Abwasser

P-XTRACT-Anlage in Betrieb genommen

Der Abwasserzweckverband Staufener Bucht hat zusammen mit weiteren kommunalen Kläranlagenbetreibern die Anlage gebaut. Das Verfahren soll „ökonomisch zukunftsfähig“ sein.
23.09.2024

Blick in den Kessel der P-XTRACT-Anlage: Nach Angaben des Abwasserzweckverbands fallen bei dem Phosphorrecycling-Verfahren keine Mehrkosten gegenüber den bisherigen Ausgaben zur Klärschlammverwertung an.

Die Vorgeschichte: Sieben kommunale Kläranlagenbetreiber der Gemarkungen Neuenburg, Breisach und Vogtsburg in Baden-Württemberg hatten sich zusammengeschlossen, um eine Anlage zur Klärschlammverwertung inclusive Phophorrückgewinnung zu errichten. Die Ausbaugröße der im Projekt zusammengefassten Kläranlagen liegt bei 346.800 EW (EW=Einwohnerwert).

Da die Kläranlage des an dem Projekt beteiligten Abwasserzweckverbands Staufener Bucht mit 114.000 EW (Planfeststellung 140.000 EW) die größte Anlage ist, eignete sich dieser Standort am besten für die Realisierung der Klärschlammverwertung. Denn hier können die meisten Synergien geschöpft werden.

Partner aus der Forschung

Die neue Anlage ist nun nach zwei Jahren Bauzeit in den Regelbetrieb übergegangen. Sie ist auf eine thermische Leistung von 1 MWth und etwa 8000 Betriebsstunden pro Jahr ausgelegt. Damit verarbeitet sie jährlich etwa 11.200 Tonnen mechanisch entwässerten Klärschlamm aus dem Einzugsgebiet der sieben umliegenden Kläranlagen.

Dort wird das Verfahren für die Phosphorrückgewinnung P-XTRACT eingesetzt, das die Firma Wehrle mit Sitz in Emmendingen in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) entwickelt hat. Das Familienunternehmen bezeichnet sich als Technologieführer für die Behandlung spezieller Abfälle und komplexer Abwässer.

Beschreibung des Verfahrens

Mit dem P-XTRACT-Verfahren werden aus dem verwerteten Klärschlamm 80 Prozent des Phosphors (frei von organischen Schadstoffen) zurückgewonnen. Das Verfahren beruht nach Angaben vorn Wehrle auf der Technologie der Wirbelschichtverbrennung von Klärschlamm unter Zugabe von bestimmten (Erd-)Alkaliadditiven und speziellem Wirbelschichtbettmaterial.

Durch die zweistufige Verbrennung in einer reduzierenden und oxidierenden Atmosphäre wird die Überführung von Schwermetallen in die Gasphase erhöht, sodass die phophorhaltige Asche im Rauchgas als Flugasche mitgerissen und bei möglichst hohen Temperaturen (> 700 °C) aus dem Rauchgas abgeschieden wird. Schwermetalle verbleiben maßgeblich in der Gasphase und werden bei niedrigeren Temperaturen in der nachfolgenden Rauchgasreinigung abgeschieden.

Dezentrale Entsorgungslösung

Die Ausnutzung vorhandener Synergien in sehr vielen Bereichen sorge für eine bessere Effizienz und eine minimale Inanspruchnahme von Flächen, Verkehr, Gebäuden und Personal, heißt es auf der Webseite des Abwasserzweckverbands Staufener Bucht. Deswegen sei das Projekt wirtschaftlich darstellbar. Es sei umlagen- bzw. gebührenfinanziert und führe zu keinen Mehrkosten gegenüber den bisherigen Ausgaben zur Klärschlammverwertung.

„Diese Anlage setzt neue Maßstäbe in der dezentralen nachhaltigen Entsorgung von Klärschlamm und der Rückgewinnung von Phosphor“, erklärt Heiner Steinberg, CEO von Wehrle. „In Zusammenarbeit mit dem Abwasserzweckverband Staufener Bucht, unseren Forschungspartner:innen und den Förderer:innen konnten wir eine nachhaltige Lösung entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch zukunftsfähig ist“, stellt Steinberg fest. (hp)