Deutschland

Aiwanger will Wasserstoff aus Schottland und Norwegen importieren

Bayerns Wirtschaftsminister hofft, dass Bayern zügig an das europäische Netz der Wasserstoffpipelines angeschlossen wird. Dann könne man in großem Stil H2 importieren.
27.04.2022

Wirtschaftsminister Aiwanger will vor Ort für Wasserstoff-Kooperationen werben.

Zur Sicherstellung von Bayerns Energieversorgung setzt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger für die Zukunft auch auf Energielieferungen aus Schottland und Norwegen. Mitte Juni will der Freie-Wähler-Chef in beide Länder reisen, um entsprechende Partnerschaften für die Produktion und Lieferung von grünem Wasserstoff zu vereinbaren.

«Ich bin sicher, dass dies sehr gut passen wird», sagte Aiwanger der Deutschen Presse-Agentur in München. Als Vorteile nannte er die kulturelle und geografische Nähe - insbesondere zu Schottland. Hinzu komme, dass beide Länder auch politisch gut zu Bayern passten und es etwa durch Städtepartnerschaften schon jetzt einen engen Austausch und eine Vertrautheit gebe.

Aiwanger will bayerische Technologie exportieren

«Schottland und Norwegen sind wichtige europäische Hersteller erneuerbarer Energien. Wir wollen das für die Energiewende in Bayern nutzen», betonte Aiwanger. «Wichtig ist, dass Bayern zügig an das europäische Netz der Wasserstoffpipelines angeschlossen wird. Dann können wir grünen Wasserstoff – am besten mit bayerischer Technologie – in Norwegen und Schottland produzieren und nach Bayern transportieren.»

In der vergangenen Woche hatte Aiwanger am Rande des Ludwig-Erhard-Gipfels am Tegernsee Schottlands Minister für auswärtige Angelegenheiten, Angus Robertson, getroffen. Dieser hatte den Niederbayern zum Besuch auf die Insel eingeladen - Ziele sind Aberdeen und Edinburgh. Schottland plane nach Aussage von Robertson, massiv in Offshore-Windkraftanlagen zu investieren. Das Land verfüge über ein Windkraft-Potenzial von etwa 25 Prozent des gesamten EU-Potenzials.

Transportfrage noch offen

Begleiten lassen will Aiwanger sich bei der Reise von Energieexperten und Vertretern der Wirtschaft. Ziel sei es, eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit von Schottland und Bayern im Bereich Wasserstoff zu unterschreiben. Dafür geklärt werden müsste aber auch noch der Transport nach Bayern. Wünschenswert wäre es aus der Sicht Aiwangers auch, schottische Unternehmen ins Wasserstoffbündnis Bayern aufzunehmen und eine bayerische Kontaktperson für Wasserstoff in Schottland zu stationieren.

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist die Staatsregierung sehr bemüht, sich aus der bisherigen Abhängigkeit russischer Energielieferungen zu lösen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wollte deshalb vor Ostern eigentlich nach Saudi-Arabien fahren, um neue Partnerschaften zu ermöglichen. Die Reise musste aber wegen Söders Corona-Infektion kurzfristig verschoben werden. Ein Nachholtermin steht bisher nicht fest.

Wasserstoff-Roadmap vorgelegt

Anfang der Woche hatte Aiwanger in Nürnberg eine bayerische Wasserstoff-Roadmap vorgelegt. Der Roadmap zufolge sollen schon in drei Jahren 500 Wasserstoff-Busse im öffentlichen Personennahverkehr Bayerns und 500 Wasserstoff-Lkw auf den Straßen fahren. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen Wasserstoff-Tankstellen flächendeckend etabliert sein.

Die Bundesregierung rief der Minister auf, beim Versuch, Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erreichen, nicht einseitig die batterie-elektrische Mobilität zu fördern. Bayern müsse zudem bis 2030 - ähnlich wie andere Regionen Deutschlands - an die Wasserstoff-Liefersysteme angeschlossen werden. Es zeige sich, dass 80 Prozent der derzeitig für den Gastransport genutzten Pipelines wasserstofftauglich seien.

Grimm: Wasserstoffpreise werden sinken

Bayern hatte bereits vor zwei Jahren eine Wasserstoff-Strategie vorgestellt. Mit der nun vorgelegten Roadmap wurde sie fortgeschrieben. Die Leiterin des bayerischen Wasserstoff-Forschungszentrums H2B, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, betonte, der Einsatz von Wasserstoff werde im Verhältnis zu den sich stark verteuernden fossilen Brennstoffen deutlich günstiger. Gas als Brückentechnologie in der Transformation falle praktisch aus.

«Es muss schneller gehen, auch beim Wasserstoff», sagte Grimm. Ihr Co-Vorstand Peter Wasserscheid betonte, die zur Verfügung stehende Wasserstoff-Technik sei bereits einsetzbar. Optimierungen könnten auch im laufenden Betrieb erfolgen. (dpa/amo)