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Nach Preisbremsen-Start: Mit welchen Tricks Stromanbieter um Neukunden buhlen

Während ein Stromanbieter bei Verivox und Co. bereits mit weniger als 40 Cent pro kWh wirbt, stellt ein anderer den Grundpreis fast auf null. Übersichtlicher geht es im Gasbereich zu.
04.01.2023

Die Einführung der Strom- und Gaspreisbremsen beeinflusst auch das Buhlen um Neukunden.

Wenige Tage nach Einführung bundesweiter Strom- und Gaspreisbremsen ergibt sich beim Blick auf die Vergleichsportale Verivox und Check 24 ein gemischtes Bild, wie eine ZfK-Stichprobe in den Städten Berlin, Hamburg und München zeigt. Dabei zeigt sich auch, mit welchen Bandagen um Neukunden gebuhlt wird.

So bot mit dem bundesweiten Energievertrieb Elektrizität Berlin eine Marke im Strombereich für mehrere Monate unterhalb des 40-Cent-Deckels an. In der Bundeshauptstadt warb der Anbieter mit 39 Cent, in München sogar mit lediglich 36 Cent pro Kilowattstunde. Dafür fielen die Grundpreise mit mehr als 20 Euro pro Monat vergleichsweise hoch aus.

Check 24 rechnet Preisbremseneffekt mit ein

Bemerkenswert dabei: Während Elektrizität Berlin mit diesem Angebot bei Verivox im Spitzentrio landet, ist die Marke bei Check 24 deutlich weiter hinten zu finden. Das lässt sich dadurch erklären, dass Check 24 Entlastungen durch die Strompreisbremse automatisch mit einrechnet und damit Anbieter begünstigt, die bei Arbeitspreisen oberhalb des Preisdeckels liegen.

Für die Untersuchung wurde jeweils ein Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden Strom angenommen.

Anbieter dynamischer Tarife ganz vorn

Die meisten Stromangebote bei Verivox und Check 24 bewegten sich am Mittwoch zwischen Mitte 40 und Anfang 50 Cent pro Kilowattstunde. Die gesetzlich maximal erlaubten 50 Euro Neukundenbonus wurden von etwas weniger als der Hälfte der Anbieter ausgeschöpft.

Bei Verivox rangierte in allen drei Städten das Start-up Tibber ganz vorne. Allerdings bietet der Anbieter dynamischer Tarife nur für den ersten Monat eine Festpreisgarantie. Danach orientieren sich die Preise an der Kurzfristbörse Epex Spot.

NEW im oberen Feld

Im oberen Feld tummelte sich zudem der kommunale Anbieter NEW, der in München mit 41 Cent pro Kilowattstunde warb.

Energiekonzern Eon wiederum landete mit einem Angebot von 65 Cent pro Kilowattstunde in München auf dem vorletzten Platz. Auch die Vertriebstochter Eprimo (47 Cent pro Kilowttatstunde) kam nicht über Platzierungen im Mittelfeld hinaus.

Grünwelt Energie mit Dumping-Grundpreis

Bei Check 24 belegte der sogenannte Discounteranbieter Grünwelt Energie durchgehend Rang eins. Und das mit einer ganz anderen Strategie als Elektrizität Berlin. Denn während der Arbeitspreis beispielsweise in Berlin 49 Cent pro Kilowattstunde betrug, lag der Grundpreis bei gerade einmal 19 Cent (!) pro Monat. Üblicherweise verlangen Anbieter Grundpreise von acht bis zwölf Euro pro Monat. Ohne Berücksichtigung des Preisbremseneffekts durch Check 24 wäre Grünwelt Energie folglich auch nicht ganz vorne gelandet, sondern auf Platz fünf.

Auch hinter Grünwelt Energie dominierten sogenannte Billiganbieter bei Check 24, darunter die Marken Spar-Fuxx (46 Cent pro Kilowattstunde, 7 Euro Grundpreis pro Monat in Berlin) und Enstroga (42 Cent pro Kilowattstunde, 8 Euro pro Monat in München).

Kleinere Auswahl im Gasbereich

Deutlich kleiner war die Anbieterauswahl am Mittwoch im Gasbereich. Für die Stadt München listete Check 24 gerade 19 Angebote. Knapp ein Drittel davon warb mit Neukundenboni. Der Großteil der Anbieter stellte Arbeitspreise von 15 bis 17 Cent pro Kilowattstunde in Aussicht. Der gesetzlich festgelegte Preisdeckel für 80 Prozent des Verbrauchs liegt bei zwölf Cent pro Kilowattstunde.

Den ersten Platz belegte der bayerische Energieversorger Montana, der sich dank eines vergleichsweise niedrigen Grundpreises in Höhe von fünf Euro pro Monat ganz nach vorne schob.

Gaspreise zwischen 15 und 17 Cent pro Kilowattstunde

Verivox listete für München 21 Angebote, wobei nur ein Viertel davon Neukundenboni umfasste. Auch hier lagen die meisten Arbeitspreise zwischen 15 und 17 Cent pro Kilowattstunde. Ganz vorn landete die Marke Brillant, eine Vertriebstochter der Stadtwerke Leipzig, mit einem Arbeitspreis von 14,95 Cent pro Kilowattstunde. (aba)