Wasser

Bauern fordern genauere Grundwasseranalyse

Kurz vor dem Start am 1. Januar machen Landwirte noch einmal lautstark Stimmung gegen die Düngeverordnung – zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern.
10.12.2020

Die Ausweisung von „roten Gebieten“, in denen weniger gedüngt werden darf, ist Ländersache.

 

Die seit Monaten umstrittene Düngeverordnung wird kommen, dessen sind sich die Bauern bewusst. Doch sie zweifeln weiter, ob die bisherige Datengrundlage und das Messstellennetz wirklich repräsentativ sind. Die Bauern in Mecklenburg-Vorpommern fordern deshalb vom Landesumweltministerium möglichst schnell eine genauere Grundwasseranalyse als bisher.

«Wir respektieren, dass jetzt eine Entscheidung zur Landesdüngeverordnung kommen muss», sagte Landesbauernpräsident Detlef Kurreck am Mittwoch in Warsow (Mecklenburgische Seenplatte). Aber nach deren Verabschiedung, mit der am 15. Dezember in Schwerin gerechnet wird, sollte 2021 sofort eine Evaluierung der Messstellen und Methodik beginnen.

Kritik auch in anderen Bundesländern

Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, auch in anderen Bundesländern haben die Landwirte nochmals lautstark ihren Protest formuliert. In Niedersachsen regt sich großer Widerstand, obwohl nach einer Neubewertung die Fläche der von landwirtschaftlicher Düngung besonders belasteten «roten Gebiete» geschrumpft ist. In Schleswig-Holstein zogen die Bauern sogar – vergeblich – vor Gericht, obwohl nur noch 1500 statt bisher 8900 Betriebe in der sogenannten Nitrat-Kulisse sind. Allerdings müssen nun alle 14.000 Höfe in Schleswig-Holstein die zum Teil weitergehenden neuen Vorgaben beachten.

In Mecklenburg-Vorpommern moniert der regionale Bauernverband, dass die Werte bei 49 von 103 untersuchten Messstellen nach Ansicht eines hydrogeologischen Gutachtens nicht repräsentativ sein sollen. Das Gutachten hatte der Verband vom Berliner Geologen Stefan Hannappel anfertigen lassen, der es in Warsow vorstellte.

Landwirte in Existenzangst

In Mecklenburg-Vorpommern sollen aufgrund von Nitratmessungen 13 Prozent der Agrarfläche als «rote Gebiete» ausgewiesen werden, die als «nitratbelastet» gelten. Dort dürfen Bauern nur noch 80 Prozent der für die Pflanzen nötigen Nährstoffe düngen. Etliche Agrarbetriebe befürchten in der Folge geringere Erträge, sehen sich im Wettbewerb klar benachteiligt und ihre Existenz gefährdet.

«Die Messungen sind nicht das einzige Kriterium», sagte Jürgen Buchwald, Staatssekretär im Schweriner Landwirtschaftsministerium. Die Messwerte würden zusammen mit Bodenanalysen, Klimadaten und Ergebnissen der Pflanzenforschung betrachtet. Das sei aussagekräftiger. So habe man erreicht, dass es im Nordosten bereits 30 Prozent weniger «rote Flächen» gebe. Buchwald räumte aber ein, dass die Daten für eine ganz detaillierte Bewertung noch nicht ausreichten.

Unklare Datenlage

«So wurde der Nitratabbau in den Böden – im Gegensatz zu anderen Bundesländern hier gar nicht betrachtet», kritisierte Bauernpräsident Kurreck. Zudem sei unklar, aus welcher Zeit solche Nitratbelastungen überhaupt herrühren. Er forderte Ausnahmeregelungen, wenn Agrarbetriebe mit ihren Daten nachweisen, dass ihre Düngung nicht Ursache für erhöhte Nitratwerte sein kann. So habe man auch acht Stellen mit erhöhten Nitratwerten gefunden, bei denen nicht die Bauern die Verursacher waren. Dort seien Deponien oder Verkehrsflächen für Grundwasserbelastungen verantwortlich, hieß es.

«Wir wollen auch sauberes Grundwasser», erläuterte Kurreck. Und dort, wo es Nitratprobleme gibt, müsse auch gehandelt werden. Doch wenn es Zweifel an Messgrundlagen gibt, sollten diese ausgeräumt werden. Am Freitag wollen die Bauern ihre Forderungen untermauern: Unterstützt von hunderten Traktoren auf den Straßen soll eine Petition an Landtag und Landesregierung übergeben werden. (dpa/hp)