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Bremer SWB steigert Gewinn und treibt die Dekarbonisierung voran

Der kommunale Energiedienstleister baut sein Anlagenportfolio im Rahmen der Energie- und Wärmewende kräftig um. Auch Wasserstoff soll dabei künftig eine wichtige Rolle spielen.
05.05.2022

Der Vorstandsvorsitzende der Bremer SWB, Torsten Köhne.

Der Bremer Energiedienstleister SWB hat im Geschäftsjahr 2021 die Energie- und die Wärmewende vor Ort forciert und wichtige Meilensteine erreicht. Trotz Coronapandemie und den Marktverwerfungen im zweiten Halbjahr hat die EWE-Tochter ihr Ergebnis zum dritten Mal in Folge gesteigert, dabei spielten aber auch Sondereffekte aus dem Verkauf des Wärmenetzes in Stuhr eine Rolle. Der Jahresüberschuss kletterte auf 63,8 Mio. Euro (2020: 55,4 Mio.), das operative Ergebnis (Ebit) stieg auf 102,7 Mio. Euro (2020: 98,4 Mio.).

Der Konzern-Umsatz lag mit 1,169 Mrd. Euro über dem Vorjahreswert (1,14 Mrd.). Die Ursachen dafür liegen vor allem in Preiseffekten bei Strom und Erdgas sowie Mengeneffekten bei der Stromproduktion und im Wärmebereich. Letztere vor allem auch wegen einiger pandemiebedingter Produktionsschwankungen bei Industrie- und Gewerbekunden, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Es ist uns gelungen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, uns am Markt profitabel auszurichten und den Klimaschutz dabei weiter zu intensivieren. Das sind die Eckpfeiler, zwischen denen wir agieren, wenn wir uns beim Umbau der Erzeugung weiterhin breit aufstellen", erklärte der SWB-Vorstandsvorsitzende Torsten Köhne. Das Unternehmen will bis 2035 klimaneutral sein.

"Solide Ergebnisentwicklung eröffnet wichtige Handlungsspielräume"

Die ambitionierten Klimaziele erfordern ein anhaltend hohes Investitionsniveau. 153,9 Mio. Euro (2020: 160,4 Mio.) hat das Unternehmen im vergangenen Jahr investiert. „Die solide Ergebnisentwicklung eröffnet uns wichtige Handlungsspielräume auf unserem eingeschlagenen Weg, uns beim Umbau der Erzeugung breit aufzustellen“, ergänzte der kaufmännische Vorstand Olaf Hermes. Für das laufende Geschäftsjahr 2022 planen die SWB mit einem weiteren Anstieg des Ergebnisses und wollen das Anlagenportfolio „im Sinne der Energie- und Wärmewende wie geplant weiter ausbauen“.

Das erdgasbetriebene Blockheizkraftwerk am Standort Hastedt stehe kurz vor der Vollendung. Es werde technisch in der Lage sein, auch Bioerdgas und Wasserstoff zu nutzen. Die Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm am Standort Hafen sei ebenso im Bau wie die Verbindungsleitung zwischen zwei großen Fernwärmegebieten. Sie ermögliche es, für die Wärmegewinnung Steinkohle verstärkt durch Abfall zu ersetzen und im Zusammenspiel mit dem neuen Blockheizkraftwerk in Hastedt die CO2-Emissionen der Wärmeerzeugung deutlich zu senken.

Ziel sei es außerdem, die Fernwärmeversorgung in Bremen und Bremerhaven im Schulterschluss mit den Kommunen deutlich auszubauen durch Verdichtung, Anbindung weiterer Netzteile und die Ausweisung neuer Fernwärmegebiete.

Kohlebezug aus Russland wurde eingestellt

Im Vertrieb hätten SWB-Kunden bisher von der langfristig angelegten Beschaffungsstrategie proftitiert. Dies habe es ermöglicht, die Auswirkungen der anhaltenden extrem hohen Preise am Beschaffungsmarkt bei der Kalkulation bisher erfolgreich abzumildern, so Vorstand Hermes. Im Zuge der notwendigen Beschaffung von Strom und Erdgas für zukünftige Lieferungen würde man die Preisentwicklung an den Handelsmärkten auch in den Beschaffungskonditionen wiederfinden.

Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben bereits seit mehreren Wochen an den Vorbereitungen auf mögliche Versorgungsengpässe bei der Belieferung mit Erdgas. Derzeit läuft die Erdgasversorgung normal und sei für die laufende Heizperiode gesichert. Der Kohlevorrat zur Wärmeproduktion im Kraftwerk Hastedt reiche aktuell bis zum Herbst 2022. Der Bezug aus Russland wurde eingestellt.

Wichtige Weichenstellungen für Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur

Ein wesentlicher Baustein in der Klimaneutralitätsstrategie der SWB ist auch die Nutzung von Wasserstoff und der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur. Ende 2021 hat das Land Bremen den Förderbescheid über 10 Mio. Euro für das bislang größte industrielle Wasserstoffprojekt in Bremen, den Bau eines Großelektrolyseurs am SWB-Kraftwerksstandort Mittelsbüren, bekanntgegeben.

Gemeinsam mit ArcelorMittal Bremen und EWE wird das Projekt „HyBit Hydrogen for Bremen’s industrial transformation” realisiert, das zunächst ArcelorMittal und perspektivisch weitere Kunden in Bremen bei der Dekarbonisierung unterstützen soll. Auch für das noch im Bau befindliche Blockheizkraftwerk in Hastedt wird der Einsatz von Wasserstoff geprüft. Am Kraftwerksstandort Hafen wird untersucht, ob die Abwärme des Kühlwassers des Mittelkalorik-Kraftwerks (MKK) mithilfe einer Großwärmepumpe als Wärmequelle zur Erwärmung des Fernwärme-Rücklaufs genutzt werden kann. (hoe)