Abwasser

BWB starten Bau einer neuen Klärschlammanlage

Der Klärschlamm der Hauptstadt wird zukünftig komplett selbst verwertet. Aber das ist nur ein Baustein einer insgesamt 2 Mrd. Euro umfassenden Investitionsoffensive.
19.09.2022

v.li.n.re.: Gerhard Mauer, Abwasserchef, und Frank Bruckmann und Kerstin Oster, Vorstände der Berliner Wasserbetriebe, sowie Christian Hentschel, Bürgermeister von Schönefeld.

 

Die neue Klärschlamm-Verwertungsanlage der Berliner Wasserbetriebe (BWB) in Waßmannsdorf ist für eine Jahresmenge von 68.000 Tonnen Klärschlamm und Rechengut ausgelegt. Zusammen mit der im Klärwerk Ruhleben bereits existenten Anlage, deren Kapazität um 4000 auf 60.000 Tonnen pro Jahr gesteigert wird, kann der Entsorger damit den kompletten Klärschlamm aus den sechs Berliner Kläranlagen selbst verwerten.

Hintergrund für diese Investitionsentscheidung bildet laut BWB die mit der Novelle der Klärschlammverordnung ab 2029 verbindliche Phosphorrückgewinnung, die im Zuge der Energiewende sinkenden Mitverbrennungskapazitäten und auch das mit dem regionalen Wachstum steigende Klärschlammaufkommen.

Eigenstrom-Nutzung und Fernwärme-Vertrieb

„Mit dem in der neuen Anlage erzeugten Strom wird sich das Klärwerk Waßmannsdorf der Unabhängigkeit vom Netzbezug weiter nähern“, erklärt Frank Bruckmann, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe. „Zugleich planen wir, die Abwärme für einen lokalen Anbieter zur umweltfreundlichen Beheizung mit Fernwärme zur Verfügung zu stellen.“

Die neue, aus drei parallelen Wirbelschicht-Linien bestehende Monoverbrennungsanlage wird mit Unterdruck faktisch geruchsdicht betrieben und ist laut den BWB mit modernster Abgasreinigung ausgestattet. Sie wird durch die Essener WTE Wassertechnik als Generalunternehmer errichtet. Das Investitionsvolumen für dieses Vorhaben beträgt rund 260 Mio. Euro.

Alle sechs Klärwerke werden modernisiert

Seit 2017 haben die BWB das Werk im Süden Berlins mit erheblichen Mitteln erweitert und die Leistung verbessert. Mit einer Gesamtsumme von 300 Mio. Euro wurde ein 50.000 Kubikmeter fassender Mischwasserspeicher, zwei neue Beckenlinien und eine Prozesswasser-Behandlungsanlage errichtet. Eine Flockungsfiltrationsanlage, die den in der biologischen Reinigungsstufe nicht vollständig abgebauten Phosphor auf nahezu Null reduziert, ist im Bau und wird 2024 fertig.

Auch alle sechs Klärwerke der BWB werden mit weitergehenden Reinigungsstufen ausgerüstet, einige in der Kapazität erweitert. So sind aktuell neue Anlagen auf den Standorten Münchehofe, Schönerlinde, Wansdorf und Waßmannsdorf im Bau, in Ruhleben geht es 2023 los und bis Anfang der 2030er Jahre wird das Werk Stahnsdorf durch einen Komplettneubau ersetzt. Insgesamt sind mit den laufenden bzw. in Planung befindlichen Klärwerks-Vorhaben Investitionen von rund 2 Mrd. Euro verbunden. (hp)