Gelsenwasser mit weniger Gewinn und deutlichem Rückgang beim Gasabsatz

Der Vorstandsvorsitzende der Gelsenwasser AG, Henning R. Deters.
Bild: © Gelsenwasser
Die Gelsenwasser AG hat im Geschäftsjahr 2022 deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Unterm Strich steht ein Konzernjahresüberschuss von 82,1 Mio. Euro (2021: 114,4 Mio.). Als Gründe werden unter anderem hohe einmalige Sondereffekte im vorangegangenen Geschäftsjahr angegeben. Zudem habe der deutliche Zinsanstieg zu Wertminderungen auf Beteiligungen geführt, belastet wurde das Ergebnis auch von der schwierigen Energiemarktlage. Der Abschluss liegt laut Pressemitteilung rund sieben Prozent unter Plan.
„Die Gelsenwasser Energienetze GmbH hat durch rückläufige Mengen im Gasnetz aufgrund der auch von uns gewünschten Einsparbemühungen der Kund*innen eine Ergebnisminderung um 18 Mio. Euro zu verzeichnen“, verdeutlichte der Gelsenwasser-Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters. Ein weiteres Beispiel seien die drastisch gestiegenenen Betriebskosten im Wasserwerk Haltern aufgrund erhöhter Strompreise. Sehr erfreulich seien hingegen erneut die Erfolge der Konzernunternehmen in ihren Märkten, wodurch sich das Beteiligungsergebnis deutlich verbessert habe, um 13 Mio. auf 55,2 Mio. Euro.
Die stark gestiegenen Gaspreise an den Großhandelsmärkten führten dazu, dass sich die Umsätze gegenüber dem Vorjahr auf 13,36 Mrd. Euro mehr als verdoppelt haben (2021: 6,3 Mrd. Euro).
Wasserversorgung: Investitionen in Klimaresilienz und Qualitätssicherung
Der Kern des Unternehmens, der Wasserbereich, hat den Absatz laut dem Unternehmen fast konstant gehalten: Die Wasserabgabe blieb mit 227,8 Mio. Kubikmeter um rd. 1,7 Mio. Kubikmeter unter dem Wert des Vorjahres. Gelsenwasser investiert weiter in die Qualitätssicherung und die Klimaresilienz der Wasserversorgung: Die Umsetzung der erweiterten Trinkwasser-Aufbereitung mit Investitionen von über 200 Mio. Euro in den Ruhr-Wasserwerken sei fast abgeschlossen, heißt es.
Der Bau einer neuen Trinkwasser-Transportleitung zwischen Beckum und Oelde (OWL-Leitung) und im Anschluss zweier weiterer Leitungen Richtung Rheda-Wiedenbrück und Varensell werde weiter vorangebracht.
„In den trockenen Vorjahren wurden die Kapazitätsgrenzen der Wasserförderung in der Region bereits erreicht. Wir wollen dort die nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser durch Wasser aus den Wasserwerken an der Ruhr langfristig sichern“, erläutert Gelsenwasser-Vorstand Dirk Waider.
Erenja verliert Strom- und Gaskunden
Der steigende Trend der Vorjahre beim Gasabsatz habe sich 2022 krisenbedingt umgekehrt, heißt es weiter – der Absatz war mit 78,9 TWh um rd. 16 TWh niedriger als 2021. Beim Stromabsatz verzeichnete Gelsenwasser hingegen erneut einen Anstieg und zwar um über 20 Prozent auf 12,5 TWh (2021: 10,2 TWh).
Dieser Anstieg entfällt laut eigenen Angaben größtenteils auf die Zentrale Strombeschaffung der Gelsenwasser AG für Kunden außerhalb des Konzerns. Die Kundenzahlen der Tochtergesellschaft Erenja AG & Co. KG sanken bis Jahresende 2022 von 49.700 auf 42.300 im Strom und von 81.160 auf 77.290 im Gas – das wird vor allem auf die schwierige Lage am Energiemarkt zurückgeführt, während der über mehrere Monate keine Kundenakquise durchgeführt wurde.
Erfolge und Partnerschaften im Rahmen von Konzessionsvergabeverfahren
Die kommunalen Partnerschaften hat Gelsenwasser 2022 weiter vertieft. Die Gemeinde Altenberge schloss nach einem Vergabeverfahren mit dem Unternehmen einen neuen Konzessionsvertrag mit 20 Jahren Laufzeit für die Trinkwasserversorgung ab. Mit der Stadt Horstmar und der Gemeinde Laer hat Gelsenwasser Energienetze (GWN) für die nächsten 20 Jahre Gas-Konzessionsverträge abgeschlossen.
Gemeinsam mit der Stadtwerke Voerde Gasnetz GmbH & Co. KG konnte die Gaskonzession in der Stadt Voerde gewonnen werden. Zum Jahresbeginn 2022 starteten die mit der Stadt Schermbeck am Niederrhein gegründeten Gemeindewerke Schermbeck, ebenso konnte der Gas-Konzessionsvertrag mit der Kommune unterzeichnet werden. GWN ist Fachpartnerin und hält 49 Prozent der Geschäftsanteile der Gemeindewerke.
GWN brachte auch mit acht Münsterlandkommunen in Verbindung über die gemeinsame MN Münsterland Netzgesellschaft die dortige Stromnetzübernahme zum Abschluss. Zum Jahresbeginn 2023 übernahm GWN den operativen Stromnetzbetrieb in Ascheberg, Senden, Lüdinghausen, Havixbeck, Billerbeck, Rosendahl, Nordkirchen und Olfen.
Optimierung des Beteiligungsportfolios
Das Beteiligungsportfolio hat Gelsenwasser nach eigenen Angaben weiter optimiert. Mit der Gründung der H&G Energie GmbH & Co. KG im November 2022 zusammen mit dem Unternehmer Hartwig Heinrich aus Recklinghausen (50/50) ist Gelsenwasser nun im Geschäftsfeld Photovoltaik neben der Projektierung auch bei der Installation von PV-Anlagen aktiv. Die seit 1995 bestehenden Beteiligungen an drei tschechischen Unternehmen in den Städten Cheb und Kraslice verkaufte Gelsenwasser Ende 2022 an die Accolade-Gruppe mit Hauptsitz in Prag.
Zum Jahresbeginn 2023 hat Gelsenwasser ihre Beteiligung an der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH auf 51 Prozent erhöhen können und ist nun mit den Stadtwerken Gelsenkirchen zu annähernd gleichen Teilen an dem Kommunikations- und IT-Dienstleister beteiligt. GELSEN-NET stellt Komplettlösungen für IT und Telekommunikation für Telefonie, Internet, Standortvernetzungen, Fernsehen und Cloud-Dienste bereit. (hoe)