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"Digitale Produkte erzeugen eine deutlich höhere Bindung zum Kunden"

Rund die Hälfte aller Kunden eines Energiemangagements öffnen mindestens einmal am Tag die dazugehörige App. Nutzungsstatistiken, die sonst nur Messenger oder Social Media Apps erreichen, sagt David Balensiefen, Mitgründer und Managing Director von GridX.
11.07.2021

David Balensiefen, Mitgründer und Managing Director von GridX.

Herr Balensiefen, welche Vorteile bietet die Digitalisierung Energieversorgern?
David Balensiefen: Digitalisierung hilft Energieversorgern erfolgreich am Markt zu bleiben und ihr Marktpotenzial weiter auszubauen. Dieser Markt ist sehr wechselhaft, denn Kund:innen wechseln schnell und bedenkenlos zum günstigsten Versorger, ohne weitere Aspekte zu beachten. Außerdem ermöglicht Digitalisierung für Energieversorger neue Geschäftsmodelle entlang der kompletten Wertschöpfungskette, die die Kundenbindung stärken: Digitale, innovative, kundenorientierte Lösungen machen Energie für Endkund:innen durch Visualisierung und Steuerungsm glichkeiten “erlebbar” und bieten einen echten Mehrwert.

Dem Energieversorger ermöglichen digitale Geschäftsmodelle eine vorausschauende Wartung, Ferndiagnosen und ein besseres Verständnis der Bedürfnisse der Kund:innen.
 

Haben Sie hier ein Beispiel?
Wir sehen schon heute bei unseren Partnern, dass digitale Produkte eine deutlich höhere Bindung erzeugen. So öffnen rund die Hälfte aller Nutzer:innen, die ein Energiemanagementsystem von uns haben, mindestens einmal am Tag die dazugehörige App. Das sind Nutzungsstatistiken, die sonst nur Messenger oder Social Media Apps erreichen.

Und wenn Sie das mit der traditionellen Kundenbeziehung im Energiesektor vergleichen, in der Sie einfach monatlich eine Rechnung erhalten und sonst gar keine Kommunikation stattfindet, sind das Welten.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg in die Digitalisierung der Energiewirtschaft?
Zum einen gibt es Schwierigkeiten bei der Schaffung von Netzwerken, da es sehr viele Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten und Sektoren gibt. Um ein koordiniertes System zu entwickeln, müssen diese Unterschiede verstanden und digitale, anpassungsfähige Lösungen bereitgestellt werden. Zum anderen sind Sicherheit und Datenschutz Herausforderungen einer digitalisierten Welt: Cybersecurity, genau wie der Schutz personenbezogener Daten, sind kontinuierliche Aufgaben, die sich ständig weiterentwickeln müssen, um die Sicherheit der Systeme zu gewährleisten. Auch die Politik spielt eine wichtige Rolle: Sie muss dem rasanten  Innovationstempo Schritt halten und entsprechend regulieren und fördern. Zu guter Letzt ist auch der Aufbau von digitalem Fachwissen sowohl bei Branchenexperten als auch bei Endanwender:innen entscheidend, um die Akzeptanz neuer Technologien zu fördern.

Wie geht die Entwicklung Ihrer Meinung nach hier weiter?
Der Klimawandel drängt und so wird der Anteil erneuerbarer Energien immer weiter steigen. Diese Entwicklung birgt zwei Kernherausforderungen: Zum einen sind erneuerbare Energien kaum steuerbar. Das bedeutet, dass wir in Zukunft viel mehr Flexibilität im Netz brauchen werden – sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Auf der Angebotsseite wird es Speicher ben tigen, die Energie in Zeiten von Überproduktion aufnehmen können.

Auf der Nachfrageseite ermöglicht es die fortschreitende Elektrifizierung von Mobilität und Heizen, Lasten besser zu steuern und so zu glätten. Lädt ein Elektroauto heute sobald es eingesteckt wird mit voller Leistung, könnte es in Zukunft abhängig vom aktuellen Strompreis laden. Das ist nicht nur netzdienlicher sondern auch günstiger für Endverbraucher:innen. Zum anderen wird das Netz dezentraler mit vielen kleinen Erzeugern und Speichern. Das Netz ist dafür nicht ausgelegt. Deswegen braucht es intelligente Lösungen, die Energienachfrage und -angebot möglichst lokal zusammenführen.
Für beide Herausforderungen sind digitale Lösungen zentral: Ein Netz mit Millionen Erzeugern, Verbraucher:innen und Speichern lässt sich nicht manuell steuern.

GridX

Das Aachener Start-up bietet individuelle White-Label-Lösungen für Energie- und Technologieunternehmen in verschiedenen Bereichen des Energiemanagements. Mit Eon und der Universität Duisburg Essen wird aktuell am Bürostandort von Eon ein durch künstliche Intelligenz erweitertes dynamisches Lastmanagement  (DLM) erprobt.