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Stadtwerke Bietigheim-Bissingen streiten mit EnBW-Tochter um Gaslieferungen

Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen streiten mit der EnBW-Tochter Terranets BW um die Bereitstellung von Erdgas für die baden-württembergische Gemeinde. Eine Lösung ist noch nicht gefunden, trotzdem wird jetzt gebaut.
21.02.2018

EnBW ist gefragt: Bietigheim-Bissingen verlangt Gaslieferungen von der Konzerntochter Terranets BW.

Der Streit zwischen den Stadtwerken des Neckarstädtchens Bietigheim-Bissingen und Terranets BW ist seit mehreren Jahren anhängig, und zwar seit dem Zeitpunkt, als der Versorger die Neukonzession für ein Gasnetz in der nahen, nördlich gelegenen Gemeinde Erligheim erhalten hat. Die Gemeinde hat bislang keine Gasversorgung, die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen wollen sie neu erschließen, sie versprechen sich hier und in weiteren Gemeinden gute Geschäfte. Doch für das zu erstellende Netz benötigen die Stadtwerke vor allem Erdgas; Terranets BW bezieht sein Gas aus Norwegen, den Niederlanden und zunehmend auch aus Russland.

In Erligheim geht es aber noch um mehr. Hier will der Versorger in einem Wohngebiet durch eine verbesserte Gasversorgung ein in die Jahre gekommenes Heizkraftwerk ablösen. Der vorgelagerte Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW hatte zur Versorgung von Erligheim im Rahmen des internen Bestellverfahrens nur eine feste Bestellleistung von rund 714 kWh/h angeboten. Benötigt würden aber mehr als viermal so viel, 3.014 kWh/h. Fast schon ein wenig sarkastisch ließ Kübler nun verlauten, mit 1.000 kWh/h „könne man auch schon mal was anfangen“. Der zuständige Netzdienst-Leiter Hartmut Drosch äußerte schon im letzten Frühjahr: „Wir hatten im vergangenen Winter mit 24,1 Gigawatt eine neue Höchstlast, obwohl der Winter 2012 noch viel kälter war.“ Das bedeute, dass die Zahl der Verbraucher seitdem stark zugenommen habe.

Optimismus trotz verfahrener Lage

Die neue Hochdruckleitung des Unternehmens Terranets BW soll nun diese Engpässe bei der Gasversorgung beseitigen. Die EnBW-Tochter wurde 1961 gegründet und versorgt mit einem 2.000 Kilometer langen Fernleitungsnetz aktuell rund zwei Drittel der Städte und Gemeinden im Land mit Erdgas. Die Versorger, die das Gas über die Leitungen der Terranets BW beziehen, müssen solche Engpässe und eventuelle Lieferaussetzungen zwar hinnehmen, doch bei Direktkunden, wie etwa Audi, kann das zu Problemen führen.

Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen haben nun sogar den Vorschlag unterbreitet, auf eigene feste Bestellkapazitäten zu verzichten, wenn diese Kapazität für die Gemeinde Erligheim zur Verfügung gestellt wird. Terranets BW reagiert darauf bislang nicht. Der Streit wird zusätzlich dadurch kompliziert, weil Bietigheim-Bissingen nicht direkt an das Terranets-System angeschlossen ist. Dazwischen liegt ein Regionalnetz der Netze BW. Terranets verweigere diesen Tausch allerdings, so Kübler. Nun beschäftigt sich die Beschlusskammer 7 der Bundesnetzagentur mit dem überaus komplexen Fall. In Erligheim sollen trotz allem am 12. März die Arbeiten zur Verlegung der Gasleitungen beginnen, berichtet die „Bietigheimer Zeitung“. Auf das Gas, das hier fließen solle, kann man in den betroffenen Gemeinden bislang nur hoffen. (sig)