-, Landes- und Bundesebene zur Verfügung stehen. (wa)