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RWE-Chef wirbt bei Aktionären für Tauschgeschäft mit Eon

RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz sieht in der Veräußerung von Innogy als Gesamtpaket die beste Option für RWE.
26.04.2018

RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz.

Die Vereinbarung mit Eon bringe für RWE strategisch und finanziell die größten Potenziale mit sich, sagte Schmitz am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Essen. Die RWE-Aktionäre brachten Kritik an den Plänen zum Ausdruck. RWE und Eon wollen Innogy unter sich aufteilen. Durch einen umfangreichen Tausch von Geschäften sollen künftig zwei rein aufgestellte Unternehmen stehen, die sich nicht mehr in die Quere kommen. Eon will Innogy in einem ersten Schritt vollständig übernehmen und das Geschäft mit erneuerbaren Energien an RWE weiterreichen. Der Start des offiziellen Übernahmeangebots von Eon wird für Mai erwartet. Bei Eon verbleiben das Netzgeschäft und der Vertrieb. RWE wird im Zuge dessen mit knapp 17 Prozent größter Aktionär bei Eon.

Die RWE-Aktionäre stellten die Frage, ob der Tausch der Netze und des Vertriebs von Innogy gegen die Erneuerbaren Energien sich für RWE auf Dauer rechnen werde. So wies Winfried Mathes von der Deka Bank zum Beispiel daraufhin, dass die regulierten Netze ertragreicher seien als die erneuerbaren Energien. Andere Anleger kritisierten an dem Deal, dass er zwei Energieriesen und damit eine unzulässige Marktmacht schaffe.

Nicht dem "Traum von üppigen Kapazitätszahlungen vom Staat" nachhängen

"Die alten Probleme werden damit nicht auf einen Schlag gelöst", sagte Thomas Deser von Union Investment, der die Interessen von mehr als vier Millionen Anlegern vertritt, mit Blick auf den hohen Anteil von konventionellem Strom wie etwa Kohle bei RWE. RWE dürfe nicht dem "Traum von üppigen Kapazitätszahlungen vom Staat" für die Versorgungssicherheit durch CO2-intensive Kohlekraftwerke nachhängen. Für die alten Anlagen müsse Kosteneffizienz gelten und zudem eine geordnete Abwicklung über Jahrzehnte. Dagegen gehörten den Erneuerbaren die Zukunft, so würden auch CO2-Risiken im Geschäftsmodell verringert.

RWE vergrößert mit dem Eon-Deal sein operatives Geschäft deutlich und steigt auf einen Schlag zur Nummer 3 bei den erneuerbaren Energien in Europa auf. Mittels der Transaktion mit Eon sollen künftig 60 Prozent CO2-freier Strom und Strom mit niedrigem CO2-Profil geliefert werden. "Wir können nun beides aus einer Hand bieten", sagte Schmitz. Dies schaffe mehr Wert als die jetzige Aufstellung von RWE. So strebe der Konzern auch auf lange Sicht attraktive Dividenden an.

Bis Ende 2019 gilt Wettbewerbsverbot gegenüber Innogy

Bislang betreibt der Essener Konzern ausschließlich konventionelle Kraftwerke mit einem hohen Anteil an Kohlestrom. Bis Ende 2019 gilt zudem ein sogenanntes Wettbewerbsverbot, das heißt RWE kann Innogy bei Erneuerbaren keine Konkurrenz machen. Dies wurde bei der Abspaltung von Innogy vor zwei Jahren so vereinbart.

"Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien entscheidet eine schlagkräftige Größe über den Erfolg", sagte Schmitz. Diese hätten allein weder Innogy noch Eon. Die Zusammenführung der Erneuerbaren beider Unternehmen unter dem Dach von RWE sorge für die nötige Schlagkraft. Allerdings seien die Erneuerbaren auch kein Selbstläufer mehr, da verstärkt Auktionsregimes die alten Subventionen abgelöst hätten, wandte Deser von Union Investment ein. RWE müsse sicherstellen, dass der Konzern auch mit erneuerbaren Energien Geld verdiene. Auch forderte er von RWE eine weitere Senkung des CO2-Ausstoßes.

Weiterhin größter Emittent von Kohlendioxid in Europa

RWE ist trotz Verbesserungen weiterhin größter Emittent von Kohlendioxid in Europa, weswegen der Konzern stark in der Kritik steht. Zahlreiche Aktionäre kritisierten das Festhalten von RWE an der Braunkohle sowie die in diesem Zusammenhang stattfindende Zerstörung von Natur. Vor den Toren der Hauptversammlung kam es zu Demonstrationen. (hil/dpa)