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"Das Thema Nachhaltigkeitsdaten nimmt gerade erst Fahrt auf"

Auch bei kommunalen Unternehmen besteht ein wachsender Bedarf, die Nachhaltigkeit von Investitionen nachzuweisen - auch gegenüber dem Gesellschafter. Ein Interview mit der DKB-Nachhaltigkeitsexpertin Leonie-Isabelle Bimczok.
08.03.2024

Leonie-Isabelle Bimczok ist Nachhaltigkeitsexpertin bei der Deutschen Kreditbank (DKB).

Frau Bimczok, die Deutsche Kreditbank (DKB) hat erstmals einen Kredit auf Basis des Green Loan Labels vergeben an die Rheinbahn. Was genau wird dort finanziert?
Die Rheinbahn AG in Düsseldorf realisiert bis Ende 2024 einen neuen modernen Busport mit Platz für 60 batterieelektrischen Busse, entsprechender Lade-Infrastruktur und einer 4.000 m2 großen PV-Anlage auf dem Dach.

Die Investition trägt damit maßgeblich zur grünen Verkehrswende und Elektrifizierung des ÖPNV bei. Die Finanzierung des Projekts wird über die DKB realisiert und ist die erste Finanzierung aus dem Energie-Segment, die wir mit einem DKB Green Loan Label klassifiziert haben.

Was genau bringt dieses Label der Rheinbahn finanziell und auch mit Blick auf Themen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung oder Reputation?
Das DKB Green Loan Label kann man sich wie eine Art Zertifikat vorstellen, das besagt: Diese Finanzierung wurde von der DKB geprüft und erfüllt die Kriterien für ein nachhaltiges Projekt nach dem Sustainable Lending Framework der DKB.

Der Vorteil, gerade für kommunale Unternehmen, besteht darin, dass sie beispielsweise ihren Gesellschaftern, aber auch anderen Stakeholdern nachweisen können, dass entsprechende Investitionen auf Nachhaltigkeit einzahlen. Unabhängig davon kann es in der Nachhaltigkeitsberichterstattung genutzt werden, die sich durch die regulatorischen Vorgaben auch auf immer mehr Unternehmen auswirkt.

Warum führt die DKB das Label ein? Was erhoffen Sie sich davon und wie fügt sich dieses strategisch in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie ein?
Das DKB Green Loan Label haben wir vor allem eingeführt, weil es von mehreren unserer Geschäftskund*innen nachgefragt wurde. Es gibt bei vielen Unternehmen ein wachsendes Bedürfnis, in irgendeiner Form beweisen zu können, dass Geld nachhaltig investiert wird. Als kreditgebende Bank fungiert die DKB dabei quasi als unabhängige dritte Instanz und sagt: Ja, auf Grundlage unserer definierten Nachhaltigkeitsanforderungen ist dieses Projekt nachhaltig.

Definiert sind diese Anforderungen im Sustainable Lending Framework. Bei der Erstellung der Kriterien haben wir uns an der EU-Taxonomie orientiert. Damit können wir unsere Datenanforderung für die Überprüfung der Taxonomiekonformität mit unseren Kund*innen herausfordern und profitieren auf beiden Seiten.

Unser Ziel ist, unsere Geschäftskund*innen auf dem Weg zu immer mehr Nachhaltigkeit zu begleiten und gemeinsam mit jeder Finanzierung das nächstnachhaltigere Level zu erreichen.

Für welche Geschäftsfelder kommunaler Unternehmen kommt dieses Label bei der Finanzierung zum Tragen?
Aktuell können wir Finanzierungen aus den Segmenten Wohnungswirtschaft, Wärme, Wasser/Abwasser, Verkehr und erneuerbare Energien mit dem DKB Green Loan Label auszeichnen. Wir planen, es auf weitere Branchen auszuweiten.

Gibt es vergleichbare Angebote im Markt in Deutschland respektive in anderen Ländern?
In der deutschen Bankenwelt gibt es einige Nachhaltigkeitsprodukte; das Thema ist stark wachsend. Die Ausgestaltung und Adressierung sind jeweils sehr unterschiedlich. Durch unser Sustainable Lending Framework schaffen wir eine transparente Basis, wie wir in der Praxis eine Finanzierung von einer nachhaltigen Finanzierung unterscheiden. Unser Sustainable Lending Framework ist von der Nachhaltigkeitsratingagentur ISS ESG geprüft und entspricht dem Marktstandard.   
 
Wie will die DKB dieses Thema Green Loan Label weiter voranbringen?
Genauso wie bei der Einführung des DKB Green Loan Labels für die ersten Anwendungsfälle werden wir auch weiterhin auf die Bedürfnisse unserer Kund*innen hören. Das Thema Nachhaltigkeitsdaten nimmt gerade erst Fahrt auf und allein schon aus regulatorischen Anforderungen heraus werden Nachhaltigkeitsdaten bei Finanzierungen in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen.

Die Fragen stellte Hans-Peter Hoeren

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Um Nachhaltigkeitsstrategien, die Ausweitung der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und viele interessante Best-Practice-Beispiele geht es auch bei der zweiten ZfK-Nachhaltigkeitskonferenz am 17. Juni in Berlin. Bei dieser werden auch wieder die begehrten ZfK-NachhaltigkeitsAWARDs verliehen. Mehr zu der Veranstaltung lesen Sie hier.