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Trendwende bei Börsengängen: Ökoaktien erstmals vor Kohle, Öl- und Gas-Papieren

Das Vertrauen von Großinvestoren in fossile Industrien schwindet weiter. Das zeigt die Börsenentwicklung, aber auch der Beitritt von Blackrock zu einer Klimainitiative.
06.04.2021

Investments in erneuerbare Energien haben im vergangenen Jahrzehnt deutlich besser abgeschnitten als diejenigen in Papieren fossiler Brennstoffproduzenten. Das zeigt eine Studie des unabhängigen Thinktanks Carbontracker.

Investoren weltweit setzen bei ihren Investments immer weniger auf Produzenten von fossilen Brennstoffen, wie Kohle, Gas und Öl, und bevorzugen stattdessen Engagements in erneuerbaren Energien. Bei Börsengängen haben erstmals Ökoaktien mit einer Gesamtsumme von elf Mrd. US-Dollar mehr Erlöse erzielt als Aktien-Neuemissionen von fossilen Brennstoffproduzenten (berücksichtigt wurden die Sektoren Öl und Gas, damit verbundene Dienstleistungen sowie Pipelines und der Kohlebergbau). Letzterer Sektor kam in dem fraglichen Zeitraum auf Erlöse von zehn Mrd. US-Dollar.

Das zeigt eine aktuelle Studie des unabhängigen britischen Think-Tanks Carbontracker. Für diese wurden knapp 2400 Transaktionen von 450 Investmentbanken ausgewertet. Der größte Gewinner aller Börsengänge in dem Zeitraum soll der dänische Offshore-Windparkentwickler Örsted sein. Dessen Anteile seien seit dem Börsengang in 2016 um fast 520 Prozent im Wert gestiegen.

Ökoaktien mit deutlich besserer Performance

Laut der Erhebung haben Investments in Ökoaktien im vergangenen Jahrzehnt deutlich besser abgeschnitten als diejenigen von Unternehmen aus dem fossilen Energiesektor. Der MSCI Global Alternative Energy Index hat den Markt, sprich den Weltaktienindex (MSCI All Country World Index (ACWI), in dem Zeitraum um 54 Prozent übertroffen. Das entspricht einer Wertsteigerung von rund 77 Mrd. US-Dollar. Das Gros des Renditezuwachses entfällt dabei auf das vergangene Jahr.

Der Börsenwert von Kohle, Gas- und Ölkonzernen sei hingegen trotz „der längsten und stärksten jemals verzeichneten Aktienbullenmärkte“ weltweit im vergangenen Jahrzehnt um 123 Mrd. US-Dollar zurückgegangen, heißt es weiter. Er blieb damit um 52 Prozent unter der Performance des ACWI.

Das Klimarisiko ist auch für Investoren heute ein wesentliches Risiko, das sie nicht mehr ignorieren können“, schreibt Studienautor Henrik Jeppesen.

Klimaziele: Bis zu 3,5 Mrd. US-Dollar werden pro Jahr benötigt

Rund 640 Mrd. US-Dollar haben Investoren im vergangenen Jahrzehnt in Aktien von Produzenten fossiler Rohstoffe, Pipelines und Dienstleistungsunternehmen investiert, auf die Erneuerbaren-Branche entfielen knapp 56 Mrd. Euro.

Dies sei gemessen an den jährlich erforderlichen Investitionen, um die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, aber ein Tropfen auf dem heißen Stein, so die Studienautoren. Hierfür würden aber pro Jahr 3 bis 3,5 Milliarden Euro erforderlich sein.

Großinvestoren unterstützen neues Klima-Netzwerk

Dass sich Finanzströme mittlerweile immer stärker an den Pariser Klimazielen ausrichten, zeigt auch der Beitritt der großen US-Vermögensverwalter Blackrock und Vanguard sowie von Allianz Global Investors zum sogenannten Net Zero Asset Managers-Netzwerk. Die Initiative will mit ihren Investitionen das Ziel von „Netto-Nullemissionen bis 2050 oder früher" unterstützen. Zum Netzwerk gehören mittlerweile 73 Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen von rund 32 Billionen US-Dollar an. (hoe)