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Nordex erwartet 2022 mindestens auf Vorjahresniveau - Aktie legt zu

Der Windkraftanlagen-Hersteller fährt weiter Verluste ein, dennoch ist der Konzernchef vorerst zufrieden. Die Aussichten sind jedoch getrübt vom Ukraine-Krieg.
29.03.2022

Nordex hat es nach wie vor schwer, denn erst stiegen die Beschaffungskosten aufgrund von Corona, nun kommt noch die Ukraine-Krise hinzu.

Nach Verlusten in 2021 rechnet der Vorstand des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex im laufenden Jahr mit einem weiterhin schwierigem Marktumfeld. Die Kostensituation bleibe angespannt, vor allem als Folge des Ukraine-Kriegs, teilte Konzern am Dienstag bei der Vorlage seiner endgültigen Jahreszahlen in Hamburg mit. Nordex leidet unter den bereits im Zuge der Corona-Pandemie gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Transporte. Unterm Strich machte das Unternehmen im vergangenen Jahr gut 230 Mio. Euro Verlust und damit über 100 Mio. mehr als das Jahr zuvor. 2022 will Nordex bei Umsatz und operativer Marge mindestens das Niveau von 2021 halten.


Die Nordex-Aktie legte am Dienstag im SDax über sieben Prozent zu auf zuletzt 15,01 Euro zu. Analyst Constantin Hesse von Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von einem "soliden Ausblick". Der Mittelwert der Zielspanne für das operative Ergebnis liege über der durchschnittlichen Markterwartung. Auch der angepeilte Umsatz liege über den Marktannahmen.

Zukunftsaussichten gemischt

Er sei mit dem vergangenen Jahr insgesamt zufrieden, sagte Nordex-Chef José Luis Blanco am Dienstag im Gespräch mit der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX. Das Nettoergebnis sei zwar nicht gut, aber angesichts des schwankenden Marktumfeldes habe Nordex geliefert. Das Management hatte im November die ursprüngliche Profitabilitätsprognose gekappt, das angepasste Ziel von einem Prozent vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) wurde letztlich erreicht. Auf die kommenden Monate blickt Blanco nach eigener Aussage aber mit "gemischten Gefühlen".

Der direkte Einfluss des Krieges in der Ukraine sei zwar relativ klein und die in der Ukraine geplanten 280 Megawatt Kapazität würden woanders installiert, voraussichtlich in der Türkei oder in einer der Balkanländer. Die möglichen indirekten Folgen des Krieges bereiteten ihm hingegen mehr Sorgen. Blanco sprach unter anderem die Inflation und die Lieferkettenprobleme an.

Krieg treibt die Kosten weiter

Nordex leidet bereits seit vielen Monaten unter massiv steigenden Kosten. Und durch den Krieg in der Ukraine dürfte sich diese Situation auch nicht so schnell ändern, denn vor allem Rohstoffe und Energie haben sich in den vergangenen Wochen stark verteuert. Nordex sei vor allem von den hohen Preisen für Stahl betroffen, aber auch beispielsweise für Nickel, sagte Blanco im Interview.

Als Reaktion auf die steigenden Kosten stellt Nordex bereits seine Produktionsstätten um und will beispielsweise den spanischen Standort La Vall d'Uixo schließen. Auch die Rotorblatt-Fertigung in Rostock soll angesichts einer Verschiebung der Nachfrage nach größeren Rotorblättern bis Ende Juni eingestellt werden. Davon wären wohl rund 600 Mitarbeiter betroffen. Stattdessen verlagert der Konzern seine Produktion unter anderem nach Indien, Süd- und Lateinamerika. Mittelfristig sollen so acht Prozent vom Umsatz als Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben.

Auftragseingang stieg auf knapp acht GW

Ursprünglich war dieses Ziel bereits für 2022 ausgerufen worden. In welchem Jahr der Wert nun erreicht werden soll, darauf will sich Blanco nicht festlegen. Das ebenfalls ursprünglich für dieses Jahr avisierte Umsatzziel von fünf Mrd. Euro, sowie das Kapazitätsvolumen von mindestens sechs GW hat Nordex schon jetzt erreicht. Der Konzern hat bereits vor rund drei Wochen Eckdaten für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Demnach stieg der Umsatz 2021 auf rund 5,4 Mrd. Euro, der Auftragseingang stieg auf knapp acht Gigawatt.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz bei Nordex zwischen 5,4 und sechs Mrd. Euro liegen, die operative Marge (Ebitda-Marge) soll ein bis 3,5 Prozent betragen. Wesentlich für die angestrebte Margenverbesserung sei ein stabiles Makroumfeld. Zudem müsse Nordex hierfür die Kosten weitergeben und den Anteil an Projekten der Delta4000-Plattform erhöhen können.

Schwieirge Vergangenheit


Blanco ist seit 2017 Chef des Anlagenbauers. Unter seinem Vorgänger hatte das Unternehmen bei vielen Anlegern an Vertrauen verloren. Die Glaubwürdigkeit von Nordex litt, unter anderem wurde die Art und Weise der Kommunikation kritisiert. Blanco sollte Nordex in die Profitabilität führen, sieht sich seitdem jedoch einer Reihe von Herausforderungen gegenüber: "Erst kam Corona, dann die Langzeitfolgen der Pandemie, dann der Krieg", sagte Blanco am Dienstag. (dpa/lm)