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Droht bei den SW Neuburg ein Personalabbau?

Zu hohe Personalkosten, unzureichendes Controlling: Externe Prüfer orten beim kriselnden Kommunalversorger akuten Handlungsbedarf.
15.11.2018

Neben der Strom, Gas-, Wasser- und Nahwärmeversorgung sind die Stadtwerke Neuburg an der Donau unter anderem auch für den ÖPNV vor Ort zuständig (im Bild der Stadtbus).

 

Seit längerem schreiben die Stadtwerke im bayerischen Neuburg an der Donau rote Zahlen. Für das Geschäftsjahr 2017 fielen diese mit einem Minus von rund 3,5 Mrd. Euro erneut deutlich höher aus als erwartet. Handlungsbedarf besteht laut einer vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Analyse der Prüfgesellschaft Rödl & Partner nun unter anderem bei den deutlich gestiegenen Personalkosten. Der städtische Eigenbetrieb soll im neuen Geschäftsfeld Nahwärme zu viele Mitarbeiter eingestellt haben. "Wir müssen wohl acht bis zwölf Stellen abbauen", wird der Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Gmehling in den Lokalmedien zitiert. Ein Personalabbau werde auf alle Fälle sozialverträglich ablaufen. Die Stadtwerke beschäftigen aktuell 136 Angestellte, davon 114 in Vollzeit.

Professionelleres Controlling angemahnt

Außerdem mahnten die Prüfer eine professionellere Buchhaltung und ein professionelleres Controlling an. Bessere Softwareprogramme sollen künftig exaktere Zahlen liefern. Der Bericht wurde Anfang der Woche im Werkausschuss der Stadt diskutiert. Der Hintergrund: Die Rechnungsführung hatte für 2017 ein Minus von 2,6 Mio. Euro prognostiziert, letztlich resultierte aber ein Defizit von knapp 3,5 Mio. Euro. Alarmiert zeigte sich der Stadtrat vor allem deshalb, weil das Querverbundunternehmen auch im Energiegeschäft rote Zahlen schreibt. Der Bayerische Kommunale Prüfungsverband hat dem sich in einer Umstrukturierung befindlichen Unternehmen ungeachtet des neuerlichen Verlustes einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.

Mehrere Stadträte hatten dem Oberbürgermeister und dem Werkleiter Richard Kuttenreich zuvor die Entlastung für die Jahresrechnung 2017 verweigert. Die Verschuldung der Stadtwerke liegt aktuell bei rund 65 Mio. Euro. Die Berichte der beiden Prüfungsogane bilden  die Grundlage für eine Krisensitzung des Gesamtstadtrates am Samstag und für die reguläre Sitzung am kommenden Dienstag. "Von einem schonungslos kritischen Bericht" sprach Oberbürgermeister Gmehling mit Blick auf die Untersuchung von Rödl & Partner. Die Lage der Stadtwerke sei aber keineswegs so dramatisch wie von außen dargestellt.

Weggebrochene Netzentgelte

Dem Kommunalversorger machen laut Werkleiter Richard Kuttenreich bis heute Altlasten zu schaffen. So seien in den Referenzjahren 2010/11 Investitionen ins Netz als Unterhalt statt als Investitionen gebucht worden. Dadurch seien Netzentgelte in beträchtlichem Umfang verloren gegangen. Zudem hätten die Stadtwerke Neuburg allgemein in der Vergangenheit zu wenig in die Strom- und Gasnetze investiert. Weiterhin schiebt das Unternehmen einen Verlustvortrag aus früheren Jahren in Höhe von rund acht Mio. Euro vor sich her.

Aufgrund dieser Altlasten will Kuttenreich seine Arbeit erst am Erfolg des Geschäftsjahres 2018 messen lassen. Die Fehler im Netzbereich habe man korrigiert. Aufgrund der Investitionen in die Netze in den vergangenen Jahren rechnet er im Gasgeschäft für 2018 mit einem Plus von 800000 Euro. Im Stromnetz würden sich die Investitionen erst 2019 auswirken, hier erwartet er ein Plus von rund 1,5 Mio. Euro. Da die Sparten Bäder und Busse auch künftig defizitär bleiben würden, sei eine weitere Unterstützung aus dem Stadthaushalt unabdingbar.

Geld aus dem Stadthaushalt für Umstrukturierung

Im laufenden Jahr und 2019 erhalten die Stadtwerke jeweils 2,5 Mio. Euro aus dem Stadthaushalt für die Umstrukturierung. Vor allem im Ausbau der Nahwärme sieht Werkleiter Kuttenreich viel Potenzial. In den vergangenen Jahren wurde in diesen Bereich rund 32 Mio. Euro investiert. Bereits 2016 und 2017 schrieb diese Sparte schwarze Zahlen. Mittlerweile sind knapp 1500 Wohneinheiten an die Nahwärme angeschlossen, die Stadtwerke betreiben derzeit neun Blockheizkraftwerke. Die Stadtwerke Neuburg an der Donau sind im Bereich Strom-, Gas-, Wasser- und Nahwärmeversorgung tätig und betreiben zudem die Bäder, den ÖPNV und Parkeinrichtungen. Im Geschäftsjahr 2016 wurde ein Umsatz von knapp 41 Mio. Euro erwirtschaftet. (hoe)