Coopetition als strategische Chance

Coopetition – eine Balance aus Kooperation und Wettbewerb
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Die Energiewirtschaft durchlebt eine Phase des Wandels, die sowohl Herausforderungen als auch große Chancen mit sich bringt. Die wachsende Nachfrage nach ganzheitlichen Energielösungen, von Wärmepumpen über Photovoltaik bis hin zur Elektromobilität, eröffnet Versorgungsunternehmen neue Geschäftsfelder. Gleichzeitig erwarten Kunden heute einfache und schnelle digitale Lösungen sowie moderne Tarifangebote mit Energiemanagement-Features.
Um diese Marktchancen optimal zu nutzen, setzen manche Energieversorger auf verschiedene Strategien: Während einige den Weg der organischen Entwicklung wählen und andere Fusionen eingehen, entdecken dritte die Potenziale von Kooperationsmodellen.
Fusion als eine Option von vielen
Fusionen bleiben ein etablierter Weg zur Marktkonsolidierung. Ein aktuelles Beispiel zeigt diesen Ansatz: Die Stadtwerke Diez verschmelzen mit der Energieversorgung Limburg. Diese grenzüberschreitende Fusion zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen soll helfen, sich "als lokale Energieversorger in einem sich verändernden Umfeld behaupten zu können“, wie Limburgs Bürgermeister erklärt.
Coopetition: Der intelligente Weg zu mehr Stärke
Ein anderes innovatives Modell, das neue Perspektiven eröffnet: die Coopetition – eine Balance aus Kooperation und Wettbewerb. Die Stadtwerke Herne und die Hertener Stadtwerke zeigen, wie sich kommunale Versorger durch strategische Zusammenarbeit noch stärker positionieren können. Die Basis ihrer Kooperation bilden unterschiedliche Kernkompetenzen: Während sich die Stadtwerke Herne durch Expertise in der Planung von Wärmeanlagen und Contracting auszeichnen, bringen die Hertener Stadtwerke Know-how im Bereich Photovoltaik und E- Mobilität ein.
Diese sich ergänzenden Schwerpunkte ermöglichen es beiden Unternehmen, ihr Leistungsangebot durch die Partnerschaft strategisch zu erweitern. So bearbeiten die Hertener Stadtwerke eingehende PV-Anfragen von Kunden der Stadtwerke Herne, während letztere sich um Wärmeanfragen von Kunden der Hertener Stadtwerke kümmern. "Die Zusammenarbeit ermöglicht es uns, Synergien zu schaffen, Effizienzen zu heben und Kosten zu senken. So kommen wir in der Energiewende einen riesigen Schritt voran, mit Wissensaustausch und gebündelten Kräften für eine nachhaltigere Zukunft“, erklärt Peter Daub, Vertriebsleiter Fernwärme und Energiedienstleistungen der Stadtwerke Herne.
Digitale Plattformen als Enabler
Der Erfolg solcher Kooperationen hängt auch von der digitalen Infrastruktur ab. Die Stadtwerke Herne und die Hertener Stadtwerke nutzen dazu das Energy XRM von Epilot, das es ermöglicht, Vertriebs-, Service- und Netzprozesse digital, transparent und effizient Ende-zu-Ende abzuwickeln – von der initialen Kundenanfrage bis zur Inbetriebsetzung und Rechnungsstellung.
Herne und Herten haben sich gegenseitig als Partner in der digitalen Plattform vernetzt und können so mit einem Klick Kundenanfragen ohne Informationsverlust untereinander weitergeben und bearbeiten – eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen eigenständigen Unternehmen bei gleichzeitiger Wahrung der eigenen Identität. "Kunden erwarten heute einfache und schnelle digitale Lösungen", weiß Marco Täuber, CSO der Stadtwerke Herne. "Darum haben wir das klare Ziel, die Customer Journey in den kommenden Jahren durch weitere Digitalisierung zu verbessern. Da passt Epilot mit seinen vorhandenen Schnittstellen perfekt."
Voraussetzungen für erfolgreiche Coopetition
Für eine erfolgreiche Coopetition müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst braucht es komplementäre Kompetenzen und Stärken, die sich sinnvoll ergänzen. Geografische Nähe ist zwar hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich – wichtiger ist die kulturelle Passung und das gewachsene Vertrauen zwischen den Partnern. Evangelos Kamarakis, Leiter EDL/Netzanschlüsse/Straßenbeleuchtung der Hertener Stadtwerke ergänzt: "Was hier entstanden ist, geht weit über eine normale Kooperation hinaus. Wir unterstützen uns gegenseitig bei der digitalen Transformation und schaffen so eine Win-win-Situation für beide Stadtwerke. Die geografische Nähe und ein hohes Maß an Grundvertrauen sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren."
Eine weitere Grundvoraussetzung ist die digitale Infrastruktur, die eine nahtlose Zusammenarbeit ermöglicht, wie das Beispiel aus Herne und Herten zeigt. Ohne entsprechende Plattformen und Schnittstellen bleiben Kooperationen oberflächlich und ineffizient. Schließlich müssen alle Beteiligten bereit sein, Transparenz zu schaffen und Geschäftsprozesse zu öffnen – ein kultureller Wandel, der Zeit und Vertrauen erfordert.
Zukunftsperspektiven
Die Entwicklung zeigt: Die Zukunft der Energiewirtschaft bietet vielfältige strategische Optionen. Kooperationsmodelle wie die Coopetition eröffnen etablierten Versorgern neue Wege, ihre Marktposition zu stärken und gleichzeitig von den Vorteilen erweiterter Kompetenzen zu profitieren. Die Balance zwischen Kooperation und Wettbewerb ermöglicht es, gemeinsam zu wachsen, ohne die regionale Verwurzelung und Kundennähe aufzugeben – zwei der wichtigsten Erfolgsfaktoren kommunaler Energieversorger.
Das Beispiel der Stadtwerke Herne und der Hertener Stadtwerke macht zudem deutlich: Die Energiewende gelingt am besten durch Zusammenarbeit, die auf regionaler Verankerung und digitaler Innovation basiert. "Dieses Projekt zeigt exemplarisch, wie Epilot als digitale Plattform Kooperationen zwischen Stadtwerken ermöglicht und verstärkt. Die Partner nutzen ihre komplementären Stärken und erschließen gemeinsam neue Geschäftspotenziale", so Michel Nicolai, Gründer und CEO von Epilot. "Coopetition ist damit mehr als nur ein Buzzword – es ist ein Erfolgsmodell für vorausschauende Stadtwerke." (sg)