Trotz Gegenwind: Warum Nachhaltigkeit für Investoren unverzichtbar ist

Der Anteil der Großanleger, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, ist auf den zweithöchsten Wert seit dem Start der Investorenbefragung vor 15 Jahren gestiegen.
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Institutionelle Investoren in Deutschland setzen bei der Kapitalanlage weiterhin auf Nachhaltigkeit. 89 Prozent von ihnen berücksichtigen bei Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitskriterien. Das zeigt eine aktuelle Studie der Fondsgesellschaft Union Investment, für diese wurden knapp 180 institutionelle Investoren aus Deutschland befragt. Für 86 Prozent der Befragten führt sogar kein Weg an Nachhaltigkeit vorbei. Allerdings halten mehr als zwei Drittel die Regulierung bei nachhaltigen Kapitalanlagen für zu komplex und plädieren daher für ein einfacheres Regelwerk.
Im Vorjahresvergleich um vier Prozentpunkte erhöht hat sich der Anteil der Befragten, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen – auf aktuell 89 Prozent. Das ist der zweithöchste Wert seit dem Start der Investorenbefragung vor 15 Jahren. "Das ist erstaunlich, da kontroverse Diskussionen das Thema Nachhaltigkeit zunehmend belasten. In den USA werden ESG-Strategien gar grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt", heißt es weiter in der Pressemitteilung. Gestiegen ist auch der Anteil der Befragten, die in ihren Anlagerichtlinien Klimaschutzaspekte berücksichtigen – um sechs Prozentpunkte auf 84 Prozent.
"Die zunehmende Polarisierung in der Nachhaltigkeitsdebatte hat bei den meisten institutionellen Investoren in Deutschland aktuell keinen Einfluss auf die Anlagestrategie. Nachhaltigkeit bleibt bei ihnen trotz aller Diskussionen fester Bestandteil ihrer Kapitalanlage, denn sie sind weiterhin von der Notwendigkeit einer Transformation der Wirtschaft überzeugt", sagt André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment und zuständig für institutionelle Kunden.
Image spielt abnehmende Rolle bei Investments
Zwei Drittel der Investoren, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, sind mit den nachhaltigen Kapitalanlagen in ihrem Verantwortungsbereich zufrieden. Ihre Entscheidung für nachhaltige Investments begründen sie vor allem mit der Übernahme von Verantwortung und mit den Werten des eigenen Unternehmens. Dagegen hat die Relevanz von Nachhaltigkeit als Imagefaktor deutlich abgenommen.
Langfristig erwarten 53 Prozent der Befragten eine gleichbleibende und 44 Prozent eine wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit für ihre Kapitalanlagen und ihr Unternehmen. Mit einem sinkenden Stellenwert rechnen dagegen nur drei Prozent.
Hohe Komplexität führt zu erhöhtem Beratungsbedarf
Eine Mehrheit der Investoren von 58 Prozent hält das Thema Nachhaltigkeit allerdings für sehr kompliziert – trotz guter oder sehr guter Kenntnisse auf diesem Gebiet. Die hohe Komplexität scheint auch zu einem erhöhten Beratungsbedarf zu führen. Die Regulierung im ESG-Bereich halten 73 Prozent der Befragten für zu aufwändig und 67 Prozent für zu komplex. Viele Befragte plädieren daher für weniger Bürokratie, mehr Standardisierung und eine maßvolle Regulierung.
Parallelen zur CSRD-Regulierung
"Die Haltung institutioneller Investoren ist von Pragmatismus geprägt. Sie stellen die Regulierung nicht grundsätzlich infrage, wünschen sich aber mehr Praxistauglichkeit", erläutert Haagmann. Das deckt sich mit den Einschätzungen vieler kommunaler Unternehmen mit Blick auf die angekündigten Erleichterungen der EU mit Blick auf die Nachhaltigkeitsdirektive CSRD. Sollten diese so kommen wie angekündigt, werden viele kommunale Unternehmen, die sich bereits intensiv auf die Umsetzung der Reportingvorgaben vorbereitet haben, nicht berichtspflichtig sein. Dass Nachhaltigkeit aber weiterhin ein zentraler Treiber bleiben wird, um die Klimaziele zu erreichen und Nachhaltigkeitsdaten der entsprechende Kompass bleiben werden, um die Transformation zu steuern, darüber herrscht weiterhin Konsens. (hoe)