Abwasser

Phosphor-Rückgewinnung: Kiel wird Pilotregion

Ab 2029 müssen große Kläranlagen ein Verfahren für Phosphorrecyling haben. Die Zeit drängt also, zumal viele technische Fragen offen sind. Das Kieler Projekt hat jetzt ein hohe Förderung erhalten.
13.12.2024

Die in Kiel geplante Klärschlamm-Verbrennungsanlage mit Phosphorrecycling hat Bedeutung für ganz Schleswig-Holstein.

 

Von Elwine Happ-Frank

Die Klärschlammverordnung schreibt ab 2029 schrittweise die Phosphor-Rückgewinnung vor. Für alle Kläranlagen mit einer Anschlussgröße von mehr als 100.000 Einwohnern gilt die Verpflichtung schon ab 2029, bei mehr als 50.000 Einwohnern ist ab 2032 keine landwirtschaftliche Verwertung mehr möglich.

Kleinere Kläranlagen dürfen weiterhin ihren Klärschlamm landwirtschaftlich verwerten, wenn sie die Grenzwerte aus dem Düngemittelrecht und der Klärschlammverordnung einhalten. Die Kläranlage in Kiel mit 365.000 Einwohnerwerten gehört in die erste Kategorie und muss deshalb bis 2029 eine Lösung für das Phosphorrecycling etablieren.

Das ist insofern herausfordernd, weil die Prozesse dafür noch nicht standardisiert sind. In Kiel wird das von Remondis entwickelte TetraPhos®-Verfahren eingesetzt. Auch Hamburg Wasser – der Versorger betreibt das größte Klärwerk in Deutschland – ist derzeit dabei, eine Phosphorrecycling-Anlage mit dieser Technologie zu errichten.

Einspeisung in das Kieler Fernwärmenetz

Der Bau der Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage mit integrierter Phosphorrückgewinnung wird vom Land Schleswig-Holstein mit 17,7 Mio. Euro. gefördert. Den Bescheid hat nun MPK, Betreiber der Kieler Kläranlage, erhalten. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft von Remondis (51 Prozent) und der Müllverbrennung Kiel (MVK) (49 Prozent).

Das Vorhaben hat Bedeutung für ganz Schleswig-Holstein. Mit einer Kapazität von rund 30.000 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr sichert die neue Anlage die Entsorgung für rund 50 Prozent des Klärschlamms aus dem ganzen Bundesland. Bei der Verbrennung werden jährlich rund 48.600 Megawattstunden Wärme erzeugt, die in das Kieler Fernwärmenetz eingespeist werden.

Die anfallende Klärschlamm-Asche wird in der Phosphorrückgewinnung verwertet. Jährlich können so aus rund 12.000 Tonnen Asche unter anderem etwa 4200 Tonnen Phosphorsäure und 5800 Tonnen Gips gewonnen werden.

Öffentlich-private Partnerschaft

Bei der Übergabe des Förderbescheids sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD): "Die Landeshauptstadt Kiel freut sich außerordentlich über die Förderung zur Phosphorrückgewinnung. Dem Standort Kiel kommt damit eine landesweite Bedeutung zu. Mit der Klärschlammverbrennung können weitere 4000 Kieler Haushalte mit CO2-neutral erzeugter Fernwärme versorgt werden. Damit ist die MVK fester Bestandteil des Masterplans 100 Prozent Klimaschutz."

"Kiel wird die schleswig-holsteinische Pilotregion für die Rückgewinnung von Phosphor", freute sich Umweltminister Tobias Goldschmidt. Die geplante Anlage sei "ein Meilenstein für den schonenden Ressourcenverbrauch und die Kreislaufwirtschaft".

"Remondis und die MVK mit ihrem Hauptgesellschafter Landeshauptstadt Kiel wollen den Kläranlagenbetreibern in Schleswig-Holstein eine Anlage zur Verfügung stellen, die ihnen ab 2029 in einem Öffentlich-Private-Partnerschaft-Modell die gesetzlich vorgeschriebene Entsorgungssicherheit für Klärschlämme mit Phosphorrückgewinnung sicherstellt", sagten Ralph Müller-Beck, Remondis-Geschäftsführer der MPK, und Frank Ehlers, Geschäftsführer der Müllverbrennung Kiel und der MPK, laut einer Pressemitteilung.