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Feuchtwangen strebt bis 2035 klimaneutrale Energieversorgung an

Bis 2030 soll ausschließlich lokaler grüner Strom genutzt werden, ab 2035 soll auch der Wärmesektor CO2-neutral sein. Dazu kommt unter anderem ein Energiespeicher zum Einsatz.
28.04.2022

Die Beteiligten der Dekarbonisierungsstudie der Stadtwerke Feuchtwangen (von links): Gerd Hofmann und Thomas Haupt vom Campus Feuchtwangen, Christoph Nölscher, Campus-Leiter Johannes Jungwirth, Stadtwerke-Leiter Lothar Beckler, Feuchtwangens erster Bürgermeister Patrick Ruh, Ralf Hübsch von den Stadtwerken sowie Rainer Saliger und Matthias Hammerl von Siemens.

Investitionen in Photovoltaik (PV)- und Windkraftanlagen sowie in Energiespeicher sind die Meilensteine zu einer kohlenstofffreien, eigenen Energieversorgung, wie sie die Stadtwerke Feuchtwangen anstreben. Dies belegen die Ergebnisse deiner neuen Dekarbonisierungsstudie, teilt der kommunale Versorger mit.

Zuvor hatten sich die Stadtwerke mit dem benachbarten Campus Feuchtwangen, einer Außenstelle der Hochschule Ansbach, und der Siemens zusammengetan, um die Studie zu entwickeln. Diese zeige nun, wie Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität CO2-frei und nachhaltig wird. Dabei haben die Partner auch ein Energiekonzept mit konkret formulierten Zielen zur kosteneffizienten Energieversorgung erstellt.

Ausbau von PV und Windenergie

"Um unser Ziel einer nahezu autarken, klimaneutralen Energieversorgung des Feuchtwanger Gebietes zeitnah zu erreichen, müssen wir unumgänglich in den weiteren Ausbau von PV und Windenergie investieren", sagt Feuchtwangens erster Bürgermeister Patrick Ruh (CSU). Die Studie belege, dass diese Technologien für die Stadtwerke Feuchtwangen "technisch und wirtschaftlich absolut sinnvoll und zukunftsträchtig" seien.

Gleichzeitig erwartet die Feuchtwanger Bevölkerung eine energetische Umrüstung vom Bezug fossiler Energieträger hin zu mehr regionaler, CO2-freier Energieerzeugung, um den steigenden Kosten für Strom und Wärme entgegenzuwirken und auf Preisstabilität zu bauen. Dies verdeutliche die im Herbst 2021 durchgeführte Bürgerumfrage.

Wärmepumpen treiben Verbrauch

Ab 2030 wollen die Stadtwerke Feuchtwangen ihren Kundinnen und Kunden ausschließlich lokal erzeugten grünen Strom anbieten. Eine Energiebedarfsanalyse bis zum Jahr 2035 prognostiziert aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen einen stetig steigenden Stromverbrauch.

"Damit der Strom auch immer dann zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird, bedarf es neben den PV- und Windanlagen zusätzliche Energiespeicher", erklärt Thomas Haupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus. Er bewertete dabei anhand einer ersten Wirtschaftlichkeitsanalyse den Einsatz eines Batteriespeicher-Systems als sinnvolles Instrument für die Stadtwerke Feuchtwangen.

Batteriespeicher könnten Erlöse generieren

"Batteriespeicher spielen für Regionen mit einem hohen Anteil an PV- und Winderzeugung eine entscheidende Rolle für die Eigenversorgung und bieten zudem attraktive Möglichkeiten am Energiemarkt teilzunehmen, um dort zusätzliche Erlöse zu generieren", betonte Rainer Saliger, Experte für Energiespeicherung bei Siemens Smart Infrastructure.

Solche Investitionen haben Saliger zufolge eine hohe Rentabilität und können sich durchaus bereits nach rund zehn Jahren amortisieren. "Investitionen in diesen Bereich müssen wir leisten können, um langfristig zukunftsfähig agieren zu können", ergänzte Bürgermeister Ruh. Politisch sei dafür in der Kreuzgangstadt durchaus Rückenwind da. "Auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass derartige Anlagen immer auf Diskussionen und verschiedene Meinungen treffen."

Autarkiequote über 80 Prozent

Im Wärmesektor wollen die Stadtwerke Feuchtwangen spätestens ab 2035 kohlenstoffneutral sein. "Mit einer Kombination aus Elektrifizierung mittels Wärmepumpen und Direktstromprozessen, lokal hergestellten Biomethan sowie Beimischen von Wasserstoff könnten die Stadtwerke den Erdgasbedarf im Feuchtwanger Gebiet vollständig decken und damit unabhängig gegenüber Energieimporten werden", erläuterte Gerd Hofmann, Projektkoordinator am Campus.

Demnach laufen bereits intensive Gespräche mit Betreibern örtlicher Biogasanlagen hinsichtlich der eigenen regionalen Herstellung von Biogas und dem Ziel einer Autarkiequote von über 80 Prozent.

Reges Interesse aus der Industrie

"Die Ergebnisse der Studie stoßen bereits jetzt auf reges Interesse der ansässigen Industrieunternehmen und Nachbargemeinden den Dekarbonisierungs-Weg der Region mitzugestalten", so der Technische Stadtwerkeleiter Lothar Beckler.. Nun sei es wichtig, Anreize und weitere flankierende Maßnahmen mit den Bürgern und der Industrie voranzutreiben. (jk)