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Kunden fürs Papier-Sparen belohnen – und selber sparen

Wie bringt ein Versorger seine Kunden dazu, auf Online-Rechnung umzustellen, damit er Geld und Ressourcen spart? Die Stadtwerke Bochum haben dafür eine günstige Lösung gefunden.
25.01.2019

Kundenberatung: eine Service-Mitarbeiterin der Stadtwerke Bochum im Gespräch.

50.000 der 190.000 Kunden bei den Stadtwerken Bochum nutzen bereits ein Online-Selbstbedienungsportal. Die Vorteile für den Versorger und die Verbraucher:

  • Der Kommunalversorger muss keine Papierrechnung mehr verschicken, die mehr Papier, Energie und wesentlich mehr Geld verbraucht als eine E-Mail.
  • Das Stadtwerk spart Prozesskosten, da eventuelle Änderungen, die der Kunde eingibt, ohne Medienbruch in Echtzeit in den eigenen IT-Systemen ankommen. Eventuelle Fehler, die sich nicht schon durch eine Plausibilisierungs-Routine vermeiden lassen, hat der Kunde zu verantworten. Es gibt keine Backoffice-Kraft mehr, die handschriftliche Angaben erfassen muss.
  • Der Kunde kann bestimmte Angelegenheiten mit seinem Stadtwerk rund um die Uhr erledigen, etwa Zählerstände melden oder den Abschlag anpassen. Er muss weder einen Briefkasten suchen noch sich an Servicezeiten halten noch Rechnungen in Ordnern abheften.
  • Das Kundenzentrum und die Hotline werden von Routineprozessen entlastet.

Ein Jahr lang Grünstrom

Doch wie den behäbigen Kunden bei dem "Low-involvement-Produkt" Strom zur Umstellung auf Online bringen? Die Stadtwerke Bochum haben einen Weg gefunden, der sie nicht viel kostet: Die Neu-Onliner bekommen in einer Aktion ein Jahr lang ohne Aufpreis Ökostrom.

Vertrieblich haben die Stadtwerke Bochum zusätzlich folgendes davon:

  • Die umstellenden Kunden stärken ihre Bindung zum Stadtwerk. Sie fühlen sich für eine auch ökologisch nützliche Tat von ihrem Versorger belohnt.
  • Die Stadtwerke Bochum schaffen einen Upselling-Ansatzpunkt: Nach einem Jahr können sie den Kunden fragen, ob er weiter Ökostrom beziehen möchte. Derzeit beträgt der Aufpreis einen Euro pro Monat.
  • Der Mehraufwand dürfte überschaubar sein, auch wenn der Preis von Herkunftsnachweisen für Grünstrom im vergangenen Jahr den Euro-Bereich pro MWh erreicht hat und derzeit nach ZfK-Informationen stark schwankt: Das Ökostrom-Produkt der Stadtwerke Bochum stammt aus norwegischer Wasserkraft, so die Website. Dies ist eine rein bilanzielle Herkunft, für die dieser und andere Versorger europäische Herkunftsnachweise kaufen. Dies ist legal und lange vertrieblich in Deutschland etabliert, aber auch umstritten, was den tatsächlichen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz angeht.
  • Geringe Mehrkosten ergeben sich einmalig durch eine Kampagne zur Aktion, die mindestens Onlinewerbung auf der eigenen Website und eine Pressemitteilung umfasst. Schreibt die Lokalpresse darüber, ist das zusätzliche kostenlose Werbung.

Das Fazit des Chefs:

"Digitalisierung und Klimaschutz passen gut zusammen, diesen Beweis wollen wir antreten", erklärt Geschäftsführer Frank Thiel. (geo)