BWB testet innovative Verfahren
Unter den kommunalen Einrichtungen Berlins zählen die Kläranlagen zu den größten Energieverbrauchern. Trotz bereits umgesetzter Maßnahmen zur Energieeinsparung und einer Betriebsführung, bei der das im Klärprozess anfallende Biogas zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird, liegt der durchschnittliche jährliche Stromverbrauch aller sechs Berliner Klärwerke bei über 90.000 MWh Stromverbrauch pro Jahr, was zu einem signifikanten Beitrag an damit verbundenen Treibhausgasemissionen führt (40.000 t CO2.eq/a).
Im Vorhaben „E-Vent“ hat daher das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) neue und innovative Verfahren untersucht und bewertet, mit denen zukünftig die Abwasserreinigung in Berlin klimafreundlicher werden kann. Die Versuche wurden auch im Hinblick auf den zukünftigen Neubau des Klärwerks Stahnsdorf modelliert.
Zwei Verfahren im Fokus
Wichtig war dabei zu prüfen, inwieweit die innovativen Verfahren unter den spezifischen Randbedingungen und Anforderungen der Berliner Klärwerke umsetzbar sind. Der Fokus lag bei der Abwasserreinigung auf der Nutzung von granuliertem Belebtschlamm (Nereda®-Verfahren), das in Zusammenarbeit mit dem Anbieter Royal HaskoningDHV auf dem Klärwerk Stahnsdorf in einem Pilotversuch über 18 Monate getestet wurde.
Bei der Klärschlammbehandlung wurde der Ansatz der thermischen Hydrolyse zur Verbesserung der Klärschlammfaulung und damit der Faulgasausbeute untersucht: Dabei wurde sowohl die Thermo-Druck-Hydrolyse (Cambi-Verfahren) als auch die thermo-alkalische Hydrolyse (Pondus-Verfahren) mit Berliner Klärschlamm getestet.
Großtechnische Tests nötig
Die Ergebnisse zeigen, dass die innovativen Verfahren Potenzial bieten, um die Abwasserreinigung in Berlin klimafreundlicher zu machen. Neben dem verringerten Stromverbrauch spielt dabei auch die höhere Energierückgewinnung aus Klärschlamm eine Rolle. Für den betrachteten Neubau des Klärwerk Stahnsdorf konnte so der Treibhausgas-Fußabdruck im Modell um bis zu 72 Prozent gesenkt werden, was einer Einsparung von 3700 Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Bei einer zukünftigen Einführung solcher Prozesse ist jedoch noch eine Prüfung in großtechnischem Maßstab notwendig, um die zuverlässige Einhaltung der vorgegebenen Ablaufwerte der Abwasserreinigung zu garantieren.
Das Vorhaben wurde im Rahmen des Berliner Programms für Nachhaltige Entwicklung (BENE) aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin gefördert. Darüber hinaus beteiligten sich die Berliner Wasserbetriebe direkt an der Finanzierung. (hp)