Nachrichten

Zu nass, zu warm, zu wenig Sonne

Der Deutsche Wetterdienst zieht Bilanz für den Monat Juli.
01.08.2021

Im Juli wurden die höchsten Niederschläge seit 1960 gemessen.

Der in Deutschland keine hochsommerlichen Gefühle weckende Juli führte die Starkregenepisoden der zweiten Junihälfte fort. Er brachte zunächst regional heftige, teils auch gewittrige Niederschläge samt Überflutungen. Mit Tief „Bernd“ aber änderte sich in der zweiten Monatsdekade die Wetterlage und damit einhergehend auch die Intensität und Großflächigkeit der Regenfälle. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Am 13. Juli setzten in Nordrhein-Westfalen Regenfälle ein, die am 14. Juli schließlich ein historisches Ausmaß annahmen. Es folgten in der Eifel verheerende Fluten, die zu einer der für Deutschland folgenreichsten Naturkatastrophen seit der Sturmflut 1962 führten. Auch bis Monatsende überwogen instabile und zu Unwetter tendierende Wetterlagen. Die Bilanz: Der Juli 2021 war deutlich zu nass, etwas zu warm und sonnenscheinarm.

Sommerfeeling im Osten

Der Temperaturdurchschnitt lag im Juli 2021 mit 18,3 Grad Celsius um 1,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 und traf zugleich genau das Mittel der aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020. Damit war der Monat sogar kühler und wenig sommerlicher als der Juni.

Sommerfeeling kam insbesondere in den östlichen Bundesländern auf. Dort zählte man die meisten Sommer-, vor allem aber auch Hitzetage. Brandenburg schaffte im Flächenmittel zwei bis drei Tage mit Höchstwerten von über 30 Grad. Sechs heiße Tage gab es in Berlin-Tempelhof.

Spitzenreiter ist Rosenheim

Der Tageshöchstwert aber kommt aus Bayern und wurde am 6. Juli mit 32,8 Grad in Rosenheim datiert. Die westlichen Landesteile blieben dagegen von Hitze verschont. Am tiefsten sackte das Quecksilber am 21. Juli in Deutschneudorf-Brüderwiese, Erzgebirge, als einstellige 4,3 Grad gemessen wurden.

Im Juli fielen bundesweit im Mittel rund 110 Litern pro Quadratmeter und damit knapp 40 Prozent mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990 (78 Liter). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag das Plus bei fast 25 Prozent.

Die Auswirkungen von "Bernd"

In der zweiten Monatsdekade etablierte sich Tief „Bernd“ über Mitteleuropa und brachte vielerorts Starkregen, der nicht mehr lokal, sondern in Teilen großflächig niederprasselte. Am 14. Juli nahm der Regen zwischen Kölner Bucht und Eifel eine derartig starke Intensität an, dass dieser als „Jahrhundertregen“ in die meteorologischen Geschichtsbücher eingegangen ist. Über 100 l/m² fielen während des Unwetters innerhalb von 24 Stunden.

Den höchsten Tagesniederschlag einer DWD-Station übermittelte Wipperfurth-Gardeweg mit 162,4 l/m². Kaum hatten sich die Regenwolken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verzogen, öffnete „Bernd“ am 17. Juli seine Schleusen im Chiemgau und Berchtesgadener Land – auch mit 24-stündigen Mengen von teils über 100 l/m². Dort fiel mit über 350 l/m² auch der meiste Monatsniederschlag. Am trockensten blieb es mit unter 20 l/m² in der Magdeburger Börde.
 
Relativ wenig Sonnenschein

Mit 200 Sonnenstunden verfehlte die Sonnenscheindauer ihr Juli-Soll von 211 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund fünf Prozent. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 betrug die negative Abweichung sogar zehn Prozent. Besonders die westlichen Landesteile zeigten in der Sonnenscheinbilanz ein großes Defizit. Nur 170 Stunden wurden dort verbreitet gezählt. Der Nordosten kam dagegen auf durchschnittlich 230 Stunden. (hp)