Deutschland

Ramelow wirft Bundesnetzagentur "Kaltschnäuzigkeit" vor

Der Bau einer weiteren Stromtrasse durch Thüringen erzürnt Ministerpräsident Ramelow. Jetzt hat die Bundesnetzagentur noch einen Alternativvorschlag aus Erfurt abgelehnt.
23.01.2018

Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) hat das Vorgehen der Bundesnetzagentur bei der Planung der Südlink-Stromtrasse harsch kritisiert. Er sei zu Wochenbeginn informiert worden, dass Thüringens Alternativvorschlag zum Verlauf dieser Stromtrasse weiter westlich nicht berücksichtigt werde, sagte Ramelow am Dienstag in Erfurt. Er sprach von einer «gewissen Kaltschnäuzigkeit, mit der man Thüringer Planungsansätze vom Tisch wischt». Die Bundesnetzagentur sei eine öffentliche Behörde, die alle Interessen berücksichtigen müsse.

Thüringen will verhindern, dass mit Südlink eine dritte neue Stromtrasse durch das Land gebaut wird. Auch die CDU-Landtagsfraktion äußerte sich empört über die Entscheidung der Bundesnetzagentur, die alternative Trasse über Hessen nicht zu berücksichtigen. Damit würden Thüringen zusätzliche Lasten der Energiewende aufgebürdet, sagte CDU-Fraktionschef Mike Mohring.

Homann: Endgültiger Trassenkorridor steht erst am Ende des Genehmigungsverfahrens fest

Der Thüringer Vorschlag sei fundiert, weise aber eine deutlich höhere Anzahl an Konfliktstellen auf als der Trassenkorridor-Vorschlag der Netzbetreiber Tennet und TransnetBW, begründete die Bundesnetzagentur ihre Entscheidung. «Damit ist noch keine Vorentscheidung über einen Verlauf von Südlink durch Thüringen verbunden. Der endgültige Trassenkorridor wird erst am Ende des ergebnisoffenen Genehmigungsverfahrens feststehen», sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann.

Ramelow erklärte, frühestens Ende 2019 sei ein Planungsstand bei der Trassenführung der Stromnetzbetreiber erreicht, bei dem Klage erhoben werden könne. Das Land werde den Widerstand von Kommunen, Bürgern, Waldbesitzern und Landwirtschaftsbetrieben gegen das Großprojekt unterstützen. Thüringen sieht wichtige Naturräume zerschnitten, unter anderem im Südharz und der Rhön.

Pläne von Tennet sehen vor, Nord- und Westthüringen in die Route einzubeziehen

Zudem verwies Ramelow darauf, dass die neugebaute Trasse nach Bayern, die sogenannte Thüringer Strombrücke, wegen einer fehlenden Übergabestelle des Stroms in Bayern unter ihrer tatsächlichen Kapazität bleibe. «Man würde erwarten, dass das erstmal von der Bundesnetzagentur erledigt wird.»

Thüringens Vorschlag sah vor, dass die Erdkabel-Trasse deutlich weiter westlich als bisher vorgesehen verlaufen und damit das Land nicht berühren sollte. Die gut 700 Kilometer lange Südlink-Trasse soll im Zuge der Energiewende Strom von Nord- nach Süddeutschland leiten. Die Pläne des Netzbetreibers Tennet sehen vor, Nord- und Westthüringen in die Route einzubeziehen. (hil/dpa)