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Klimaneutral bis 2045? Unrealistisch.

Die befragten Führungskräfte aus Unternehmen und Consultingfirmen bewerten die Nachhaltigkeitsanstrengungen als nicht ausreichend: Deshalb sei Klimaneutralität bis 2045 unrealistisch.
22.11.2022

Klimaneutralität bis 2045? Die Mehrheit der Befragten glaubt nicht daran.

60 Prozent der Befragtenbewerten die bisherigen Nachhaltigkeitsanstrengungen in der Gesamtwirtschaft als nicht zufriedenstellend. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Herausforderungen bei der Transformation hin zum nachhaltigen Wirtschaften" des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) und des Marktforschungsinstituts Innofact, an der 220 Führungskräfte aus Unternehmen und 213 Consultants aus den deutschen Beratungshäusern teilgenommen haben, teilt der BDU mit.

Besonders die Consultants sind kritisch: Nur jeder vierte sieht die Bemühungen als ausreichend an. Dass die Bundesregierung wichtige Kernziele erreicht, stellt ein Großteil der befragten Führungskräfte in Frage. Fast 70 Prozent der Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Consultingbranche hält die Klimaneutralität bis 2045 aus heutiger Sicht für unrealistisch. 80 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 können sich nur etwa 38 Prozent vorstellen.

Wie soll Klimaneutralität erreicht werden?

Weiterhin zeigen die Studienergebnisse deutlich, dass die Befragten die Rolle der Politik bei vielen Stellschrauben im Transformationsprozess eher kritisch bewerten. So schätzt noch nicht einmal jeder Vierte die Ziele der Bundesregierung als transparent, ausreichend erklärt und messbar ein. Bei den Consultants gibt dies sogar nur jeder Zehnte an.

Beispiel Klimaneutralität: Für die Hälfte der Befragungsteilnehmenden ist bisher unklar geblieben, auf welchem Weg das Ziel Klimaneutralität bis 2045 überhaupt erreicht werden soll. Hinsichtlich der Kommunikation des Ziels werden erhebliche Mängel konstatiert. Besonders die Consultants stellen in Frage, ob ausreichend durch die Bundesregierung kommuniziert wird, so dass die Unternehmen die notwendigen Maßnahmen berücksichtigen und umsetzen können.

Wenn die komplexe Transformation hin zum nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland gelingen soll, müssen die Anstrengungen deutlich erhöht werden und die entscheidenden Erfolgsfaktoren in Transformationsprozessen stärker berücksichtigt werden.

Klarheit, Umsetzbarkeit und Messbarkeit bei Politik bemängelt

Nur jeder fünfte Studienteilnehmende bezeichnet die Ziele der Bundesregierung hinsichtlich der nachhaltigen Transformation als ausreichend transparent und messbar. Lediglich sieben Prozent der Consultants sind dieser Meinung. Dass die Ziele von Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik hinreichend erklärt werden, gibt rund jeder vierte Studien-Teilnehmende aus der gesamten Befragungszielgruppe an. Auch hier fällt der Zustimmungswert aus den Unternehmensberatungen mit 12,7 Prozent merklich geringer aus.

Bürokratie und fehlende Sicherheit im eigenen Unternehmen die Top-Hemmnisse

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsinitiativen im eigenen Unternehmen werden bei beiden Befragungszielgruppen unisono die zu große Bürokratie und fehlende Sicherheit durch die Politik als die Top-Hemmnisse bezeichnet. Und: Jede zweite Führungskraft aus der Gesamtwirtschaft beklagt fehlende finanzielle Mittel. Bei den Consultants ist dieser Anteil deutlich geringer und liegt bei 14,6%. Ein mangelndes Verständnis im eigenen Unternehmen für die Notwendigkeiten beim Thema "Nachhaltiges Wirtschaften" konstatiert in beiden Befragungszielgruppen hingegen nur jeder Zehnte.

Nachhaltigkeit in der Wirtschaft steht nicht in Frage

Dabei spürt die Wirtschaft den Transformationsprozess hin zum nachhaltigen Wirtschaften deutlich: 62 Prozent schätzen diese Entwicklung als sehr stark oder stark für die Gesamtwirtschaft ein. Zum eigenen Unternehmen gefragt liegt dieser Wert sogar bei 71 Prozent. Fazit: Das Thema ist in den deutschen Unternehmen voll angekommen.

13,1 Prozent der Teilnehmenden stammen aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 100 Mio. Euro, 8,9 Prozent aus Unternehmen mit 20 bis 100 Mio. Euro Umsatz, 22,3 Prozent aus Unternehmen mit 1 bis 20 Mio. Euro Umsatz und 55,7 Prozent aus Unternehmen mit einem Umsatz unter 1 Mio. Euro. (gun)