Wasser

Ein smarter Wald für nachhaltiges Trinkwasser

Der Wald im Fichtelgebirge, dem Wasserreservoir von Bayreuth, leidet sehr unter Trockenheit. Die Stadtwerke Bayreuth wollen nun herausfinden, welche Bäume am besten nachgepflanzt werden sollten – unter Einsatz von LoRaWan.
21.04.2021

Die Stadtwerke Bayreuth haben zusammen mit der studentischen Initiative Klimawald 1000 neue Bäume im Fichtelgebirge gepflanzt.

Aus dem Fichtelgebirge kommt ein Großteil des Trinkwassers der Stadtwerke Bayreuth. Gut 80 Quellen liefern jedes Jahr rund 1,2 Mrd. Liter. Trotz vorsichtiger Bewirtschaftung setzen Trockenheit und Borkenkäfer vor allem den Fichten zu. Auf knapp 10.000 Quadratmetern eines Stadtwerke-Waldes machte ein Sturm kurzen Prozess mit den geschwächten Bäumen.

„Und ich befürchte, das ist nur ein Vorgeschmack dessen, was dem Wald im Fichtelgebirge blühen könnte, wenn jetzt nicht alle gemeinsam gegensteuern“, sagt Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth. „Auch was unsere Quellen anbelangt, brauchen wir einen nachhaltigen Wandel, weil ein gesunder Wald enorm wichtig für unsere Wasserversorgung ist.“

Baumarten für eine gute Wasserqualität
 
Wie es auf den Flächen der Stadtwerke im Fichtelgebirge weitergehen soll, damit beschäftigt sich Jürgen Kramer. Bei den Stadtwerken kümmert er sich ums Nachhaltigkeitsmanagement der Trinkwasser-Schutzgebiete. Nur ein vielfältiger Wald ist wiederstandsfähig in Bezug auf die in Zukunft zunehmenden Trockenphasen.

„In Bezug auf die Trinkwassergewinnung wissen wir schon heute, dass Mischwälder mit einem hohen Anteil an Laubbäumen die besten Voraussetzungen für die Wasserwirtschaft bieten. Sowohl was die Grundwasserbildung anbelangt als auch in Bezug auf Trübstoffe, die in reinen Nadelwäldern in großer Menge anfallen“, sagt der Experte.

Drittelung der Testfläche
 
Weg von der Monokultur, hin zur Artenvielfalt: Dieses Ziel verfolgen die Stadtwerke Bayreuth gemeinsam mit der studentischen Initiative Klimawald Bayreuth und Gregor Aas, Direktor des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth. „Wir müssen jetzt Erfahrungen sammeln, welche Baumarten für das Fichtelgebirge geeignet sein könnten“, stellt Aas fest. Seiner Meinung nach besser gestern als heute, weil es in 50 Jahren zu spät sein könnte – Bäume wachsen eben langsam.
 
Damit das gelingen kann, habe man beschlossen, die Waldfläche zu dritteln, erklärt Kramer. Ein Teil werde der Natur überlassen. „Ohne, dass wir etwas unternommen haben, haben sich neben der Fichte bereits die Vogelbeere und die Erle dort angesiedelt.“

Versuche mit neuen Sorten

Auf der restlichen Fläche pflanzt die Initiative Klimawald Bayreuth gemeinsam mit Studierenden Bäume, die im Fichtelgebirge eher unüblich sind. Zum Beispiel die Weißtanne, die Aas als „wichtigen Hoffnungsträger fürs Fichtelgebirge“ sieht. „Weil sie tiefer wurzelt als die Fichte und bei Sturm nicht so leicht umgeworfen wird. Und sie leidet deutlich weniger unter Borkenkäfern – leider spielt sie bislang im Fichtelgebirge eine zu geringe Rolle.“

Ein weiterer Baum, der in Deutschland heimisch ist, und auf der Fläche der Stadtwerke gepflanzt werden wird, ist die Eibe. „Wir sind gespannt, wie sie mit der Höhe von gut 700 Metern zurechtkommt“, so Kramer.

Trockenresistente Baumsorten

Auf dem letzten Drittel der Stadtwerke-Fläche finden sich Bäume, denen Trockenheit wenig ausmacht, wie die Esskastanie oder die Hemlocktanne. „Eine weitere Art, die recht trockenresistent ist, ist die Traubeneiche“, sagt Aas. „Der war es bislang im Fichtelgebirge zu kalt. Wir müssen einfach sehen, wie sie sich hier entwickelt.“
 
Gut 1000 Bäume haben die Studierenden der Initiative Klimawald Bayreuth auf der Fläche der Stadtwerke gepflanzt. Die Entwicklung der Pflanzen soll auch im Rahmen von studentischen Abschlussarbeiten überprüft werden. Dabei können die Studenten auf ein technisches Angebot der Stadtwerke Bayreuth zurückgreifen: „Wir können Bäume und Fläche mit Sensoren ausstatten“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Bayer.

Sensoren messen Sonne und Wachstum

So könnten die Forscher Daten wie Bodenfeuchtigkeit, Wachstumsgeschwindigkeit, Sonneneinstrahlung und vieles mehr in Echtzeit erhalten. Die Daten der Sensoren könnten die Studierenden über ein sogenanntes LoRaWan-Netzwerk abrufen, das die Stadtwerke Bayreuth speziell zu diesem Zweck installieren würden. „LoRaWan ermöglicht es, Daten über große Reichweite zu übermitteln. Wenn die Studierenden diesen Weg mit uns gehen möchten, machen wir den Wald quasi smart“, betont Bayer. (hp)