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EWE sucht mit neuer Strategie einen Investor

Der Oldenburger Energiekonzern steht vor erheblichen Umwälzungen. Die Beschäftigten müssen sich auf veränderte Arbeitsweisen einstellen.
22.08.2018

Baut die Oldenburger EWE gründlich um: Vorstandschef Stefan Dohler.

"Damit starten wir jetzt", sagte EWE-Chef Stefan Dohler in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur über die überarbeitete Konzernstrategie. Demnach soll sich EWE zu einem Dienstleistungsunternehmen wandeln, das Angebote rund um Energie, Kommunikation, Daten und Mobilität verstärkt gebündelt anbietet. Wie kaum ein anderer Energieversorger in Deutschland sei EWE in der Lage, eine Art Plattform zu werden.

Wachstumschancen sieht der Vorstandsvorsitzende in den Bereichen Erneuerbare Energien, Mobilität, neue Speicherlösungen, Energiedienstleistungen und bei der Vernetzung von Daten. Vorstand und Führungskräfte des Konzerns haben in den vergangenen Monaten alle Geschäftsfelder überprüft und nun entschieden, auf welche sich EWE konzentrieren will. Als für EWE strategisch unbedeutend hat die Führung etwa die Bereiche Erdgasspeicher und Offshore-Windparks identifiziert.

Hierarchien und Spartendenken abschaffen

Die überarbeitete Strategie ist eine Grundlage für die Suche nach einem Investor. Nachdem sich der Energiekonzern EnBW im Zuge eines Tauschgeschäfts 2016 schrittweise von seinem 26-Prozent-Anteil an EWE getrennt hat, ist der Konzern auf der Suche nach einem neuen Partner. Dohler zufolge soll die Strategie in den kommenden Wochen auf eine Zahlenbasis gestellt werden. Damit werde EWE in die Verhandlungen mit möglichen Investoren gehen. "Idealerweise ist der Prozess 2019 abgeschlossen", sagte der 51-Jährige.

Um die Leistung des Energie- und Telekommunikationsunternehmens zu verbessern, braucht es Dohler zufolge eine bessere Zusammenarbeit der Mitarbeiter verschiedener Einzelgesellschaften des Konzerns. Neben neuen Arbeitsmethoden seien Veränderungen in der Führungs- und Unternehmenskultur nötig. Starre Hierarchien und Spartendenken müssten abgeschafft, digitales und flexibles Arbeiten gefördert werden. Eine strategische Bedeutung sieht der EWE-Chef in datenbasierten Geschäften. Dabei geht es darum, Mess- und Kundendaten zu analysieren. "Wir müssen in intelligente Messsysteme investieren und auch Leute haben, die die Daten auswerten können."

Entwicklung in der Türkei "nicht schön"

Im Ausland sieht EWE derzeit keine Wachstumsmöglichkeiten. Der Konzern ist weiter auf der Suche nach einem Käufer für das Geschäft in der Türkei, wo EWE mit Erdgas und Strom handelt. "Die Gesamtentwicklung ist für uns aktuell nicht schön", sagte Dohler mit Blick auf die dortige Währungskrise und die wirtschaftlich unsichere Situation. "Wir wollen in den nächsten Monaten Klarheit haben, ob wir zu einem fairen Preis verkaufen können." In Polen, wo EWE Strom und Gas anbietet, stehen keine Veränderungen an. "Es läuft im Moment gut, aber wir werden kein frisches Eigenkapital reinschießen."

Der Aufsichtsrat unterstützt die neue strategische Ausrichtung. Sie werde EWE in die Lage versetzen, sich in der durch Energiewende und Digitalisierung veränderten Branche auch künftig zu behaupten, sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Bernhard Bramlage. Die Veränderungen müssten im engen Dialog mit den Mitarbeitenden, Betriebsräten und der Gewerkschaft ausgestaltet werden.

Seit Jahresbeginn an der Spitze

Der frühere Vattenfall-Manager Dohler steht seit Anfang des Jahres an der Spitze des Konzerns, der überwiegend im Besitz von Städten und Landkreisen in Nordwestdeutschland ist. Neben ihm gehören Michael Heidkamp, Urban Keussen, Wolfgang Mücher, und Marion Rövekamp zum Vorstand. (dpa/hil)