Smart City / Energy

Modulares Netzleitsystem für die Systemführung

Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz baut im Austausch mit anderen Netzbetreibern, Industrie- und Softwareunternehmen ein eigenes modulares, digitales Leitsystem für die Systemsteuerung in seiner Regelzone auf.
27.09.2023

Zentrale von 50Hertz in Berlin: Die Übertragungsnetzbetreiberin sieht sich als Vorreiterin der Energiewende und strebt eine 100-prozentige erneuerbare Stromversorgung in ihrer Regelzone bis 2032 an.

Mit der Modular Control Center System (MCCS) genannten hauseigenen Entwicklung will 50Hertz die Steuerung des Stromübertragungsnetzes fit für Herausforderungen der Energiewende machen. Vor geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wurde erstmals eine Schaltung unter Strom an einer Sammelschiene im Umspannwerk Neuenhagen bei Berlin mit dem neuen System  demonstriert.
 
Zugleich startete die Übungsphase für den sogenannten Schattenbetrieb. Die vollständige Inbetriebnahme von MCCS im Regelbetrieb ist für 2025 geplant. In den nächsten zwei Jahren trainieren die Teams und Operator im Control Center, der Leitwarte von 50Hertz, den Einsatz der neuen Software im Alltag.
 
 

Hintergrund

Die Energiewende stellt neue Anforderungen an die Netzbetreiber und ihre Systemführungen. Die Volatilität der Einspeisung Erneuerbarer Energien sowie eine in Zukunft stark steigende Zahl von steuerbaren elektrischen Verbrauchern wie Elektrofahrzeugen oder Wärmepumpen macht flexible und volldigitale Lösungen notwendig, um dauerhaft die Komplexität des Gesamtsystems beherrschen zu können.

50Hertz will daher die bisherige Systemlandschaft schrittweise gegen eine modulare Entwicklung mit vielen miteinander kompatiblen Bausteinen austauschen, die teilweise selbst entwickelt und teilweise von unterschiedlichen Industrieunternehmen geliefert werden können. Das Gesamtsystem soll eine stärkere Automatisierung enthalten, die notwendige Stabilität weiter gewährleisten und den steigenden Bedarf an Flexibilität decken.

Weg von monolithischer Lösung

Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb (CMO) bei 50Hertz: „Mit der Entwicklung des MCCS packen wir auch die digitalen Herausforderungen der Energiewende ganz konkret an. Wir wollen mit unserem neuen Ansatz noch sicherer, flexibler und damit zukunftsfit werden, um immer mehr Erneuerbare Energien in das Gesamtsystem integrieren zu können."

Bisher werden bei den Netzbetreibern häufig noch monolithische Software-Lösungen. Diese sind in einer Zeit schneller Veränderungen jedoch zu starr. Neuentwicklungen oder Anpassungen müssen in Zukunft mit geringerem Zeit- und Kostenaufwand möglich werden, sodass neue Ansätze erforderlich sind, so 50Hertz.

Neuer Weg mit Plattform

Weil im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf Erzeugungs- und Verbrauchsseite mit einem starken Anstieg von Messdaten, Ereignissen und Aktionen im elektrischen System zu rechnen ist, hat 50Hertz bereits im Jahr 2020 beschlossen, mit der Entwicklung von MCCS einen neuen Weg einzuschlagen. Das neue Netzleitsystems als Plattform soll zukünftig die notwendige Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit gewährleisten, die für die digitale Umsetzung der Energiewende erforderlich ist.
 
In den kommenden Monaten soll der Funktionsumfang des MCCS schrittweise erweitert werden, bis die Bestandssysteme für Netzüberwachung und -steuerung planmäßig 2025 abgelöst werden können. Die Erfahrungen und das Wissen über die Entwicklung der neuen Softwareplattform will 50Hertz auch mit anderen Netzbetreibern, Industrieunternehmen und weiteren Stakeholder-Gruppen teilen und Kooperationen aufbauen, um von Synergieeffekten in der Weiterentwicklung zu profitieren. (sg)