Radevormwald zieht Change-of-Control-Klausel
Die Stadt Radevormwald im Bergischen Land (NRW) hat den Eon-/RWE-Deal genutzt, um die eigenen Stadtwerke vollständig zu rekommunalisieren. Möglich machte dies eine sogenannte Change-of-Control-Klausel im Gesellschaftervertrag, die aufgrund der sich abzeichnenden Veränderung der Beteiligungsverhältnisse gezogen werden konnte, heißt es in einer Pressemitteilung.
Seit der Liberalisierung 1998 hatte die Stadt 50,1 Prozent an dem mehrheitlich kommunalen Unternehmen in der Rechtsform einer GmbH gehalten. Die Anfänge der Stadtwerke reichen bis ins Jahr 1893 zurück.
Rückkauf der Anteile von Westenergie
Aufgrund der Klausel konnte die Stadt nun die restlichen 49,9 Prozent von der Eon-Tochter Westenergie zurückkaufen. Westenergie hatte die Anteile im Zuge eines milliardenschweren Deals mit RWE und einer Neuordnung vielfältiger Aktivitäten sämtliche Stadtwerkeanteile von der RWE-Tochter Innogy übernommen.
Die 22.000-Einwohner-Stadt will das kommunale Unternehmen jetzt in Eigenregie führen und vorerst keinen weiteren strategischen Partner suchen. Ausgeschlossen wird eine Kooperation in der ferneren Zukunft allerdings nicht.
Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Behler sieht neben den klassischen Geschäftsfeldern Strom, Gas und Wasser zukünftige Aktivitäten in den Feldern Digitalisierung und Dekarbonisierung. „Ich erwarte durch den Rückkauf der Anteile eine tiefgreifende thematische und organisatorische Neuausrichtung der Gesellschaft“, sagt Behler.
CO2-neutrales Wärmekonzept
Der Begriff Digitalisierung umfasst eine Breitbandanbindung und eine Datenerfassung und eine Datenverwertung aus dem öffentlichen Raum mit Überführung der Stadt hin zur „Smart City“. Auch ein CO2-neutrales Wärmekonzept für das Neubaugebiet Karthausen ist in der Diskussion.
Die Stadtwerke. widmen sich zudem einem Forschungsprojekt, um eine für die Kunden tragbare Weiterentwicklung der Wärmeversorgung in ganz Radevormwald zu entwickeln.
Der Stadtrat hatte bereits im Dezember 2019 den Rückkauf der Anteile beschlossen, vollzogen wurde sie jetzt. Die Rückführung der Anteile wurde von Christian von Hammerstein (Kanzlei Raue, Berlin) und Ben Schlemmermeier (LBD Berlin) begleitet. (hoe)