Wasser

"Es wird zu viel gedüngt"

Der schleswig-holsteinische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck stellt den Nährstoffbericht vor und kritisiert die Wirkungslosigkeit der neuen Düngeverordnung stark. Dies helfe nicht weiter bei der Überdüngung.
16.03.2018

Die EU könnte erneut klagen: Wenn Landwirte zu viel Gülle pro Flächeneinheit ausbringen, gelangt zu viel Nitrat ins Grundwasser.

Der schleswig-holsteinische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck zieht eine verheerende Bilanz der neuen Düngeverordnung, mit der die Bundesregierung eigenlich die Nährstoffeinträge senken wollte: „Der Bund rechnet die Probleme nur weg. Durch die neue Verordnung dürfen Verluste bei den Bilanzen angesetzt werden.“  Dieser Ansatz hilft aber kaum weiter. Durch die neue Systematik könne das Land rein rechnerisch mit einem Bilanzsaldo von 41 Kilogramm Stickstoff pro Hektar im Landesdurchschnitt den Zielwert von 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar erreichen. „Aber in Wahrheit liegen die Überschüsse inklusive der Ammoniakverluste zum Teil bei über 100 Kilogramm. Mit den zulässigen Abschlägen wird gegenüber den Landwirten das falsche Signal gesetzt. Durchs Wegrechnen wird das  Problem nicht gelöst“, kritisierte Habeck.

Anlässlich des Wassertages hat der Umwelt- und Landwirtschaftsminister Daten des neuen Nährstoffberichts vorgelegt. In Schleswig-Holstein fallen jährlich rund 27 Mio. Tonnen an Gülle und Gärresten an. Das führt in bestimmten Regionen zu deutlich zu hohen Nährstoffüberschüssen und belastet weiterhin das Grundwasser. „Die 27 Mio. Tonnen sind einfach zu viel. Dort, wo hohe Viehbestände und viele Biogasanlagen zusammenkommen, passt der Nährstoffanfall nicht mehr mit den Ausbringungsflächen zusammen. Es wird schlicht weg zu viel gedüngt. Das hat dramatische Folgen für unser Grundwasser“, so Habeck.

Hälfte der Grundwasserkörper erfüllt die Wasserrahmenrichtlinie nicht

Nach wie vor halten 23 von 55 Grundwasserkörpern aufgrund der Nitratgehalte die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie nicht ein. „Wir sehen über all die Jahre trotz großer Anstrengungen seitens des Landes keine Verbesserungen“, zeigte er sich resigniert. Die neue Bundeslandwirtschaftsministerin ist deshalb gefordert, endlich Alternativen für die Landwirtschaft zu entwickeln, die ein wirtschaftliches Auskommen ohne immer größere Tierbestände ermöglichen.

Ein anderes Problem, das die Wasserversorger im Land umtreibt, entsteht aus dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. So zeigen die Untersuchungen des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, dass Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe und Abbauprodukte in nahezu allen Regionen des Landes im Hauptgrundwasserleiter festgestellt werden. Höhe und Häufigkeit der Befunde lassen allerdings nicht auf ein massives flächendeckendes Problem schließen, denn nur in 11 von 235 Messstellen oder 4,7 Prozent liegen die Werte über dem Trinkwassergrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Sorge wegen der Metabolite

„Sorge aber macht mir, dass wir immer häufiger die sogenannten nicht relevanten Metaboliten im Grundwasser finden“, betonte Habeck. In 72 Prozent der Grundwassermessstellen des Wasserrahmenrichtlinien-Messnetzes werden diese Abbauprodukte nachgewiesen. „Auch wenn sie nicht so gefährlich sind wie die Wirkstoffe, gehören sie unter Vorsorgegesichtspunkten nicht ins Grundwasser, stellte Habeck fest. „Wir müssen den Einsatz von Pestiziden konsequent reduzieren.“ (al)