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SW Brandenburg kaufen Rohrleitungsbauer

Tiefbaufirmen sind oft über Monate ausgebucht und diktieren die Preise: Erneut steigt deshalb kurzerhand ein Kommunalversorger selber in dieses Geschäftsfeld ein.
09.07.2018

Die neue Tochter der Stadtwerke Brandenburg kann neben Trinkwasser- auch Fernwärme- und Gasrohre bauen.

Die Stadtwerke Brandenburg an der Havel (StWB) verlegen ihre Leitungsrohre künftig selber. Das mehrheitlich kommunale Unternehmen hat den in Rietz, in der Nähe von Brandenburg angesiedelten Rohrleitungsbau der insolventen Firma Schwiercz erworben. Das neue Geschäftsfeld und die rund 30 Beschäftigten werden von der neu gegründeten Stadtwerketochter Brandenburger Infrastruktur GmbH (BISB) übernommen. Damit sichern die StWB zum einen Arbeitsplätze in der Region, die Transaktion hat aber vor allem auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. Die Stadtwerke werden damit unabhängiger vom überhitzten Markt für Tiefbaudienstleistungen. Auch andere Kommunalversorger wie die Nürnberger N-Ergie und die Stadtwerke Villingen-Schwenningen setzen auf diese Strategie und haben in der jüngeren Vergangenheit Tiefbaufirmen erworben.

"Wir sind nun Selbstversorger"

Wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Brandenburg, Gunter Haase, gegenüber den Regionalmedien bekräftigte, wird es immer schwieriger, Fachfirmen im Rohrleitungsbau zu finden. Weil diese in Aufträgen schwimmen, seien die Preise am Markt explodiert. Für die StWB sei es daher wirtschaflicher einen mittleren sechsstelligen Betrag in einen Zukauf zu investieren, als mühsam Firmen von weit außerhalb zu überhöhten Preisen zu suchen. "Bis zu einem halben Jahr auf Material warten? Wir sind nun Selbstversorger", verdeutlichte Haase, der zugleich Geschäftsführer des neuen Unternehmens BISB ist.

Die neue Stadtwerketochter sei in der Region weit und breit das einzige Unternehmen, das neben Trinkwasserrohren auch Leitungen für Fernwärme und Gas bauen könne, so Haase. Er erwartet, dass allein die Stadtwerke Brandenburg mit ihren Aufträgen die BISB bis zu 40 Prozent auslasten könne. "Der Wert des Unternehmens sind für uns die Mitarbeiter und nicht so sehr die Anlagen", betonte Haase. Die BISB zahlt den übernommenen Mitarbeitern die ausstehenden Löhne und Gehälter des vergangenen Juni.

Personalbestand der Stadtwerke wächst auf knapp 300

Der Insolvenzverwalter hatte Ende Juni die Stadtwerke Brandenburg als Großkunden von Schwiercz wegen eines möglichen Übernahmeinteresses an dem Geschäftsfeld Rohrleitungsbau kontaktiert, im Anschluss wurde über Tage durchverhandelt. Die bestehenden Aufträge im Wert von rund 1,3 Mio. Euro werden von der BISB weitergeführt. Auftraggeber sind vor allem Versorgungsunternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft in Ostdeutschland. Durch den Mitarbeiterzuwachs klettert der Personalbestand im Stadtwerke Brandenburg-Konzern auf knapp 300. (hoe)