Abwasser

Hamburger Klärwerk mit neuer Windenergieanlage

Hamburg Wasser baut die erneuerbare Energieproduktion aus. Weitere Windenergieanlagen sind in Planung. Bis 2030 will das Unternehmen energieautark sein.
27.04.2023

Jens Kerstan (li.), Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, und Hamburg Wasser-Geschäftsführer Ingo Hannemann nehmen die vierte Windenergieanlage auf dem Klärwerk in Betrieb.

Auf dem Klärwerksstandort Dradenau steht nun eine vierte Windenergieanlage. Mit einer Leistung von 3,6 Megawatt soll die etwa 180 Meter hohe Anlage jährlich bis zu 9000 Megawattstunden erneuerbaren Strom produzieren.
 
Zusammen mit zwei bereits seit 2010 bestehenden Anlagen produzieren sie bei einer installierten Gesamtleistung von 8,6 Megawatt jährlich bis zu 23.000 Megawattstunden Windstrom. Eine weitere Anlage steht seit 2014 auf dem Klärwerksstandort Köhlbrandhöft und liefert jährlich etwa 8000 Megawattstunden erneuerbaren Strom.

Biomethan statt Strom aus Faulgas
 
Den Strom aus der neuen Windenergieanlage setzt Hamburg Wasser vorrangig zur Eigenversorgung der Anlagen zur Abwasserreinigung ein. Bisher wurde dafür Faulgas genutzt. Diese Menge kann nun nach der Aufbereitung zu Biomethan ins Hamburger Gasnetz eingespeist werden. Zeitweise vorhandene Überschüsse aus der Windenergie werden ins Hamburger Stromnetz eingespeist.
 
„Aktuell liegt unsere Eigenerzeugungsquote bereits bei knapp 80 Prozent“, sagte Ingo Hannemann, Geschäftsführer von Hamburg Wasser. „Windenergie wird auch beim weiteren Ausbau eine wichtige Rolle spielen – momentan planen wir vier weitere Anlagen an unternehmenseigenen Standorten. Die erste davon soll innerhalb der nächsten zwei Jahre entstehen.“
 
Auch Solaranlagen geplant

Im Jahr 2022 lag die Stromeigenversorgungsquote des Hamburger Versorgers bei 77 Prozent, das heißt von benötigten 166 Gigawattstunden Strom hat das Unternehmen 128 Gigawattstunden selbst erzeugt. Bis 2025 soll diese Quote bei 85 Prozent liegen, bevor spätestens bis 2030 eine vollständige Eigenversorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen erreicht ist.
 
Auf dem Klärwerk sind auch Photovoltaikanlagen geplant. Durch die aktuell laufende Erweiterung der Klärschlammverbrennungsanlage erhöht sich nicht nur die Strom-, sondern auch die Wärmeproduktion.

Klärwerk ist energiepositiv

Auch sind drei weitere Faultürme geplant, um die Produktion von Klärgas weiter auszubauen, das zu Erdgasqualität aufbereitet ins städtische Gasnetz eingespeist wird. Zudem leistet Hamburg Wasser in einem Kooperationsprojekt mit den Hamburger Energiewerken zur Errichtung einer Abwasserwärmepumpe einen Beitrag zur städtischen Wärmewende.

Bereits in den letzten 30 Jahren hat sich auf dem Hamburger Klärwerk im Hafen viel getan. Hamburg Wasser hat es von einem der größten städtischen Energieverbraucher zu einem Energieproduzenten entwickelt. Seit mehr als zehn Jahren erzeugt es mehr Energie als es verbraucht und ist somit energiepositiv.

Drei Bausteine:

  1. Das Energiepotenzial des Abwassers besser ausnutzen: Aus der Klärschlammverbrennung werden jährlich 90.000 Megawattstunden Strom und 100.000 Megawattstunden Wärme gewonnen. Das Klärgas aus den eiförmigen Faultürmen wird teilweise in Biogas umgewandelt, so dass rund 70.000 Megawattstunden Energie in das Gasnetz eingespeist werden.
  2. Durch energieeffizientere Anlagen den Stromverbrauch senken: Benötigte das Klärwerk im Jahr 2000 noch 113.000 Megawattstunden Strom, waren es im Jahr 2022 nur noch 99.000 Megawattstunden – eine Senkung um 13 Prozent, obwohl weitere Verbraucher hinzugekommen sind.
  3.  Den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben: Die drei bereits bestehenden Windenergieanlagen auf Köhlbrandhöft und Dradenau produzieren jährlich 22.000 Megawattstunden erneuerbaren Strom. (hp)