Wasser

Niedersachsen sagt multiresistenten Keimen in Gewässern den Kampf an

Antibiotikaresistente Keime werden Mensch, Tier und Umwelt schnell zum Verhängnis. Niedersachsen entwickelte bereits 2016 eine Strategie gegen Antibiotikaresistenz, jetzt startet ein neues Etappenprogramm.
15.05.2018

Viel zu wenig ist bisher über das Vorkommen der Superkeime in Flüssen, Seen und Küstengebieten bekannt. Das will Niedersachsens Umweltministerium nun ändern, um langfristig und gezielt gegen die Verbreitung der resistenten Bakterien vorgehen zu können. Dazu werden im Rahmen eines Sondermessprogramms innerhalb der nächsten Tage 200 Proben an 80 verschiedenen Stellen entnommen und analysiert.

Für Olaf Lies, niedersächsischer Umweltminister sind die landesweiten Gewässeruntersuchungen dringend notwendig: So gäbe es momentan keine Kriterien oder Grenzwerte zur Bewertung von multiresistenten Keimen in Gewässern. Nur Badegewässer würden in der Badesaison auf Keime untersucht, Fließgewässer auf Schadstoffe, nicht aber auf multiresistente Keime. Auch an standardisierten Untersuchungsverfahren, wie sie in der Trink- und Abwasseruntersuchung üblich sind, würde es fehlen. Bisher habe der Gesetzgeber dafür keine Veranlassung gesehen. Lies weiter: „Wir haben also Wissenslücken, die wir schließen wollen. Niedersachsen ist hier Vorreiter.“

Strategie gegen Antibiotikaresisstenz läuft bereits seit vergangenes Jahr

Und das nicht erst seit heute: Bereits seit 2016 nimmt sich Niedersachsen intensiv der Problematik an und hat vergangenes Jahr begonnen seine Strategie gegen Antibiotikaresistenz in die Praxis umzusetzen. Das Konzept verfolgt den „One Health“-Ansatz, wobei die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt nicht isoliert betrachtet werden, sondern als zusammenhängende und sich beeinflussende Größen. Dementsprechend müssen sich verschiedene Institutionen über ihren Einsatz von Antibiotika austauschen und die Verbreitung stärker kontrollieren.

Die aktuellen Gewässeruntersuchungen ergänzen die Stratgie und werden vom niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn durchgeführt. Dabei kommt das sogenannte „HyReKa Methodenspektrum“ zum Einsatz. In dem deutschlandweiten Verbundsprojekt werden Standartmethoden zur Untersuchung der Verbereitung von antibiotikaresistenten Keimen entwickelt und erprobt. Dabei geht es u.a. um die mikrobiologische Bestimmung der Bakterien, um das Erkennen von Resistenzgenen in der Gesamtbiomasse und um die chemische Analytik zur Bestimmung von Antibiotikarückständen.

Für ein möglichst umfängliches Bild über die Belastung der Gewässer vor Ort werden sowohl Stellen in Regionen mit hoher Viehdichte und Standorte im Einflussgebiet von Kläranlagen beprobt, als auch Küstenbereiche, vermeintlich unbelastete Gewässer und Stellen, die nach Wasserrahmenrichtlinie kontrolliert werden. (ls)