Deutschland

Städte und Gemeindebund: Energie- und Klimakrise trifft Kommunen besonders hart

Die Versorgungssicherheit gewährleisten und die Energiewende organisieren: Die finanziellen Herausforderungen für die Kommunen sind so groß, wie nie zuvor nach dem Zweiten Weltkrieg, mahnt der Verband.
05.08.2022

2.000 Städte und Gemeinden in Deutschland sind "strukturell finanziell überschuldet", der Investitionsrückstand in den Kommunen beträgt laut der KfW annähernd 160 Milliarden Euro.

Die aktuelle Klima- und Energiekrise trifft die Kommunen und Gemeinden nach Einschätzung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) besonders hart. "Die Situation ist so herausfordernd, wie sie nie zuvor nach dem zweiten Weltkrieg war", sagte der DStGB-Referatsleiter für Gemeinde- und Stadtentwicklung, Bernd Düsterdiek, im Fernsehsender Phoenix.

Die Kommunen stünden nach der Corona-Krise nun vor der Herausforderung Klimaschutz und Klimaanpassung zu organisieren und gleichzeitig die Energiekrise in Folge des Ukraine-Kriegs zu bewältigen.

"Das ist in zweierlei Hinsicht für die Kommunen problematisch: Sie sind als kommunale Stadtwerke gefordert, Energie-Lieferungen sicherzustellen, sie sind aber auch Energieverbraucher. Wir haben 180.000 kommunale Gebäude, über zwei Millionen kommunale Wohnungen, die geheizt und energetisch ertüchtigt werden müssen. Das ist eine gewaltige Herausforderung, vor der wir stehen", so Düsterdiek.

"Energieeinsparungen von 15 Prozent durchaus machbar"

Das Ganze geschehe vor dem Hintergrund, dass etwa 2.000 Städte und Gemeinden "strukturell finanziell überschuldet" seien und dass es laut Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Investitionsrückstand in den Kommunen von annähernd 160 Milliarden Euro gebe. "Es geht jetzt darum, den Schalter schnellstmöglich umzulegen. Das geht allerdings auch nur mit Unterstützung durch Bund und Länder", so Düsterdiek.

Die größten Einsparpotentiale sieht der Experte des Städte- und Gemeindebundes in der energetischen Gebäudesanierung sowie beim Stromverbrauch etwa für öffentliche Beleuchtung. Wichtig seien ziel- und passgenaue Förderprogramme des Bundes und der Länder. Das Einsparziel von 15 Prozent bis zum Frühjahr nächsten Jahres hält Düsterdiek mit kurzfristigen Maßnahmen für "durchaus machbar".

Große Energieeinsparpotenziale auch bei Reduzierung der Raumwärme

Allein eine Reduzierung der Wassertemperatur um zwei Grad in Schwimmbädern bringe bis zu 25 Prozent Energieeinsparung. Auch die punktuelle Reduzierung der Raumwärme in öffentlichen Gebäuden kann den Energiebedarf um 10 bis 15 Prozent reduzieren. Von zentralen Energiesparvorgaben durch den Bund - wie kürzlich in Spanien beschlossen - halte er wenig, da ihre Umsetzung schwer zu kontrollieren sei.

"Wir haben in Deutschland genug Regelwerke und Vorgaben", so Düsterdiek. Als Beispiel nannte er das jüngst verabschiedete Gebäudeenergiegesetz, das klare Richtlinien und Perspektiven vorgebe, etwa für die Modernisierung von Heizungsanlagen und für den Einsatz erneuerbarer Energien. (hoe)