Wasser

BWB baut Riesen-Regenbecken

Jörg Simon, Chef der Berliner Wasserbetriebe, spricht von einer ingenieurtechnischen Meisterleistung. Sie ist ein weiterer Meilenstein im Umbau der Hauptstadt zur Schwammstadt.
16.06.2021

Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, bei einem Pressetermin anlässlich des Baubeginns des Regenüberlaufbeckens

Großes Finale im Berliner Stauraumprogramm: An der Chausseestraße in Mitte beginnt der Bau eines 16.750 Kubikmeter fassenden unterirdischen Abwasserparkplatzes. Diese Menge kann bei Starkregen dort künftig zwischengespeichert werden und so Kanalisation und Spree entlasten.

Aktuell werden auf dem Bauplatz hinter dem Pumpwerk des Radialsystems Berlin IV und neben der BND-Zentrale eine kreisförmige Betonwand 30 Meter tief in den Boden platziert. Innerhalb dieses sogenannten Schlitzwand-Kreises entsteht bis 2026 das Regenüberlaufbecken inklusive eines Entleerungspumpwerks. Es ist das mit Abstand größte Einzelprojekt und zugleich der Abschluss des seit Jahrzehnten laufenden Stauraumprogramms mit einer Gesamtspeicherkapazität von über 300.000 Kubikmetern.

Nächste Ziele

Bis dato haben die Wasserbetriebe und das Land Berlin davon in Form von Becken, Stauraumkanälen, Stauwehren und der Erhöhung vieler Überlaufschwellen insgesamt 249.000 Kubikmeter umgesetzt, weitere fast 15.000 Kubikmeter gehen in diesem Jahr in Charlottenburg und Pankow in Betrieb, an einer Reihe kleinerer Maßnahmen wird gearbeitet. „Das Stauraumprogramm war zuletzt ein Wettlauf von Ingenieurs-Meisterleistungen mit neuen Speicherbauten in vielen Formen gegen Klimawandel und Stadtwachstum mit zunehmender Versiegelung“, sagt der Ende Juni scheidende Wasserbetriebe-Vorstandschef Jörg Simon. Das Speicherprogramm füge sich in eine Reihe politischer Weichenstellungen zum dezentralen Regenwassermanagement in der Stadt ein. Dazu gehören etwa die Einleitbegrenzung in die Kanalisation, die Gründachförderung und die regenwasserabflusslose Gestaltung der neuen Wohngebiete und nicht zuletzt auch die Berliner Regenwasseragentur – wie das Stauraumprogramm ein Gemeinschaftsprojekt von Land und Wasserbetrieben.

„Konsequent umgesetzt und weiterentwickelt führen diese Weichenstellungen zum Umbau Berlins zur Schwammstadt“, sagt Simon. „Jeder Tropfen des in der Region meist viel zu knappen Regens, der nicht in Kanäle und damit abfließt, sondern vor Ort versickert, verdunstet oder genutzt wird, bringt uns diesem Ziel näher.“ Das nächste Gewässergüteprogramm müsse deshalb den Schwerpunkt auf Abkopplung legen – auch und gerade in der Mischkanalisation.

Flutung innerhalb von 30 Minuten

Das Becken fasst 2,2 Mal so viel wie der große Stauraumkanal im Mauerpark, der seit 2020 in Betrieb ist. Es „verschwindet“ komplett unter dem Platz am Ufer der Süd-Panke. Einzig sein markanter stählerner Schornstein ragt 30 Meter aus dem Boden. Wenn der Riesenbottich bei einem Gewitter innerhalb von 30 Minuten geflutet wird, dann entweicht durch die Esse die Luft aus dem Kessel. (hp)