Abwasser

Baustart für größte Anlage zur Spurenstoffentfernung mit Ozon

Nach jahrelangen Forschungsarbeiten statten die Berliner Wasserbetriebe nun das erste ihrer sechs Klärwerke mit modernster Technik aus, um das Abwasser noch besser zu reinigen – zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung.
08.12.2021

Das Klärwerk Schönerlinde der Berliner Wasserbetriebe im Nordosten Berlins

 

Im Klärwerk Schönerlinde im Nordosten Berlins starten die Berliner Wasserbetriebe den Bau für die erste großtechnische Ozonanlage. Diese weitergehende Reinigungsstufe soll biologisch bisher nicht abbaubare Spurenstoffe entfernen, darunter manche Arzneimittel.

Neben mehreren geschlossen Reaktionsbecken werden Anlagen zur Herstellung des Ozons aus Sauerstoff sowie zur Vernichtung von dessen Resten nach getaner Arbeit und ein Pumpwerk errichtet. Das Klärwerk Schönerlinde ist die drittgrößte Berliner Kläranlage. Darin wird das Abwasser von rund 800.000 Menschen aufbereitet. Insgesamt werden 48 Mio. Euro investiert.

Klärwerk der Zukunft

„Nach umfangreicher Forschung und Erprobung gehen wir mit dem Bau dieser neuen Anlage jetzt einen entscheidenden Schritt in Richtung Klärwerk der Zukunft“, sagt Frank Bruckmann, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe. Mit dem Bau einer Spurenstoffentfernung in dieser Größe betrete das Unternehmen zugleich Neuland in der Bundesrepublik.

„Das Vorhaben ist Teil einer umfassenden Ausbaustrategie für alle unsere sechs Klärwerke, die mehrere weitergehende Reinigungsstufen sowie Kapazitätserweiterungen umfasst und bis Mitte der 2030er Jahre in diesen Werken Investitionen von rund 2 Mrd. Euro einschließt“, so Bruckmann weiter.

Zwangsoxidation eliminiert Spurenstoffe

Wenn ab Ende 2023 das zuvor bereits mit klassischer Technik weitgehend gereinigte Wasser durch die Ozonanlage fließt, spaltet das Ozon (O3) schwer abbaubare organische Spurenstoffe, etwa bestimmte Arzneimittel, durch eine Zwangsoxidation auf.

Die dabei entstehenden Transformationsprodukte sind dann zumeist biologisch abbaubar bzw. werden durch Filtration zurückgehalten. Gleichzeitig eliminiert die Ozonung Keime im Abwasser.

Umfangreiche Forschungen

Berlin – an wenig Wasser führenden Flüssen und in der niederschlagsärmsten Region Deutschlands gelegen – gewinnt sein Trinkwasser nahezu komplett im eigenen Stadtgebiet. Mit dem Klimawandel und dem steigenden Medikamentengebrauch in der Bevölkerung hatten die Berliner Wasserbetriebe die Suche nach einer stärkeren Absicherung des teilgeschlossenen Wasserkreislaufs in der Region intensiviert.

So sind dem Votum für den Bau der ersten Ozonanlage umfangreiche Forschungsprojekte vorausgegangen, die das Unternehmen gemeinsam mit renommierten Partnern umgesetzt hat. Darin wurden verschiedene Verfahren im Hinblick auf die Entfernungsraten bestimmter Stoffe sowie ihre Stabilität und Kosten- und Ressourceneffizienz entwickelt, erprobt und verglichen. (hp)