Wasser

Channelling – Fracking der metallenen Art

Der Wasserschutz ist in Gefahr, weil im aktuellen Gesetz nur Energie-Fracking verboten ist. Unternehmen und Organisationen sind alarmiert.
15.02.2018

Für viele ist es selbstverständlich, dass Wasser aus dem Hahn kommt. Dahinter steckt aber sehr viel Know-how, Technik und ein großes Rohrleitungsnetz.

Haben Sie schon einmal etwas von Channelling gehört? Nein, es hat nichts mit dem Zappen durch die Fernsehkanäle per Fernbedienung zu tun. Channeling, auch Hydraulic Fracturing genannt, ist eine Methode, mit der Gestein im Boden durch Flüssigkeiten und/oder Chemikalien unter hydraulischem Druck gebrochen werden, um sie nach oben transportieren zu können. Also quasi ein Bergwerk ohne Stollenbau, ohne Kumpel unter der Erde, sondern mit chemisch-mechanischer Keule.

Im Sommer 2017 beschloss der Bundestag den neuen §13a im Wasserhaushaltsgesetz WHG. Der versagt Fracking zur Suche oder Gewinnung von Erdgas, Erdöl oder Geothermie. Seit 28. Januar 2018 ist dieser Passus in Kraft. Doch was nicht in Gesetzestext gegossen ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt. Zum Beispiel eben Verfahren, die mit Flüssigkeiten und Druck Mineralien, Erze oder andere seltene Materialien aus der Erde spülen sollen.

EU-Kommission fördert im deutsch-polnischen Grenzgebiet ein Versuchsprojekt

Gut: Schon in der DDR förderte so das Kombinat Wismut Uranerz nach oben. Schlecht: Die Beseitigung auch der unterirdisch-chemischen Hinterlassenschaften wird möglicherweise nie ganz gelingen. Auf jeden Fall kostet es jede Menge Geld, gefährdet das Grundwasser. Und eine Gefahr solcher "Ewigkeitsschäden" sahen alle, die sich am Donnerstag beim Mineralwasserproduzenten Frankenbrunnen in Neustadt/Aisch getroffen hatten, auch beim Metall-Fracking: Gerade Chemikalien könnten dabei im Boden bleiben.

Doch trotz dieser Erkenntnisse und Bedenken fördert die Europäische Kommission derzeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet ein Versuchsprojekt mit achteinhalb Millionen Euro. Biomore heißt es, und dessen Betreiber benutzen im Internet viel Grün. Aber Bio steht an dieser Stelle nur für die Bakterien, die das Gestein im Untergrund zerfressen helfen. Biologisch ist das dagegen nicht: Da waren sich Organisationen, Firmen und Umweltpolitiker des gesamten Spektrums beim Neustädter Treffen grundsätzlich einig.

In das Fracking-Verbot gehören Rohstoffe jeder Art hinein

Die Biomore-Forscher sehen ihr Projekt als "Zukunft des Bergbaus", wie auf biomore.info nachzulesen ist. Und ihnen ist offenbar sehr wohl bewusst, dass sie damit eine Gesetzeslücke ausschließen: Die Bemerkungen von Biomore-Mann Horst Heiny aus seinem Vortrag bei der EU auf Seite 36 lassen kaum einen anderen Schluss zu.

Uwe Kekeritz, Grünen-Bundestagsabgeordneter (MdB) aus Uffenheim, hat 2017 dem neuen Wasserhaushaltsgesetz  zugestimmt. Nun gab er in Neustadt unumwunden zu: "Ich bin als Politiker damals zu naiv gewesen – man möge mir die Naivität verzeihen. In dieses Fracking-Verbot gehören Rohstoffe jeder Art rein", ist seine Meinung heute. Doch der MdB hat einen Verdacht: "Die das Gesetz geschrieben haben, wussten genau, was sie tun."

Neue Grundwasserlagerstätten kaum noch zu finden

Denn "Biomore ist nur ein Beispiel": Darauf weist Josef Aigner hin, Umwelt-Chef bei Frankenbrunnen. Für Arno Dopychai, Vorsitzender der Vorstandes beim Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V., könnten beispielsweise (unterirdische) "Sprengungen eine Gefahr für die langfristig sichere Versorgung der Bevölkerung mit Wasser" bedeuten. Zumal: Egal, ob Mineral-, Heil- oder Trinkwasser, sind neue Grundwasserlagerstätten kaum noch zu finden hierzulande. Deshalb werde sich auch der deutsche Heilbäderverband bei seiner Jahrestagung mit Fracking bei Metallen beschäftigen, wie Georg Schießl von der Forschungsvereinigung des Verbands ankündigte.

Auch Karl Heinz Kolb, Geschäftsführer des Trinkwasserversorgers "Neustadtwerke", der Stadtwerke Neustadt a.d.Aisch, zeigte sich "sehr betroffen. Wenn man ein Wasserschutzgebiet anstrebt, ist man der böse Bube. Doch ab 100 Meter unter der Erde macht Bergrecht den Wasserschutz platt: Die gewinnen eigentlich immer", sprach er aus eigener Erfahrung. Seine Forderung deshalb: "Jegliches Fracking frühzeitig verhindern – nicht erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist." (hwr)