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Betriebsrat und Verdi stellen sich gegen Zerschlagung von Uniper

Unipers Mutterkonzern Fortum will die systemkritischen deutschen Geschäftsbereiche an den Bund ausgliedern. Das weckt bei den Arbeitnehmervertretern neue Befürchtungen.
11.07.2022

Nach dem Antrag des strauchelnden Gasversorgers Uniper auf staatliche Unterstützung ist weiter unklar, wie diese genau aussehen wird.

In der Debatte um die Zukunft des kriselnden Energieversorgers Uniper haben sich der Uniper-Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi gegen eine Zerschlagung des größten deutschen Gasimporteurs ausgesprochen. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, warnte am Montag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, ein solcher Schritt bringe nur Unsicherheiten für die Beschäftigen. Besser als die Risiken in einer kleinen Einheit zu bündeln, sei es, das Risiko auf alle Unternehmenseinheiten zu verteilen.

Zuvor hatte sich bereits Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz gegen den Vorschlag des finnischen Uniper-Mehrheitseigners Fortum ausgesprochen, Uniper zu restrukturieren und die systemkritischen deutschen Geschäftsbereiche in einer Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zusammenzufassen. «Wir wollen vermeiden, dass der Mutterkonzern Fortum ausschließlich Risiken auslagert und an den Bund abgibt», sagte Schmitz dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». «In dem Fall würden wir in einen offenen Konflikt hineinlaufen.»

Stattdessen solle sich der Bund lieber am gesamten Konzern beteiligen. «Dann hätte der Bund auch Gestaltungsmöglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Energien und des Wasserstoffgeschäfts», sagte Schmitz.

Uniper steht als größter deutscher Gasimporteur nach der starken Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 schwer unter Druck. Die Firma muss teures Gas einkaufen, um Verträge mit seinen Kunden bedienen zu können. Uniper spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert mehr als hundert Stadtwerke und Industriefirmen.

Finnland gegen weitere finanzielle Hilfe für Uniper durch Fortum

Anders als die Bundesregierung macht die finnische Regierung keine Hoffnung darauf, dass sich Unipers Mehrheitsaktionär Fortum an den Rettungsmaßnahmen für den strauchelnden deutschen Energiekonzern weiter beteiligt. Als Fortums Mehrheitseigner sehe die finnische Regierung es für den Konzern nicht als möglich an, mehr in Uniper zu investieren, sagte Europaministerin Tytti Tuppurainen, die auch die finnischen Staatsbeteiligungen beaufsichtigt, der finnischen Nachrichtenagentur STT. Fortum habe sein Engagement bereits gezeigt. Der finnische Staat hält gut 50 Prozent der Fortum-Aktien.

Dem finnischen Konzern gehören wiederum rund 78 Prozent an Uniper. Fortum hat seinem deutschen Ableger bereits rund vier Milliarden Euro als Barmittel und nochmal genauso viel als Garantien zu Verfügung gestellt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will die Eigentümer hingegen in die Pflicht nehmen: "Es gehört ja jemandem, auch jemandem, der solvent ist und der stützen kann", sagte der Grünen-Politiker am Wochenende dem Deutschlandfunk.

Aktie von Uniper bricht ein, auch Fortum verliert deutlich

Die Bundesregierung bemüht sich derweil um eine zeitnahe Lösung für eine Stabilisierung von Uniper. Das sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag in Berlin. Einzelheiten nannte sie nicht. Eine Regierungssprecherin wollte keine Stellung dazu nehmen, dass die finnische Regierung keine Hoffnung darauf gemacht hatte, dass sich Unipers Mehrheitsaktionär Fortum an den Rettungsmaßnahmen für den deutschen Energiekonzern weiter beteiligt.

Die Fortum-Aktie verlor an der Börse in Helsinki am Montag mehr als vier Prozent. Auch für die Uniper-Aktie ging es am Morgen abwärts. Eineinhalb Stunden nach Handelsbeginn lag ihr Kurs mit rund 8 Prozent im Minus bei 10,03 Euro, gegen 16 Uhr hatte das Wertpapier über 16 Prozent an Wert eingebüßt und der Kurs war auf rund neun Euro eingebrochen.

Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 sorgen für große Verunsicherung

Dabei dürfte auch die am Montag erfolgte Abschaltung der Gaspipeline Nord Stream 1 bei den Anlegern auf die Stimmung drücken. Vorerst handelt es sich nur um einen geplanten Wartungsstillstand. Allerdings ist ungewiss, ob Russland die Lieferung nach der mehrtägigen Pause wieder aufnehmen wird.

Uniper hatte bei der Bundesregierung am Freitag einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der reduzierten russischen Gaslieferungen Gas am Markt zukaufen. Die Kosten dafür kann der Konzern jedoch bislang nicht an seine Kunden weitergeben, was bei Uniper zu Liquiditätsproblemen führt. (dpa/hoe)