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Metering: Kooperationsnetzwerk „1:network“ gegründet

EMH Metering hat mit Netze BW, Stromnetz Hamburg und Stadtwerke Karlsruhe Netzservice „1:network“ (gesprochen: „one to network“) gegründet. Gemeinsames Ziel ist, die Nutzung der „1:n“-Funk-Lösung voranzutreiben und deren Marktreife zu beschleunigen.
11.10.2022

Freuen sich über die Kooperation (von links): EMH-Metering-Chef Peter Heuell, Arkadius Jarek von Netze BW, Christian Günther, Leiter Messstellenbetrieb Stadtwerke Karlsruhe Netzservice, und Eric Kallmeyer von Stromnetz Hamburg.

„Mit ‚1:network‘ bündeln wir unsere Kräfte als Entwickler mit denen der Anwender, damit die Lösung dem Markt schnellstmöglich zur Verfügung steht“, betont Peter Heuell, Geschäftsführer von EMH Metering. Die Partnerschaft sei daher ein wichtiger Meilenstein für die Wirtschaftlichkeit des Rollouts und die Digitalisierung der Energiewirtschaft.

Die vier Gründungs-Partner von „1:network“ unterzeichneten den Kooperationsvertrag auf den Metering Days in Fulda. Die Kooperation strebt vor allem an, die Praxistauglichkeit der Rollout-Lösung weiter voranzutreiben. Mit dem Know-how der Gründungspartner kann die 1:n-Lösung weiter an den Bedürfnissen des Marktes ausgerichtet und die Interoperabilität befördert werden. Das beschleunige die Marktreife erheblich, so die vier.

Mehr Zähler, weniger Kabel

„Je besser wir die spezifischen Anforderungen der Messstellenbetreiber kennen, desto eher können wir sie in die weitere Entwicklung einfließen lassen“, betont Heuell. Die Netzwerkpartner wollen zudem die Kommunikation der Lösung im Markt sowie gegenüber Behörden und Standardisierungsinstituten bündeln. EMH Metering hat die 1:n-Funk-Lösung gemeinsam mit Netze BW entwickelt. Das Anbindungsverhältnis von Zähler und Gateway ist üblicherweise 1:1. Es ließ sich bisher nur aufbrechen, indem weitere Zähler per Kabel angebunden wurden. Doch diese Montage ist aufwändig.

Die Anbindung ist zudem nur möglich, wenn sich Zähler und SMGW in einem für die Verkabelung geeigneten Zählerschrank befinden. Das begrenzt die Anzahl der modernen Messeinrichtungen (mMe), die sich anbinden lassen. 1:n per Funk ermöglicht die Anbindung von mehr Zählern mit weniger Kabeln. So können die Kosten für den Messstellenbetreiber erheblich gesenkt werden.

“Mit der 1:n-Funk-Lösung lassen sich auch optionale Einbaufälle wirtschaftlich anbinden. Also solche, bei denen aktuell noch keine SMGW-Einbaupflicht besteht“, betont Arkadius Jarek von Netze BW. „Auf diese Weise können wir deutlich mehr Kunden mit unseren neuen Dienstleistungen erreichen, als vom Pflichtrollout vorgesehen.“ Die Labortests sind demnach bereits erfolgreich abgeschlossen. Die Lösung soll nun so weiterentwickelt werden, dass sie interoperabel ist – d.h. mit Geräten verschiedener Hersteller funktioniert.  

Anspruchsvoll, aber wirtschaftlicher

Eric Kallmeyer von Stromnetz Hamburg weist auf die besondere Bedeutung der Kooperation „1:network“ mit dem Ziel der technischen Weiterentwicklung hin: „Der Betrieb vollautomatisierter Prozesse rund um die Gateway-Administration stellt uns grundlegend vor Herausforderungen. Das Testen und Umsetzen einer 1:n-Funk-Lösung ist umso anspruchsvoller. Ich freue mich daher sehr, mit den anderen beiden grundzuständigen Messstellenbetreibern die ersten Schritte gemeinsam zu gehen. Dazu werden wir uns intensiv abstimmen. Wir können gegenseitig von unseren Erfahrungen lernen, so dass uns die Entwicklung insgesamt leichter fallen sollte.“

Christian Günther, Leiter Messstellenbetrieb Stadtwerke Karlsruhe Netzservice, hebt die 1:n Funktionalität als einen der Hebel für die Wirtschaftlichkeit des Rollouts hervor und ergänzt: „Großes Potential sehe ich bei der technischen Umsetzung immer komplexer werdender Messkonzepte, beispielsweise beim Aufbau von Mieterstrommodellen. Der Einsatz von Funk bietet uns hierbei größtmögliche Flexibilität, um auf die unterschiedlichen Gegebenheiten beim Einbau Rücksicht zu nehmen.“

Für die Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende sei 1:n ein wichtiger Baustein. Denn die Anbindung mehrere Messpunkte eines Letztverbrauchers an ein Gateway ist mit der Lösung ebenfalls möglich. An einem Hauptanschluss könne ein Messstellenbetreiber bspw. zusätzlich die Zähler für eine Wärmepumpe und eine EEG-Anlage aufbauen. Ein solches Szenario wird künftig immer häufiger auftreten. Denn zunehmend mehr Kunden müssen für Ihre Wärmepumpen, E-Autos oder PV-Anlage ein intelligentes Messsystem (iMsys) installieren, heißt es in der Pressemitteilung dazu.

Technischer Hintergrund

Bei der neuen 1:n-Lösung von Netze BW und EMH Metering erfolgt die Kommunikation zwischen Zähler und Smart-Meter-Gateway über Funk im wireless M-BUS-Protokoll nach dem OMS-Standard (Open Metering System). Dadurch sei die Lösung interoperabel einsetzbar. Das Protokoll wurde so weiterentwickelt, dass künftig die eichrechtlichen und regulatorischen Vorgaben bei Umsetzung des Tarifanwendungsfalls (TAF) 7 im wM-BUS-Protokoll eingehalten werden.

Die Firmware seines Smart-Meter-Gateways habe EMH Metering ebenfalls angepasst. Die 1:n-Lösung soll künftig alle Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) an ein intelligentes Messsystem erfüllen. (sg)