Wasser

Ruhrgütebericht: Sorgen wegen Trockenheit und Kohleausstieg

Ruhrverband und AWWR berichten über Gespräche mit Behörden zur Wasserbewirtschaftung und die Folgen des Endes der Steinkohleförderung.
29.09.2020

Prof. Norbert Jardin, Vorstand Technik des Ruhrverbands (li.) und Robert Dietrich, stellvertretender Vorsitzender der AWWR bei der Vorstellung des Ruhrgüteberichts.

 

Der Ruhrverband und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) haben in Essen den aktuellen Ruhrgütebericht vorgestellt. Anlässlich der Veröffentlichung zeigte sich Prof. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, besorgt über die Auswirkungen des Klimawandels im Einzugsgebiet der Ruhr: „2020 ist das zwölfte zu trockene Jahr in Folge und die zehn wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn gab es in den letzten 20 Jahren. Positiv zu vermerken ist, dass die Talsperren des Ruhrverbands das Ruhrgebiet trotz der bereits im dritten Jahr anhaltenden extremen Dürre vor Engpässen bei der Trinkwasserversorgung bewahrt haben.“ Die Wasserabgaben aus den Talsperren haben im Jahr 2020 ein neues Rekordniveau erreicht.

Bisher waren in diesem Jahr Wasserzuschüsse aus den Talsperren an 137 Tagen erforderlich, um den Mindestabfluss an der Ruhr bei Schwerte zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund genehmigte das NRW-Umweltministerium die temporäre Reduzierung der Mindestabflüsse am Pegel in Villigst.

Gespräche mit den Behörden

Derzeit wird zwischen dem Umweltministerium, der Bezirksregierung Arnsberg, der AWWR und dem Ruhrverband über einen größeren Handlungsspielraum bei der Bewirtschaftung der Ruhrabflüsse und der Talsperren diskutiert, heißt es in einer Pressemitteilung. „Um klimaresilient aufgestellt zu sein, benötigt der Ruhrverband einen größeren Handlungsspielraum zur schonenden Bewirtschaftung der Talsperren als es das Ruhrverbandsgesetz momentan hergibt“, legt der stellvertretende Vorsitzende der AWWR, Robert Dietrich, eines der Hauptanliegen der AWWR und ihrer Mitgliedsunternehmen dar.

Neben der Trockenheit hat die Ruhrregion noch mit einer weiteren Herausforderung zu tun: Ende 2018 wurde der aktive Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier endgültig eingestellt. Dies war der Beginn der sogenannten Nachbergbauzeit, einer Wende, in der die Ruhrkohle AG die Grubenwasserhebung aus den tiefen Schächten der ehemaligen Bergwerke umstellt. Die Wasserhaltung im Schachtbergbau wird von der Menge her reduziert und auf wenige Standorte konzentriert. „Sie wird für die Ewigkeit von Nöten sein“, stellen Ruhrverband und AWWR fest. Als Konsequenz wird das Grubenwasser bis auf festgelegte Tiefen unter Gelände ansteigen.

Verschlechterung der Rohwassergüte

Die AWWR ist als Betroffene direkt in das wasserrechtliche Zulassungsverfahren und in den im Januar 2020 begonnenen Monitoring-Prozess eingebunden. Die bisherige Grubenwassereinleitung aus den Schächten in die Ruhr soll von 25 Mio. Kubikmeter nunmehr auf 40 Mio. Kubikmeter pro Jahr erhöht werden. Das würde für die Ruhr in jedem Fall eine Verschlechterung des Rohwassers bedeuten. „Wir werden uns die Planung und die daraus resultierende Folgen noch genauer ansehen, warnen aber jetzt schon vor möglichen negativen Folgen für die Ruhrwasserqualität“, erklärt Ulrich Peterwitz, Geschäftsführer der AWWR, das weitere Vorgehen.

Ob die zukünftige Wasserhaltung der RAG sich auch indirekt auf die Erbstollenwässer auswirken wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend bewertbar. „Wie wir wissen, hängt unter Tage alles mit allem zusammen. Angesichts der anstehenden Wende stellt sich für die AWWR somit auch die Frage: Wird sich die Einleitung aus den Erbstollen unter den neuen Randbedingungen in Zukunft verändern?“, so Peterwitz. (hp)