So könnten Kleinanleger in die Energiewende investieren
Bei der Umsetzung der Energiewende kommt innovativen Finanzierungsmodellen eine zentrale Rolle zu. Die Berater von Deloitte bringen dafür nun die Tokenisierung ist Spiel.
Dabei geht es um die Aufsplittung von Investitionen in kleinere handelbare Einheiten, sogenannte "Token". Diese könnten die Beteiligung von Kleinanlegern ermöglichen.
Die Finanzierungsmöglichkeit erkundet Deloitte in seiner neuesten Studie "Die Finanzierung der Energiewende: Ein zusätzlicher Schub durch Tokenisierung".
Für die Studie wurden 1.000 Verbraucher:innen in Deutschland befragt. Über 60 Prozent gaben an, generell daran interessiert zu sein, sich finanziell an erneuerbaren Energieprojekten zu beteiligen.
Dabei steht die langfristige Senkung der Stromkosten und der Beitrag zur Nachhaltigkeit mehr im Vordergrund als eine hohe Rendite. Mit Abstand am attraktivsten ist für die Befragten eine Investition in lokale Energieprojekte. Über die Hälfte (54%) interessiert sich dafür. Etwas mehr als ein Viertel ist auch an einer Investition in internationale Projekte interessiert.
"Die Tokenisierung bietet eine zukunftsweisende Möglichkeit, Privatanleger:innen das Engagement in der Energiewende zu erleichtern", sagt Jens Hermann Paulsen, Director und verantwortlich für Web3 & Digital Assets bei Deloitte. "Neben dem Beitrag zur Nachhaltigkeit könnten Anleger:innen ihre Stromkosten senken und sind durch die Fraktionalisierung von Projekten in der Lage, proportional zum investierten Kapital von Wertsteigerungen zu profitieren."
Ein wesentlicher Vorteil von Token-Investments im Gegenzug zu etwa einer Anlage in ETFs läge in der Möglichkeit, gezielt in spezifische Projekte zu investieren. "Wie in unserer Veröffentlichung dargestellt, zeigen Menschen ein besonderes Interesse daran, die Energiewende in ihrer eigenen Region zu unterstützen", sagt Paulsen. "Unsere Umfrageergebnisse legen nahe, dass dies dazu beitragen könnte, mehr Menschen zur Beteiligung an solchen Projekten zu motivieren, was wiederum helfen könnte, die bestehende Finanzierungslücke im Bereich der Energiewende durch privates Kapital zu verringern."
Niedrigschwelliger Einstieg in die Anlage
Durch die Erstellung digitaler Token, die einen Anteil an einem Energiewende-Projekt repräsentieren, würde ein niederschwelliger Einstieg für Kleinanleger ermöglicht. Darüber hinaus könnten diese Token gehandelt und gegen Strom oder andere Dienstleistungen eingetauscht werden. Voraussetzung für die Tokenisierung ist die Blockchain-Technologie, die eine sichere Stückelung der Projekte ermöglicht.
Der Handel mit Token ermöglicht laut Deloitte eine schnelle und effiziente Übertragung von Anteilsrechten und verschiedene automatisierte Prozesse wie beispielsweise die Zinszahlung.
"Den Finanzakteuren kommt bei der Einführung von Token eine zentrale Rolle zu", betont Paulsen. Technische Dienstleistungen könnten die Entwicklung und Implementierung der nötigen Infrastruktur, die Ausgabe der Token und die Sicherung von Daten umfassen.
Steigerung der Akzeptanz in der Bevölkerung
Energieunternehmen könnten jedoch ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, indem sie direkt, also ohne Intermediäre aus der Finanzindustrie, als Projektträger auf diesen Plattformen auftreten. Sie profitierten dabei von der Möglichkeit, schneller und in größerem Umfang Kapital für Einzelprojekte wie Solaranlagen oder Windkraftwerke einzuwerben, was helfen könnte, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen.
Zudem böte die Tokenisierung den Energieunternehmen die Möglichkeit, Risiken zu streuen (allerdings auch einen Teil der Rendite abzugeben). Darüber hinaus können diese Projekte zur Steigerung der Akzeptanz regionaler Energieprojekte durch finanzielle Beteiligungen beitragen, was zusätzlich den Energieunternehmen zugutekommt. (pfa)