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RWE: Kosten für Hambacher Forst gehen in die Milliarden

RWE machte eine erste Rechnung auf: Sollte der Wald erhalten bleiben, müssten viele komplexe Fragen neu beantwortet werden.
21.03.2019

Der Wald am Tagebau Hambach ist zum Symbol des Widerstands von Umweltschützern gegen die Braunkohleverstromung geworden.

Nach Einschätzung des Energiekonzerns RWE würde der Erhalt des umkämpften Hambacher Forsts im Rheinischen Revier Milliarden Euro kosten. Sollte der Wald erhalten bleiben, wäre das mit aufwendigen Neuplanungen verbunden, sagte RWE-Vorstand Lars Kulik. "Ich geh mal davon aus, dass wir in die Milliarden reinkommen", antwortete er auf die Frage, was der Erhalt des Waldes kosten würde. Der Tagebau Garzweiler werde indes wie geplant vollständig ausgekohlt, die laufenden Umsiedlungen der fünf Dörfer zu Ende gebracht. Dagegen rufen Anwohner unterstützt von Umweltorganisationen für diesen Samstag zu einem sogenannten Sternmarsch für den Erhalt ihrer Dörfer auf.

Der Konzern versuche eine Lösung für den Erhalt des Waldes zu finden, sagte Kulik. Wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, müsse man entscheiden. "Am Ende kommt die Frage, was kostet das denn mehr, und dann muss man die Entscheidung fällen: Ist es denn überhaupt richtig, den Hambacher Forst stehen zu lassen?" Wegen des vorläufigen gerichtlichen Rodungsstopps werde ein Bagger Ende des Jahres auf der obersten Sole des Tagebaus zum Stehen kommen.

Um wie viel Hektar Wald handelt es sich?

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission hatte sich für den Erhalt des Waldes ausgesprochen. RWE wollte roden, um die darunter liegende Braunkohle zu fördern. Der Energiekonzern spricht von 200 Hektar, Umweltverbände von 500 Hektar verbliebenem Wald. Der Hambacher Forst am Tagebau Hambach ist zum Symbol des Widerstands von Umweltschützern gegen die Braunkohleverstromung geworden.

Ganz unabhängig vom Hambacher Forst werde RWE die laufenden Umsiedlungen am Tagebau Garzweiler planmäßig und vollständig durchführen. Dagegen hoffen Menschen in den betroffenen Dörfern, dass mit der Empfehlung der Kohlekommission zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 die laufenden Umsiedlungen gestoppt werden können.

Knapp 4000 Teilnehmer zu Sternmarsch erwartet

Anwohner in dem Bündnis "Alle Dörfer bleiben" riefen für Samstag zu dem Sternmarsch gegen die anstehende Zerstörung der fünf Dörfer am Tagebau Garzweiler auf. Nach Polizeiangaben werden knapp 4000 Teilnehmer erwartet. Initiativen-Mitglied Barbara Ziemann-Oberherr aus dem betroffenen Keyenberg stellte fest: "Es kann nicht sein, dass trotz des Klimawandels immer noch Orte für die Kohle abgebaggert werden (...) Wir rufen die Menschen auf, sich mit uns schützend vor die Häuser zu stellen." RWE hat nach eigenen Angaben bereits 60 Prozent der Anwesen in den fünf Orten gekauft über weitere 15 Prozent werde verhandelt.

Umweltorganisationen wie BUND, Greenpeace und Klima-Allianz forderten von der Bundesregierung, schnell für die Abschaltung von drei Gigawatt Braunkohlekapazitäten in Neurath und Niederaußem zu sorgen. Die NRW-Landesregierung müsse im zweiten Schritt die Tagebauplanung so ändern, dass die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich und Berverath am Tagebau Garzweiler erhalten werden. (dpa/hil)