„Begehungsfreie“ Pumpwerke
Vor zwei Jahren hat der Lippeverband im Bereich seiner Stadtentwässerung Hamm das erste begehungsfreie Pumpwerk in Betrieb genommen. Kurz darauf folgte der Neubau eines weiteren Pumpwerks in Hamm mit derselben Technik.
„Nach gut zwei Jahren Betrieb kann eine erste Bilanz gezogen werden. Unser Fazit fällt positiv aus: Die begehungsfreien Pumpwerke halten, was sie versprechen. Das Pumpwerk Soester Straße muss beispielsweise nur noch einmal im halben Jahr durch das Betriebspersonal gewartet werden“, sagt Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik beim Lippeverband.
Verstopfungen automatisch beheben
Vorher war eine wöchentliche Vor-Ort-Wartung von Pumpwerkskomponenten, wie zum Beispiel der Fördermaschinen oder der Elektroschaltanlage, erforderlich. „Begehungsfreie“ Pumpwerke sind damit nicht völlig frei von vor Ort-Begehungen, jedoch deutlich „begehungsärmer“. Die frequenten Überprüfungen finden in diesen Anlagen entweder automatisiert statt oder können bei Bedarf mittels des virtuellen Prozessleitsystems – quasi von überall – durchgeführt werden.
Dabei können die automatisierten Überprüfungsmechanismen nicht nur Probleme identifizieren, sondern auch selbstständig kleine, reguläre Störungen beheben. Ist zum Beispiel eine Pumpe durch falsch über die Toilette entsorgte Feuchttücher verstopft, kann das unter Umständen bis zum Ausfall des Pumpwerks führen.
Weiterer Ausbau in den nächsten Jahren
Bei den beiden neuen Pumpwerken in Hamm greift hier ein Notfall-Mechanismus: Die Anlage erkennt die Situation durch den erhöhten Stromverbrauch der Pumpe selbstständig. Mit einer automatischen Rückspülung kann die drohende Verstopfung in der Regel frühzeitig gelöst werden.
Nach dem erfolgreichen Start sind neben den zwei Pionierpumpwerken bereits fünf weitere Pumpwerke in Hamm begehungsfrei. In den nächsten Jahren ist der Um- und Neubau von mindestens 14 weiteren begehungsfreien Pumpwerken geplant.
Ausrollen auf das Emscher- und Lippe-Gebiet
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) betreiben mehr als 500 Pumpwerke im Emscher- und Lippe-Gebiet. Einige davon, wie zum Beispiel das Pumpwerk Oberhausen (Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk), sind jetzt schon in Teilen mit den beschriebenen automatisierten Prüfungsmechanismen ausgestattet.
Der flächendeckende Ausbau der begehungsfreien Technik ist eine Vision der Verbände, die jedoch noch einige Herausforderungen bereithält – denn Pumpwerk ist nicht gleich Pumpwerk. Anforderungen, Größe und Technik unterscheiden sich zum Teil stark.
Obenaus sieht trotz der Individualität der Anlagen ein großes Zukunftspotenzial: „Emschergenossenschaft und Lippeverband setzen auf Innovation und wollen die effizienzsteigernde Automatisierung der Pumpwerke flächendeckend im Emscher- und Lippe-Gebiet voranbringen.“ (hp)