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Wie Enercity der Wärmepumpe zum Durchbruch im Massenmarkt verhelfen will

Die Hannoveraner steigen über eine Mehrheitsbeteiligung an ökoloco in den bundesweiten Wärmepumpenvertrieb an. Dort wollen sie auch bei den digitalen Kundenprozesse Maßstäbe setzen.
09.06.2023

"Mit dieser Partnerschaft wird Enercity deutschlandweit zu einem der führenden Anbieter werden", sagt Enercity-Chefin Susanna Zapreva über den jüngsten Zukauf "ökoloco".

Der Energiedienstleister Enercity aus Hannover steigt jetzt auch in den bundesweiten Wärmepumpenvertrieb aus. Dazu hat er eine Beteiligung in Höhe von rund 75 Prozent an dem in Essen ansässigen Heizungsspezialisten „ökoloco“ erworben.

Das Start-up aus dem Ruhrgebiet ist spezialisiert auf Installationsl- und Handwerkerleistungen rund um Heizungskauf, Heizungstausch und die Reparatur und Wartung von Anlagen.

Nur wenige Wochen nach dem Verkauf der digitalen Montageplattform Installion ergänzt der Energiedienstleister aus Hannover damit sein bundesweites Leistungsportfolio im Bereich Photovoltaik um dezentrale Wärmelösungen bei Privat- und Gewerbekund:innen.

Zapreva: "Mit dieser Partnerschaft wird Enercity deutschlandweit zu einem führenden Anbieter werden"

Enercity bietet seinen Kund:innen nach eigenen Angaben somit verschiedene sich ergänzende Lösungen und Leistungen aus einer Hand. Dazu zählten neben der reibungslosen Installation moderner dezentraler Lösungen mit Photovoltaik-Anlagen auch Ladesäulen für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen sowie weitere klimafreundliche Wärmelösungen. 

"Die vernetzte dezentrale Energiewelt bei Kunden wird einen entscheidenden Schritt zur Energiewende beitragen. Die Beteiligung schafft weiteres Wachstum im Geschäftsfeld für dezentrale Lösungen und ermöglicht uns künftig ein optimales Bedienen von Kundenbedürfnissen. Mit dieser Partnerschaft wird enercity deutschlandweit zu einem der führenden Anbieter werden", sagt Enercity-CEO Susanna Zapreva. 

Aufbau von bundesweiten Vertriebs- und Installationshubs

Das Energieunternehmen aus Hannover sichert sich darüber hinaus Handwerkerkapazitäten und baut bundesweite lokale Vertriebs- und Installationshubs auf. ökoloco in Essen ist derzeit in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit eigenem Personal aktiv.   

Enercity stellt sich mit der Partnerschaft nach eigenen Angaben für die Umsetzung der Wärmewende in der Fläche auf. Die Wärmepumpe werde hierbei zur führenden Technologie. Nicht zuletzt mit der aufkommenden Pflicht, neue Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarem Anteil zu betreiben, heißt es.

40 Prozent der Bestandsheizungen sind älter als 20 Jahre

Die hohe Nachfrage könne Enercity mit den Planungs-, Beratungs- und Installationskapazitäten von ökoloco besser bedienen. Veraltete fossile Heizungsanlagen in Deutschland - geschätzt rund 40 Prozent des Bestands sind älter als 20 Jahre - würden zunehmend durch Wärmepumpen ersetzt.

Mit der Mehrheitsbeteiligung verschaffe sich Enercity ein hohes Maß an Unabhängigkeit von nur begrenzt zur Verfügung stehenden Montage- und Anschlusskapazitäten am Markt, schreibt der Energiedienstleister aus Hannover weiter.

Digitale Bestellstrecken bieten Festpreisangebote für Wärmewendetechnik

Gemeinsam mit ökoloco werde man die digitalen Kundenprozesse weiterentwickeln – deutlich fokussiert auf erneuerbare Wärmetechnologien und vernetzte Lösungen. Interessenten bekämen bereits heute entlang einer klaren Bestellstrecke innerhalb weniger Minuten Festpreisangebote für ihre klimafreundliche neue Heiztechnik.

Die Beratung kann mittels Rückrufanforderungen oder Videokonferenzen genau auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden.

Ein Fokus liegt auf der Vermietung und dem Contracting von Wärmeerzeugern

"Der Klimawandel, politischer Rückenwind und sehr attraktive Förderprogramme sorgen für mehr Nachfrage insbesondere nach erneuerbaren Heizlösungen", sagt Jan-Philipp Hotze, Gründer von ökoloco. Mit Enercity habe man einen starken Partner gefunden, um das eigene Produktportfolio flächendeckend ausrollen und anbieten zu können.

"Zusammen werden wir der Wärmepumpe zum Durchbruch auf dem Massenmarkt verhelfen", so Hotze.

Ein zusätzlicher Schwerpunkt werde hier die Vermietung und das Contracting von Wärmeerzeugern sein.

ökoloco profitiert von Skaleneffekten durch Enercity

Im Schulterschluss mit Enercity werde ökoloco nun weitaus offensiver anbieten können. Dabei kämen auch die vorhandenen Kunden-, Einkaufs- und Lagerhaltungsstrukturen von Enercity zum Tragen.  Über die Höhe des Kaufpreises haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Die verbleibenden 25 Prozent hält der Gründer und ökoloco-CEO Jan-Philipp Hotze.

Anzahl installierter Dachanlagen fast doppelt so hoch wie im gesamten Jahr 2022

Insbesondere die Photovoltaik ist zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie von Enercity. Im ersten Quartal 2023 hat der Konzern bereits annähernd doppelt so viele PV-Aufdachanlagen installiert wie im gesamten Jahr 2022 – auch die installierte Leistung hat sich nahezu verdoppelt.

Bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2023 strebt Enercity die Verdreifachung der Anlagenzahl in der  Region Hannover gegenüber 2022 an. Bis 2030 plant das Unternehmen die Installation von 30.000 PV-Dachanlagen bundesweit, im Netzgebiet wird im selben Zeitraum ein Marktanteil von 60 Prozent angestrebt. Das entspräche bis 2030 einer Steigerung der installierten PV-Leistung auf rund 2.000 MW.

Kräftige Investitionen in den Ausbau des Fernwärmenetzes

Auch den Fernwärmeausbau treibt das Unternehmen mit Hochdruck voran. Bis 2030 sollen allein rund 400 Millionen Euro in Fernwärmeleitungen im gesamten Netzgebiet investiert und so immer mehr Haushalte an die Fernwärme angeschlossen werden.

Mehrere große Fernwärmeleitungen wurden gerade fertiggestellt oder befinden sich im Bau. Mit dem Endausbau dieser Projekte können über 10.000 Wohnungen weiterer Kund:innen an die grüne Fernwärme angeschlossen werden.

2023 sollen weitere 100 Mio. Euro in den Erneuerbarenausbau investiert werden

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion von Enercity ist im ersten Quartal des laufenden Jahres deutlich auf 52,6 Prozent gestiegen.

Auch der Anteil der grünen Wärme in der Erzeugung konnte ausgebaut werden und zwar auf 19,2 Prozent. Im laufenden Jahr plant Enercity Investitionen von rund 100 Mio. Euro in Windenergieprojekte. Im vierten Quartal soll der Windpark Stemwede (Nordrhein-Westfalen) mit zehn Anlagen und einer installierten Leistung von 45 MW in Betrieb gehen.

Der Umsatz des mehrheitlich kommunalen Energiekonzerns ist im ersten Quartal um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,6 Mrd. Euro gestiegen, im gleichen Umfang verbesserte sich auch das EBIT und zwar auf 92,9 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum:83,9 Mio.). Der Strom- und Erdgasabsatz gingen gegenüber dem Vorjahresquartal leicht zurück, ebenso der Wärmeabsatz. (hoe)