Deutschland

50Hertz: Chinesische SGCC kommt nicht zum Zuge

Das Höchstspannungsnetz für Strom gilt als "kritische Infrastruktur". Erstmals stand zu Debatte, dass ein chinesischer Konzern hier einsteigt. Das ist nun verhindert worden.
23.03.2018

18 Millionen Menschen versorgt 50Hertz über ein Höchstpannungsnetz.

Diese Offerte war sogar schon ein Fall für die Politik: State Grid, ein chinesischer Staatskonzern, wollte sich mit 20 Prozent an der 50Hertz Transmission GmbH mit Sitz in Berlin beteiligen. 50Hertz ist ein Übertragungsnetzbetreiber, der auf Höchstspannungs-Niveau im Osten Deutschlands, in Berlin sowie im Raum Hamburg auf einer Stromkreislänge von rund 10.200 km die Energieversorgung auf einer Fläche von 110.000 Quadratkilometern sichert. Mehrheitsgesellschafter mit 60 Prozent der Anteile war bisher die Elia System Operator SA/NV (Elia), ein belgische Übertragungsnetzbetreiber, 40 Prozent hielt der australische Infrastrukturfonds IFM Investors (IFM).

Als IFM seine Anteile an 50Hertz halbieren wollte, traten die Chinesen als Kaufinteressent auf den Plan. 20 Prozent von 50Hertz standen zum Verkauf, und erstmals wäre im Erwerbsfall ein Unternehmen aus dem Reich der Mitte an einem deutschen Netzbetreiber beteiligt gewesen. Lange schienen die Chinesen der aussichtsreichste Bieter zu sein. Das rief Wirtschafts- wie Innenpolitiker auf den Plan, denn die Versorgung von 18 Millionen Menschen stand auf dem Spiel, und China gilt nicht als ein Partner, in dessen Händen der Zugriff auf systemrelevante Infrastruktur liegen kann. Das Bundeswirtschaftsministerium nahm Kontakt mit Elia auf, um die Belgier zum Kauf des Pakets zu bewegen.

Starkes Signal für die deutsche Energiewende

Groß war daher die Erleichterung, als auch die belgische Muttergesellschafterin von Elia, die Eurogrid International SCRL, ein Angebot abgab. Erleichterung deswegen, weil die Belgier ein Vorkaufsrecht besitzen, von dem sie nun Gebrauch machten und die Kaufoption ziehen. Damit wird Elia künftig 80 statt bislang 60 Prozent der Anteile an der 50Hertz-Muttergesellschaft halten, die Chinesen gehen leer aus. Die Belgier ließen sich den 20-Prozent-Anteil an 50Hertz 976 Mio. Euro kosten. Mit ihren Höchstspannungsleitungen sind die Übertragungsnetzbetreiber einerseits für die Versorgungssicherheit mit verantwortlich.

50Hertz-Chef Boris Schucht reagierte erleichtert: „Wir freuen uns, dass sich unser Mehrheitsgesellschafter Elia dazu entschlossen hat, die Kaufoption zu ziehen.“ Das sei ein starkes Signal, die Energiewende in Deutschland und auch in Europa weiter voranzubringen. Für die kommenden fünf Jahre sind nun Investitionen in Höhe 3,3 Mrd. Euro geplant, die in das 50Hertz-Netz fließen sollen. Die belgische Konzernmutter Elia möchte zudem die Zusammenarbeit zwischen Belgien und Deutschland weiter verstärken. (sig)