Veruntreuung in Rüsselsheim: Gericht weist Klage gegen Wirtschaftsprüfer ab

Die Stadtwerke Rüsselsheim wollen die schriftliche Begründung des Gerichtsurteils prüfen und behalten sich weitere rechtliche Schritte vor.
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Von Hans-Peter Hoeren
Juristischer Dämpfer für die Stadtwerke Rüsselsheim bei der Aufarbeitung eines mutmaßlichen Veruntreuungsfalls: Das Landgericht Mainz hat die Klage des zu 100 Prozent kommunalen Versorgers aus Hessen gegen den ehemaligen Wirtschaftsprüfer in erster Instanz abgewiesen.
Das Unternehmen werde die schriftliche Begründung des Urteils prüfen und sich weitere rechtliche Schritte vorbehalten, teilte Stadtwerkesprecher Jürgen Gelis schriftlich mit. Er verweist auf ähnliche Fälle, in denen Gerichte anders entschieden haben. Dabei geht es um Haftungsansprüche, die sich aus den Informations- und Sorgfaltspflichten der Wirtschaftsprüfer ergeben können. Das Urteil habe keine Auswirkungen auf das Strafverfahren gegen die mutmaßliche Täterin und die Schadensersatzansprüche des Unternehmens.
Stadtwerke-Chef: "Werden unsere Vertrauenskultur erhalten"
Die ehemalige Mitarbeitende der Stadtwerke soll mit hoher krimineller Energie über drei Jahre mit zahlreichen manipulierten Überweisungen 1,7 Millionen Euro veruntreut haben. Bei der internen Aufarbeitung des Falls mussten Tausende von Kontoauszügen über einen längeren Zeitraum überprüft und mehrere Gutachten erstellt werden.
"Dieser hohe Aufwand war aus drei Gründen notwendig", so Stadtwerke-Geschäftsführer Maik Landwehr, der erst seit wenigen Monaten das Unternehmen führt. Zum einen, um die Veruntreuung eindeutig der Täterin nachzuweisen, zum andern aber auch, um die Unschuld aller anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Funktionsbereiche zweifelsfrei zu beweisen. Außerdem sei es darum gegangen, alles zu tun, damit sich ein solcher Fall nicht wiederholen könne.
"Die Aufklärung durch externe Spezialisten belegt eindeutig, dass die Stadtwerke Rüsselsheim Opfer der kriminellen Energie einer Einzelperson sind und dass alle anderen Mitarbeitenden ihre Aufgaben gewissenhaft und zutiefst ehrlich erledigen", sagt Landwehr. Unabhängig von juristischen Zwischenergebnissen ist er überzeugt: "Wir wollen und werden unsere Vertrauenskultur innerhalb der Stadtwerke Rüsselsheim erhalten und durch unser neues Internes Kontrollsystem stärken."