200.000 Zählpunkte mehr: Endanet schließt Deal mit Telekom-Energietochter
Der Erfurter Dienstleister Endanet hat zum Jahreswechsel 200.000 Zählpunkte der Telekom-Energietochter Power & Air Solutions übernommen. Es ist einer der größten Kundenzuwächse, den der Bilanzkreis-Spezialist in seiner 21-jährigen Geschichte verzeichnet hat.
Seit 2019 gehört Endanet zum Mannheimer Energiekonzern MVV. Inzwischen betreut das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 900.000 Zählpunkte bundesweit.
Endanet festigt Marktposition
Endanet festigt damit ihre eigene Position in einem Markt, der viele Chancen bietet, aber auch hart umkämpft ist. Einerseits gehen immer mehr Energieversorger dazu über, Teile des Bilanzkreismanagements an Dienstleister fremdzuvergeben.
Allein die Thüringer zählen mehr als 50 Kunden, darunter überwiegend kleinere und mittelgroße Stadtwerke wie Bad Belzig (Brandenburg) oder Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern).
Endanet gehört nun zu MVV Trading
Andererseits gibt es viele Dienstleister, die genau diese Kunden als Zielgruppe haben. Seit Jahren konsolidiert sich der Markt der Energiedienstleister, werden kleinere Unternehmen von Großen aufgekauft oder verschwinden ganz. "Dass Endanet sich hier durchsetzen kann, bestätigt die Qualität und auch Wettbewerbsfähigkeit unserer Produktlösung", sagt Oliver Meschner, Leiter Vertrieb beim Unternehmen.
Endanet ist der MVV-Handelstochter MVV Trading zugeordnet. Die Erfurter sollen am Ende der Integration alle Dienstleistungen im Bereich Energiedaten- und Bilanzkreismanagement bei sich bündeln. "Beim Strom sind war da schon durch", sagt Stefan Sewckow, Geschäftsführer von MVV Trading. "Beim Gas wollen wir bis Ende des Jahres so weit sein."
Setzen auf Branchensoftware und eigene IT-Tools
Endanets Angebotspalette reicht vom Energiedatenmanagement für Netzbetreiber und Lieferanten bis hin zur strukturierten Beschaffung von Strom und Gas. Die Firma setzt dabei auf bewährte Branchensoftware sowie eigene IT-Tools.
Power & Air Solutions hat sich im Zuge der ganzheitlichen Optimierung ihrer Energiemarktprozesse für einen Teil der Endanet-Dienstleistungen entschieden. Eingekauft hat sie die Expertise der Erfurter in der Fahrplanerstellung und im dazugehörigen Portfoliomanagement im Day-Ahead-Markt. Im Paket enthalten ist außerdem ein Reporting-System, das Abfragen und Berichte auf Knopfdruck erzeugt und so die Transparenz deutlich erhöhen soll.
Ausschreibung in Corona-Zeiten
Das Thüringer Unternehmen habe nicht nur durch sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt, sagt Marion Jung, Leiterin Einkauf bei Power & Air Solutions, sondern auch durch seine "Praxisnähe, Professionalität und Schnelligkeit".
Eine Ausschreibung unter Corona-Rahmenbedingungen sei für alle Beteiligten Neuland gewesen, heißt es. Der Deal aber habe gezeigt, dass die virtuelle Zusammenarbeit zwischen Endanet und Power & Air Solutions gut funktionieren könne. Die kurze und effiziente Migrationsphase habe diese Erwartung dann auch mit einem "reibungslosen Übergang im Januar vollumfänglich bestätigt", teilen die Unternehmen weiter mit.
Aufgabenteilung durchaus üblich
„Die Ausschreibung der Dienstleistung Bilanzkreismanagement ist für Power & Air Solutions ein Puzzlestück in einer grundlegenden Überprüfung unserer Energiemarktprozesse hinsichtlich Zukunftsfähigkeit und Kosten,“ sagt Einkaufsleiterin Jung. Das Migrationsprojekt mit einem Schwerpunkt auf der Überarbeitung der Stammdatenqualität wurde nach den Worten von Endanet-Prokurist Meschner innerhalb von zwei Monaten umgesetzt.
Eine Aufgabenteilung, wie sie Power & Air Solutions und Endanet nun praktizieren, sei in der Branche durchaus üblich, erklärt MVV-Trading-Geschäftsführer Sewckow. "Energieversorger behalten Elemente der Wertschöpfungskette, bei denen sie sich abgrenzen können, gern im Haus. In Bereichen wie der Energiebeschaffung wollen Unternehmen oft noch selbst entscheiden, wie sie sich eindecken."
Übernahme Prognoserisiko für Fixpreis
Anders sei es bei Geschäftsfeldern des Energiedaten- und Bilanzkreismanagements wie An- und Abmeldung von Zählpunkten, die wenig Wertschöpfung versprechen würden. "Da lohnt es sich eher zu bündeln und Dienstleister einzukaufen."
Dabei will sich die MVV Trading nicht auf die rein prozessuale Abwicklung beschränken. Im Sinne einer ganzheitlichen Lösung bietet sie Kunden außerdem an, für einen garantierten Fixpreis das Prognoserisiko im Kurzfristhandel zu übernehmen.
"Sehr einfacher Zugang zu uns"
"Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und Neuerungen im Regelenergiemarkt wird dieses Thema für Energieversorger deutlich komplexer, dürften Preisspitzen künftig deutlich öfter auftreten", sagt Sewckow. "Insofern sehen wir da eine große Chance, mit unserer Markterfahrung zu punkten und zu wachsen. Zumal wir schon jetzt sehen, dass das Interesse an einem solchen Angebot groß ist."
Auf Effizienz der Leistungen und Ergonomie im Kundenmanagement legten MVV Trading und die Tochtergesellschaft Endanet schon immer Wert, betont Sewckow. "Hinsichtlich der Funktionalitäten ähneln sich die am Markt angebotenen Dienstleistungen. Daher haben wir uns entschieden, einen sehr einfachen Zugang der Kunden zu uns und Ihren bei uns platzierten Daten zu ermöglichen, immer mit dem Ziel, unsere Mandate maßgeschneidert umzusetzen."
Stadtwerke im Fokus
Insbesondere bei kleineren und mittleren Stadtwerken, für die das Unternehmen in der Hauptsache eintrete, sehe man sich durch eine große Akzeptanz bei den Werken bestätigt. Aber auch große Energieversorger hätten die professionelle und individuelle Umgebung der Dienstleistungen zu schätzen gelernt. Das habe auch Power & Air Solutions überzeugt. (ab)
Dieser Artikel ist in einer Kurzfassung auch in der ZfK-Printausgabe zu lesen, die am 8. März erschien.